Politica | Aus dem Blog von: Salt & Pepe

Postkarte aus Korea-Süd (1): Antikommunismus im Samsung-Land

Werden wir auch so leben, eines Tages?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Wenn Südkorea einen Vorgeschmack der Zukunft bietet, dann den, dass wir alle mit mobilen Fernsehern herum rennen und fahren werden, dass unsere Telefone zu Fernsehern werden, wo, wie früher die ‚radiolina’, jetzt Serien gestreamt werden.

In Nordkorea wird dieser Tage ein Skigebiet eröffnet, der Junior-Stalinist Kim Jong Un wedelt gerne, und will zu den Winterolympiaden 2018 in Südkorea Medaillengewinner sehen.

Vielleicht kann er so ein paar todesmutige Abfahrspezialisten herantrainieren, aber an Fortschritt, an schwindelerregendem turbo-kapitalistischem Sausewind wird er es nie mit Südkorea aufnehmen können. Auch die Zukunft unserer Wohnungen scheint es zu sein, dass sie als glitzernde Wolkenkratzer sich schlussendlich in Fernsehbildschirme verwandeln, alles verdampft, verflüssigt sich, bis es Video wird.

Schnell, schnell....Entwicklung

Südkoreas Entwicklung ist unfassbar, so schnell hat das Land sich von einem Agrarstaat zur Industrienation gewandelt; bei der Teilung der beiden Koreen in den 1950er Jahren stand der Norden noch besser da, mit mehr Resourcen ausgestattet. Natürlich, der Entwicklungssprint ereignete sich unter einer Diktatur, von 1960 bis in die 1980er hinein war Korea ein autoritär regiertes Land, in dem Oppositionelle mundtot gemacht wurden, in dem Wirtschaftswunder sich mit brutaler Repression verband; das Ganze, naturgemäß, unter US Vormundschaft, und mit US Unterstützung.

Was bedeutet es dann, heute, dass in freien Wahlen die Tochter des früheren Diktators zur Präsidentin gewählt wurde? Eine Wiederkehr, ein Rückfall? Auf jeden Fall ein Wiederaufleben des Kalten Kriegs in den Köpfen: hier wird kritischen Geistern, die Missstände aufzeigen, noch beschieden wie anno-dazumal: „Wenn es euch hier nicht gefällt, geht doch nach drüben!“

Widerstand - es gibt ihn

Die Opposition aber lässt sich nicht mundtot machen; ich habe selten so viel Kampfgeist, so viel Willen zum Widerstand und Mut gesehen, wie in den Reihen jener, die sich hier wehren: Gegen die Einrichtung eines US-Marinestützpunktes mitten im Weltnaturerbe der Insel Jeju, gegen die südkoreanischen „servizi deviati“, deren hehrer antikommunistischer Zweck alle möglichen schmutzigen Mittel heiligt.

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Michael Bockhorni Mer, 10/16/2013 - 14:49

mal was aus einer andern ecke der welt zu lesen und das via salto. eine wohltuende abwechslung zu endlosen freistaats- bzw. mann/frau debatten

Mer, 10/16/2013 - 14:49 Collegamento permanente
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Thomas Leoni Gio, 10/17/2013 - 08:47

Ich war nie dort. Aber für mich hört sich Korea wie ein faszinierendes Land der Widersprüche an. Kalter Krieg auf der einen Seite, Technologie und Zukunftsvisionen auf der anderen. Noch dazu wenn man bedenkt, dass Südkorea seinen rasanten Aufstieg einer wirtschaftspolitischen Strategie verdankt, die mit hohen Schutzzöllen und "importsubstituierender Industrialisierung" so gar nicht dem entspricht, was vom Mainstream empfohlen wird.
Danke für diese Eindrücke.

Gio, 10/17/2013 - 08:47 Collegamento permanente
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Roland Kofler Gio, 10/17/2013 - 21:20

War im Mai in SK. Jetzt weiß ich was Gangnam Style ist. Schnell einen Gucci Shop in den Stahlbeton knallen und mit dem Lambo zwischen Graubauten durchfetzen.
Man muss wissen es gibt 2 Metropolen im land die 3/4 der Bevoelkerung ausmachen, und das Land ist offline
Deshalb zugezogene? Taxifahrer die den Ausbildungssprint nicht mitmachten, so das sie keine Landkarte ihrer eigenen Stadt entziffern koennen, das beste Navi haben das sie nicht bedienen koennen. Doch die bleiben fuer Ferenghi eh nicht stehn weil das eben nur Probleme macht. Totales "Lost In Translation" wo nicht mal mehr die Zeichensprache greift.
Tolle Markthallen wo man unglaublich schlemmen kann, Kimchi ueber alles, und Korean Sushi wo ich mein Opfer lebendig im Fischmarkt aussuchen kann, und ein Stock hoeher ins Restaurant trage.
Intoewan und wenn man mit dem Touristenbus zur Grenze Nordkorea fährt gibst wieder "Kangnam Style" auf Video. Nord Korea ist Tourism Attraction No. 1.

Gio, 10/17/2013 - 21:20 Collegamento permanente