Cronaca | Corona-Krise

“Die Stimmung ist relativ schwierig”

Für Südtirol gelten nun einige neue Vorgaben: Mund-Nasen-Schutz ist Pflicht, Eltern dürfen gemeinsam hinaus. Beschlüsse über Hilfsleistungen gibt es nach wie vor keine.
Arno Kompatscher
Foto: Screenshot/Youtube/Land Südtirol

Die einschränkenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus wurden italienweit bis zum 13. April verlängert. Nach dem Dekret von Ministerpräsident Giuseppe Conte hat Landeshauptmann Arno Kompatscher am Donnerstag Abend eine neue Dringlichkeitsverordnung unterzeichnet, mit der die staatlichen Vorgaben übernommen und teilweise präzisiert werden. Vier Anpassungen wurden für Südtirol gemacht.

 

“Bürgerpflicht” Mund-Nasen-Schutz

 

Obwohl sich Experten nicht einig sind, wie sinnvoll das allgemeine Tragen eines Mundschutzes ist, ist das Bedecken von Mund und Nase beim Verlassen der eigenen Wohnung nun in Südtirol Pflicht. “Das bietet keinen 100%-igen Schutz”, betont Landeshauptmann Kompatscher. “Aber so wird das Ansteckungsrisiko mittels Tröpfchenübertragung reduziert.” In der Verordnung heißt es wörtlich, dass Mund und Nase “mit geeigneten Schutzmitteln” bedeckt werden müssen. “Geeignet”, um das Übertragungsrisiko einzuschränken, sind laut Kompatscher nicht alleine übliche chirurgische Masken, sondern auch ein Schal, ein Schlauchtuch oder ein Halstuch. Es gilt also keine allgemeine Maskenpflicht, sondern die “Bürgerpflicht”, einen “Mundschutz in irgendeiner Form” zu tragen, so der Landeshauptmann wörtlich.

 

Handel

 

Alle Menschen, die derzeit in den Lebensmittelgeschäften, Metzgereien und Bäckereien arbeiten, müssen nun eine persönliche Schutzausrüstung tragen. Diese werde der Südtiroler Sanitätsbetrieb in den kommenden Tagen bereit stellen, kündigt Kompatscher an.

Zudem hat er angeordnet, dass in den Geschäften des Detailhandels neben Lebensmitteln und Gütern des Grundbedarfs auch Schreibwaren und Artikel des täglichen Gebrauchs mit verkauft werden, sofern sie im Sortiment des Geschäfts (die Rede ist vor allem von kleinen Gemischtwarenhändlern, die der Nahversorgung dienen) vorhanden sind. In den vergangenen Tagen hatte die Finanzpolizei bei Kontrollen mehrere Strafen verhängt, weil das staatliche Dekret keine spezifischen Vorgaben enthält, ob andere Produkte als Lebensmittel verkauft werden dürfen. Für Südtirol ist das nun geregelt.

 

Firmenbesitzer zur Arbeit

 

Für Firmenbesitzer ist es möglich, in ihrem Betrieb zu arbeiten. Auch Familienmitglieder des Betriebsinhabers dürfen in der Firma mitarbeiten, sofern sie mit diesem in einem Haushalt leben. “Persönliche Kontakt zu Kunden oder Lieferanten sind jedoch nicht erlaubt”, stellt Kompatscher klar. “Außerdem muss für die eventuelle Hinfahrt bzw. für die Rückfahrt von der Betriebsstätte die Eigenerklärung mitgeführt werden.” (hier zum Download in deutscher oder italienischer Sprache)

 

Beide Eltern und Sport

 

Anders als im Dekret von Premier Conte festgelegt, dürfen in Südtirol beide Eltern mit ihren Kindern für einen kurzen Spaziergang das Haus verlassen. Allerdings dürfen sie sich weiterhin nicht mit anderen Familien treffen. Grundsätzlich gilt, so der Landeshauptmann: “Wer gemeinsam ständig in einem Haushalt lebt, darf gemeinsam hinaus. Die Nähe zu anderen Personen, mit denen man nicht unter einem Dach lebt, ist zu vermeiden.”

Bewegung und Sport sind – in einem Abstand von drei Metern von anderen Personen – erlaubt. Kompatscher erinnert: “Bei allen Bewegungen gilt nach wie vor: Man darf nur in der Nähe des eigenen Zuhauses unterwegs sein. Eine Vorgabe des Abstands in Metern von der eigenen Wohnung ist in der Dringlichkeitsmaßnahme nicht enthalten. Gemeinden können allerdings eine Vorgabe dazu machen. Spiel- und Freizeitaktivitäten sind weiterhin nicht erlaubt. Parks und Spielplätze bleiben geschlossen. Auf Bänken im Freien darf man sich nicht hinsetzen. Die Ordnungskräfte werden weiterhin kontrollieren, wobei das Hauptaugenmerk bei der Einhaltung der Regeln auf dem Schutz der Gesundheit liegt.”

 

Wann kommt das Geld?

 

Auf Nachfrage der Journalisten, wann die zugesagten wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen umgesetzt werden, gestand Kompatscher bei der virtuellen Medienkonferenz am Donnerstag, dass es noch keinen Beschluss der Landesregierung gebe. Anders als angekündigt hat am Donnerstag keine außerordentliche Sitzung der Landesregierung stattgefunden. Man sei noch dabei die letzten Details zu klären und zusammenzutragen. “Spätestens am Dienstag” soll ein erster Beschluss vorliegen, mit dem die Hilfen für Unternehmen, Familien und Bürger anlaufen.

Die Kapitalbeiträge für Unternehmen und Familien, die Bankgarantien des Landes und die Umbuchungen im Landeshaushalt wird die Landesregierung im Dringlichkeitsverfahren mittels Beschluss regeln. Diese werden anschließend vom Landtag ratifiziert. Darauf hat sich der Landeshauptmann am Donnerstag erneut mit den Fraktionssprechern verständigt. “Ich bin dankbar, dass sie diesem unkonventionellen Vorgehen einhellig zugestimmt haben”, sagt Kompatscher. In den kommenden drei Wochen wird allerdings keine Landtagssitzung stattfinden. Außerdem ist immer noch nicht klar, in welcher Form sie abgehalten wird: normal oder digital? Es könnte darauf hinaus laufen, dass es eine physische Sitzung gibt – unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsvorschriften –, bei der Landtagsabgeordnete, die sich nicht nach Bozen begeben wollen per Video zugeschaltet werden.

 

Das große Hilfspaket, das die Landesregierung geschnürt hat, wird hingegen den ordentlichen Gesetzesweg durch den Landtag nehmen und im Mai dort behandelt werden. “Ich hoffe, die Landtagssitzung im Mai im Plenarsaal stattfinden kann – natürlich mit Schutzmaßnahmen für Abgeordnete und Personal”, sagt Landtagspräsident Sepp Noggler.

 

Landeshauptmann Arno Kompatscher schloss die Medienkonferenz am Donnerstag mit einem persönlichen Kommentar: “Ich, aber auch andere, haben beobachtet, dass die Stimmung im Land inzwischen relativ schwierig geworden ist. Immerhin leben wir nun schon seit langer Zeit mit großen Einschränkungen. Da ist es klar, dass mitunter die Nerven blank liegen. Die Appelle zum Zusammen- und Durchhalten kann man vielfach nicht mehr hören. Trotzdem: Wir müssen weiter schauen, das Beste aus der Situation zu machen. Die Zahlen lassen uns glauben, dass die Maßnahmen deutliche Wirkung zeigen und wir auf dem richtigen Weg sind.” Nach Ostern, so die Hoffnung, könne der “schrittweise Übergang” zur Wiederaufnahme des wirtschaftlichen und dann auch sozialen Lebens beginnen.

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erich kofler f… Ven, 04/03/2020 - 15:36

Angefeuert durch Covid19 breitet sich inzwischen eine weitere Seuche aus, jene des Denunziantentums. Über die Existenz dieser ganz üblen Spezies Mensch hat man schon immer gewusst, jedoch während einer Krise bauen sich diese Typen zu ungeahnten Größen auf. Viele Bürgermeister sind damit konfrontiert, jedoch nicht ganz hilflos dagegen. Diese schlechte Umgangsform hört schnell auf, wenn die Denunzianten sich nicht weiter in der Anonymität verstecken können. Es sollten jene betreffenden Personen, die etwas zu melden oder zu denunzieren haben, mit ihrem Namen genannt und dem Denunzierten die Identität und die Beschwerde weitergeleitet werden.

Wir befinden uns noch in einer überschaubaren Krise, aber sollte irgendwann eine tatsächlich kritische Situation eintreten, dann kann das Denunziantentum, wie schon öfters geschehen, enormen Schaden anrichten und viele Menschen direkt ins Lager und in die Vernichtung führen. Deshalb ist die Politik aufgerufen, um den zivilen Zustand unserer Gegenwart hervorheben, diesen miserablen Charaktertypen keine Unterstützung zu geben.

Ven, 04/03/2020 - 15:36 Collegamento permanente
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Veico Strim Ven, 04/03/2020 - 22:35

Ci impegnamo a rispettare le regole, lo diciamo ai figli, rinunciamo a correre (per chi lo fa) con l’obiettivo di dare il nostro contributo a far passare velocemente questa grave situazione e poi dalla finestra ti vedi passare un politico rinomato che corre tranquillamente...non ci credo, ma quando sarà il momento so chi non votare...la legge è uguale per tutti, quasi

Ven, 04/03/2020 - 22:35 Collegamento permanente
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Horst Trocker Ven, 04/03/2020 - 22:36

Frage bezüglich Mundschutz:
Wenn dieser so hoch gepriesene Mundschutz nun die „Rettung“ zu sein scheint und die Bevölkerung so gut schützen kann ...
In welchem gesundheitlichen „Zustand“ haben wir uns dann davor befunden?

Ven, 04/03/2020 - 22:36 Collegamento permanente
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Christoph Wallnöfer Ven, 04/03/2020 - 23:02

Was mich einmal interessieren würde: gibt es denn eigentlich wissenschaftliche Grundlagen auf denen diese ganzen Dringlichkeitsverordnungen unserer Landesregierung/LH Arno Kompatscher beruhen? Worauf stützt er sich wenn er Mundschutz usw. verordnet?
Wenn ich mir die Debatte in Deutschland ansehe dann kommen mir da gewisse Zweifel. Die Aussagen des Virologen Dr. Hendrik Streeck (Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn) in der ZDF-Sendung mit Markus Lanz am 31. März zeigen dass da wissenschaftlich ziemlich viel unklar ist und grundlegende Untersuchungen weder von der obersten Behörde noch von sonst jemandem noch gar nicht durchgeführt wurden.
Zitat aus der Kurzbeschreibung des ZDF zur Sendung: "Der Virologe Streeck sagt, das Hauptproblem in der aktuellen Diskussion seien fehlende Daten und Fakten, um Entscheidungen zu treffen. Die Wirkung der Maßnahmen vor der Kontaktsperre sei nicht ausreichend überprüft worden, außerdem fehlten Richtlinien für eine Exit-Strategie, so Streeck."

Ven, 04/03/2020 - 23:02 Collegamento permanente
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Peter Gasser Ven, 04/03/2020 - 23:08

Also sei nochmal zitiert, mit Bezug zu “c)”:
“ c) a tutta la popolazione, quale segno di rispetto verso il prossimo e la collettività, di coprire naso e bocca con mezzi protettivi idonei quando ci si reca **fuori dall’abitazione** e nei rapporti sociali consentiti”.
“Abitazione” ist oben erklärt.
Der Bezug zur Corona-Pandemie ist in der Einleitung klar gegeben, wie es im systematischen Aufbau solcher Verordnungen üblich ist.

Ven, 04/03/2020 - 23:08 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Sab, 04/04/2020 - 09:39

Eine Frage an die Ärzte:
Hat es wirklich Sinn, auf der Straße einen Mundschutz/Tuch was auch immer zu tragen, wenn ich mich wo bewege, wo keine anderen Menschen sind, bzw. darauf achte, dass ich mindestens zwei Meter von anderen entfernt bin? In Supermärkten und anderen geschlossenen Räumen, in denen sich mehrere Menschen einhalten, kann dadurch vielleicht die Wahrscheinlichkeit reduziert werden, dass andere Menschen angesteckt werden, wenn der Maskenträger positiv ist, aber auf der Straße? Wird durch solche eine Verordnung nicht noch eher für mehr Verunsicherung und Panik gesorgt? Ist das medizinisch irgendwie begründbar? Ist es nicht eher sinnvoll, das auf Supermärkte etc. zu begrenzen, bzw. für Situationen, wo sich Menschen wirklich näher kommen, auch z.B. Lieferdienste?
Ein weiterer Aspekt ist, dass es immer noch an Masken fehlt, wo es wirklich wichtig und dringend ist, und es aus meiner Sicht wichtiger ist, die kritischen Stellen damit auszustatten, anstatt auf freier Straße einen Maskenzwang anzuordnen - ich weiss von einem Krankenhaus (in Deutschland), wo die interne Wäscherei inzwischen Masken näht, weil sie befürchten, dass ihnen das Schutzmaterial ausgeht - wer braucht Masken dringender, das Gesundheitspersonal, oder jemand, der sich im Freien aufhält?
Ich weiss es nicht, aber ich habe starke Zweifel an der Sinnhaftigkeit der neuen Verordnung, und wenn das nicht medizinisch zu begründen ist, stellt sich für mich die Frage, ob die Politik über diese Verordnung nochmals nachdenken und verfeinern sollte (eben z.B. Beschränkung auf Supermärkte)
Kann mich hier jemand aufklären?

Sab, 04/04/2020 - 09:39 Collegamento permanente
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Sepp.Bacher Sab, 04/04/2020 - 18:17

In risposta a di Schorsch Peter

Herr Schorsch, Sie sprechen mir aus der Seele!
Die Begründung lautet, dass die Viren in der Luft seinen, oder am Boden und durch die Bewegung aufgewirbelt werden. Deswegen werden auch die umstrittenen Desinfektionen der Straßen, Türen, Klinken und Klingeln gemacht und wir werden zum Händewaschen angehalten. Aber alles in Allem sehe ich diesbezüglich das Risiko sehr gering. Und der deutsche Ethikrat meint u.a.: "Ein allgemeines Lebensrisiko ist von jedem zu akzeptieren.“ Und das Interview mit Martin Lintner in der heutigen Dolomiten wird so überschrieben: "Leben dürfen und sterben lassen".

Sab, 04/04/2020 - 18:17 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Sab, 04/04/2020 - 19:27

In risposta a di Sepp.Bacher

Das Aufwirbeln scheint mir (als Nicht-Mediziner) ein sehr abgeleitetes Risiko, ich denke die Wahrscheinlichkeit, dass noch aktive Viren die sich am Boden befinden wieder so hoch aufgewirbelt werden, dass ich sie dann einatme, ist eher vernachlässigbar. Dass sie eine gewisse Zeit als Aerosol in der Luft bleiben, scheint (in geschlossenen Räumen) nachgewiesen zu sein, aber ob das im Freien, mit wenig Menschen auf engem Raum, wirklich relevant ist? In einem Fussballstadium bestimmt, und in geschlossenen Räumen wahrscheinlich auch, aber auf der Straße, wo sich jeder an den Mindestabstand hält? Schmierinfektionen über Türklinken etc., wenn ich eine anfasse, darauf noch lebende Viren waren, und mir direkt danach mit der Hand ins Gesicht fahre, scheint mir schon eher nachvollziehbar.

Sab, 04/04/2020 - 19:27 Collegamento permanente
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Sepp.Bacher Lun, 04/06/2020 - 15:09

In risposta a di Bernhard Oberrauch

"....einen Gesichtsschutz auf offener Straße oder in der freien Natur- wo ich zu fremden Menschen einen Abstand von >1,5m einhalte- als widersinnig und unnötig an." Dieser Meinung ist auch der oberste italienische Zivilschutz-Chef; er wird aber von den führenden Politikern in der Lombardei dafür sehr kritisiert. Ich denke auch so, aber wohl oder übel werde ich ab Morgen einem Mundschutz tragen müssen, wenn ich das Haus verlasse, was ich gerne mehr täte!

Lun, 04/06/2020 - 15:09 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Lun, 04/06/2020 - 15:20

In risposta a di Sepp.Bacher

Viele Maßnahmen kann man nachvollziehen, und hält sich deshalb auch dran, auch wenn sie zu starken Einschränkungen führen, aber wenn es zu viele fragwürdige Anweisungen gibt, riskiert die Politik aus meiner Sicht, dass sie unglaubwürdig wird - wenn mir jemand erklären kann, dass das in dieser Form sinnvoll ist, gut - aber solange mir niemand ein Argument dafür bringt, und das ist so nicht geschehen, finde ich diese Anordnung mehr als fragwürdig und einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, der so in dieser Form nicht gerechtfertigt ist. In Supermärkten, Arbeitsstätten, wo viele Menschen sind, ja - aber doch nicht auf leerer Straße!
Ich glaube, unsere Politiker müssen aufpassen, dass sie in ihrer Hilflosigkeit nicht übertreiben. Und je restriktiver, strenger, seltsamer die Maßnahmen werden, umso mehr steigt die Unzufriedenheit in der Bevölkerung - ist das gut, ist das gewollt?

Lun, 04/06/2020 - 15:20 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Lun, 04/06/2020 - 22:47

In der heutigen Pressemitteilung zu dem Thema:
"Auch in anderen Ländern, z.B. in Österreich oder auch anderen Regionen in Italien z.B. in der Toskana und in der Lombardei sei das Tragen des Mundschutzes Pflicht, so der Landeshauptmann."
(http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id…)
Das stimmt im Prinzip, aber wenn man etwas genauer hinschaut, gibt es deutliche Unterschiede, wie genau diese Maskenpflicht aussieht, und da ich davon ausgehe, dass unser Landeshauptmann weiss, wie es in Österreich den anderen Regionen gehandhabt wird, finde ich seine Aussage gelinde gesagt etwas "bedenklich", da hier mit Vereinfachung gearbeitet wird, um Aussagen zu treffen, die so nicht stimmen.
Mit Verlaub, aber sollen hier die Südtiroler für dumm verkauft werden?
Für die Lombardei kann man die Aussage so stehen lassen, aber nicht für die Toscana, und noch weniger für Österreich, denn dort sind die Verordnungen anders als in Südtirol.
Toscana:
"(...) sarà obbligatorio indossarle: sui mezzi pubblici, sui taxi e mezzi a noleggio con conducente, nei negozi e a fare la spesa, negli uffici e luoghi chiusi ma anche negli spazi all’aperto frequentati da più persone e dove è obbligatorio il mantenimento della distanza sociale di sicurezza. (...) Le mascherine non saranno obbligatorie per i bambini con meno di sei anni (...)"
(https://www.toscana-notizie.it/-/coronavirus-obbligo-di-mascherine-dove…)

Österreich:
"Derzeit ist die Maskenpflicht nur für Supermärkte und Drogerien vorgesehen."
(https://orf.at/corona/stories/3160118/)

Lun, 04/06/2020 - 22:47 Collegamento permanente
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Maria Hennadige Mer, 04/08/2020 - 14:28

Ich spreche als ältere Privatperson mit jetzt momentan verschiedenen Risikofaktoren (ich fühle mich altersentsprechend gesund), die als Einzelperson in einer Wohnung in der Stadt lebt.
Voraussetzen möchte ich, dass ich es sehr wichtig finde, dass allgemeine Verhaltensregeln eingeführt wurden. Damit jeder/jede klar weiß wie wir uns alle gemeinsam verhalten sollten. Und damit das auch überprüft werden kann, obwohl ich denunzieren absolut unangepasst finde. Wen jemand heimlich in den Wald spaziert bringt er/sie niemanden um. Sondern verhindert vielleicht nur einen Lagerkoller in dem er/sie dann eventuell wirklich jemanden an die Gurgel geht.

Ob die Regeln für den gemeinsamen sozialen Umgang 100% genau so richtig ist oder nicht, da müssen wir uns eben wie alle demokratisch denkenden Menschen, auf einen gemeinsamen Nenner einigen. Den wir immer wieder etwas anpassen müssen, je nach Erkenntnissen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber auch mit gesundem Menschenverstand. Ich finde die spitzfindigen Auslegungen und besserwisserischen Diskussionen schade, wie ich sie hier oftmals lese.
Ich sehe das Ausloten und den Aufbau der sozialen Regeln(auch der anderen Regeln für Wirtschaft usw., aber da kann ich mich nicht dazu äussern) auch als Vorarbeit für die nächste Krise, die uns sicher wieder erreichen wird. Was man eigentlich hätte wissen müssen, aber aus irgendeinem mir nicht verständlichen Grund wurde in den westlichen Ländern diese Möglichkeit negiert.
Und es ist auch gut dass jetzt einige Menschen in Europa erkennen, dass die Epidemien nicht nur in Afrika stattfinden werden.

Was ich allerdings nicht verstehe, warum wir hier in Südtirol, wo wir doch sonst als Autonomie auch vieles vom Land aus regeln können, warum wir jetzt nicht die für uns passenden Verhaltensvorschriften gestalten können. Im Rahmen der Verordnung des Staates.

Verhalten anpassen an den gesunden Menschenverstand. Dazu möchte ich etwas zu einer demokratischen Diskussion beitragen:
Seit ich einen Mundschutz trage, auch ausserhalb eines Geschäftes, fasse ich mir immer wieder ins Gesicht. Ich habe 3 verschiedene Mundschutz ausprobiert bisher. Alles rutscht und stört, auf die Dauer. Sobald ich bewusst in der Nähe von Menschen bin, wie z.B. in einem Geschäft, bin ich konzentriert auf richtiges Verhalten. Und kann leicht ein Fehlverhalten unterbinden. Aber sobald ich wieder aus der direkten "Gefahrensituation" bin, verleitet mich der Mundschutz zu Fehlverhalten.
Genau das beobachte ich auch an meinen Mitmenschen, zum Beispiel in der Schlange vor der Supermarkttür. In der wir ja im Schnitt 20 Minuten anstehen. Masken werden permanent hin und hergerutscht, runtergezogen wenn man telefoniert, raucht.... Selbst alle Stadtpolizisten die ich bisher sprechen sah haben sich, direkt neben den Gesprächspartnern, prinzipiell die Maske von der Nase nach vorne gezogen, um verständlich sprechen zu können. Und immer beim Telefonieren die Maske nach unten genommen, auch wenn sie in der Menschengruppe standen. Und dann sogar dieses "bespuckte" handy einem Passanten gereicht damit er sich ein Photo am handy des Stadtpolizisten ansehen konnte.
Eine Verkäuferin an der Kasse hat sich vor mir ausgiebig in ihr Taschentuch geschnäuzt und hat dann, ohne Desinfektion, meine Ware angefasst. Als ich sie darauf aufmerksam machte sagte sie: "Aber ich trage Gummihandschuhe!"
Viele Menschen die mir begegnen ziehen in dem Moment, in dem wir uns näher kommen, ihren Mundschutz ins Gesicht und halten den dort der Hand fest. Bis wir uns gekreuzt haben. Ich auch.
Also man hat jetzt die Hände irgendwie doch permanent im Gesicht.
Ich möchte deshalb sagen dass das Tragen von "Schutzartikeln" meiner Meinung nach falsche Sicherheit auslöst. Und zu falschen Handlungen veranlasst.
Und da ja, wenn ich die wissenschaftlichen Meldungen richtig lese, weder der einfache private Mundschutz noch diese Gummihandschuhe (die ja sogar Keime spriessen lassen lt.neuerster wissenschaftlicher Auskunft) ein guter Schutz sind, möchte ich auf Grund meiner Beobachtungen behaupten, dass wir uns ohne diesen "Schutz" verantwortlicher verhalten würden.

Abstand halten ist das A und O meiner Meinung nach. Und Hände aus dem Gesicht. Und sofort desinfizieren wenn ich mich anhuste oder anschnäuze. Auch die Gegenstände die ich an meine Mund halte nicht an andere weitergeben.
Das neue soziale Sonderverhalten werden wir jetzt bis Weihnachten durchhalten müssen. Deshalb müssten die Regeln unkompliziert sein.

Nebenbei bin ich der Meinung dass wir eine langsame Durchseuchung erreichen müssten (und werden). Es braucht auch einige Neuinfizierte, oder?

Zu dem Thema dass hier auch diskutiert wird: wie es in anderen Ländern gehandhabt wird mit Mundschutz und Ausgang.
Verwandte in Graz und München gehen mit Familie in ihre Naherholungsgebiete aufs Land. Mit Abstand sucht sich dort jeder/jede sein Platzl weg von den anderen Grüppchen, auf einer Wiese z.B. und spielen mit den Kindern. Ohne Mundschutz.
Am Land in Bayern muss man im Dorf keinen Mundschutz tragen. Sie dürfen auch mit dem Auto in die nächste Stadt fahren und auch mit dem Auto in nahe gelegene Wandergebiete. Alleine oder mit Menschen aus der Wohngemeinschaft. Wie in Österreich. Abstand halten und Mundschutz tragen sie in Geschäften.
Verwandte in England haben mir Ähnliches gemeldet. Abstand. Mundschutz bei engerem Kontakt wie beim Einkaufen. Und dort darf man 2 Stunden ausserhalb der Wohnstätte spazieren gehen.
Alle diese Verwandten und Freunde melden mir dass das sehr wichtig sei für Ihre mentale und körperliche Gesundheit.
Von niemandem meiner Verwandten in anderen Ländern habe ich gehört dass sie dieses Gefühl von eingesperrt sein und Lagerkoller haben. Wegen der kleinen Lockerungen im Gegensatz zu unseren rigoroseren Massnahmen. Und hier höre ich es zunehmend von Menschen in meiner Situation, ob jünger oder älter, dass sie es nicht mehr aushalten.

Mer, 04/08/2020 - 14:28 Collegamento permanente
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G. P. Mer, 04/08/2020 - 20:35

In risposta a di Maria Hennadige

War heute beim Einkaufen und habe genau die gleichen Erfahrungen gemacht. Jeder - ich inklusive - war die ganze Zeit damit beschäftigt, die rutschende Maske, Schlauchtuch oder was auch immer zurecht zu rücken. Außerdem schwitzt man darunter höllisch, der ideale Nährboden also für evtl. Viren. Und am nächsten und übernächsten und überübernächsten Tag wird die gebrauchte Maske/Tuch/Schal wieder verwendet. Die reinste Virenschleuder ...

Mer, 04/08/2020 - 20:35 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Gio, 04/09/2020 - 09:17

In risposta a di Maria Hennadige

Vielen Dank für Ihren Kommentar, Frau Hennadige, sie sprechen mir aus dem Herzen!

Und auch ich war gestern Einkaufen und habe dabei auf die Menschen geschaut, die unterwegs waren, und viele habe ich dabei gesehen, wie sie Maske etc. zurechtgerückt haben und somit mit den Fingern im Gesicht waren, und ja, auch mein Mundschutz ist verrutscht, und dort wo kaum jemand auf der Straße war, hatte ich ihn auch nur halblebig über Mund und Nase gezogen.
Genauso hatte ich den Eindruck, dass weniger Abstand gehalten wurde, vielleicht fühlen sich einige durch das Tragen von Mundschutz nun vor Ansteckung sicher geschützt? Da ein Mundschutz aber wohl je nach Art nicht alles abhält, ist aber ausreichender Abstand weiterhin wichtig, bzw. ich denke (wissen tue ich es nicht), dass Abstand halten zumindest im Freien sogar wirksamer ist als Mundschutz.
Ich muss allerdings zugeben, ich bin nicht ganz neutral, weil ich die österreichische Lösung deutlich sinnvoller finde als die aus meiner Sicht übertriebene südtiroler Variante - Mundschutz in Situationen, in denen Abstand nicht sichergestellt werden kann oder in geschlossenen Räumen mit vielen Personen kann die Virus-Ausbreitung wahrscheinlich verringern, aber im Freien mit ausreichendem Abstand zwischen Menschen wohl eher nicht.

Zweiter Punkt: Ausgang:
Die Verbreitung des Virus verringere ich, wenn ich möglichst wenige Menschen auf einem Fleck habe. Somit sollten die Maßnahmen genau daraufhin, und nur daraufhin abzielen. Wenn ich nun, wie jetzt in Bozen Herr Caramaschi, den Menschen nur noch 200m Auslauf erlaube, dann sehe ich keinen direkten Zusammenhang zwischen Verringerung der Kontakte und der Anordnung. Ob ich mich nun, wenn ich abends spazieren oder laufen gehe, 200m oder 2000m weit vom Haus entfernen darf, ändert nichts an dem Zusammentreffen mit anderen Leuten, und somit auch nichts an der Verbreitung des Virus!
Das Sperren beispielsweise der Guntschner Promenade war wahrscheinlich sinnvoll, da auf engem Raum viele Menschen unterwegs waren, ohne der Möglichkeit die notwendigen Abstände zu halten, aber bei der 200m-Grenze sehe ich das so nicht.
Aber vor allem finde ich die 200m-Grenze sogar kontraproduktiv: Derzeit gibt es noch keine Behandlung und keine Impfung für das Virus, d.h. für die Bekämpfung ist das Immunsystem der Menschen auf sich alleine gestellt, also sollte eigentlich alles dafür getan werden, dass dieses fit ist. Und es ist keine neue Erkenntnis, dass Bewegung an der frischen Luft für das Immunsystem gut ist, dass durch Bewegung Stress abgebaut werden kann (der bei der derzeitigen Situation entsteht, und sich wiederum negativ auf das Immunsystem auswirkt), dass Bewegung aber auch wichtig für das Herz-/Kreislaufsystem ist, und auch ein gesundes Herz-/Kreislaufsystem erstens wichtig ist, um deine eventuelle Infektion zu überleben, zweitens, auch ganz ohne Virus lebensverlängernd ist, und sollte es nicht gerade Ziel sein, dass so wenige Menschen wie möglich in die Krankenhäuser müssen? Ich denke, für diese Gedanken muss ich kein Mediziner sein, dafür reicht Hausverstand.

Ich denke, wir bräuchten auch in dieser Sondersituation zumindest ein Mindestmaß von Demokratie, von Diskussion, von Dialog.
Die Situation ist für alle neu, niemand weiss, was eigentlich zu tun ist, Entscheidungen müssen teilweise schnell getroffen werden, und können nicht immer lange debattiert werden, ja. Aber gleichzeitig ist die Sache so komplex, dass man trotzdem bei Entscheidungen mehrere Aspekte, Sichtweisen, und somit vielleicht auch Personen einbinden sollte, um Fehlentscheidungen zu verringern.
Bitte Herr Kompatscher, Herr Caramaschi, Sie haben gerade eine alles andere als einfache Aufgabe, ich beneide Sie auch nicht darum, aber trotzdem, denken Sie über die getroffenen Entscheidungen nochmal nach!

Gio, 04/09/2020 - 09:17 Collegamento permanente
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Peter Gasser Gio, 04/09/2020 - 09:34

In risposta a di Schorsch Peter

Lassen Sie mich 2 Gedanken zu Ihrem sorgenvollen Text einbringen:
“Ob ich mich nun, wenn ich abends spazieren oder laufen gehe, 200m oder 2000m weit vom Haus entfernen darf, ändert nichts an dem Zusammentreffen mit anderen Leuten, und somit auch nichts an der Verbreitung des Virus!“:
Doch, das ändert etwas: sollte ich infiziert sein, bewege ich mich dann als Infizierter im 2.000-Meter-Radius (statt 200-Meter-Radius), was die Gefahr der Verbreitung durch mich um ein 10-faches erweitern kann. Ist halt mal so.
.
“ denke, wir bräuchten auch in dieser Sondersituation zumindest ein Mindestmaß von Demokratie, von Diskussion, von Dialog”: bei einem Beinbruch hören Sie auch nicht auf “demokratische Diskussionen”, sondern auf den Orthopäden, der das gelernt hat und viel davon versteht; bei Seuchen sind dies die Virologen. Zur Zeit hat man eher den Eindruck, dass die Verantwortlichen mehr auf Wirtschaft, denn auf Ärzte hören, ein massiver Fehler, welcher uns zu Beginn der Pandemie genau und erst in diese Situation gebracht hat! Fehlentscheidungen zugunsten des laufenden Wirtschaftsmotors sind die Ursache für die steilen Verläufe der Pandemie in Europa und Amerika im Vergleich zu Asien.
Die Gefahr besteht zur Zeit darin, den Fehler zu Beginn der Pandemie jetzt bei deren Abflachen zu wiederholen. Dann hat niemand etwas davon.

Gio, 04/09/2020 - 09:34 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Gio, 04/09/2020 - 10:09

In risposta a di Peter Gasser

Hallo Herr Gasser,

auf offener Straße braucht es für die Weiterverbreitung des Virus mindestens zwei Menschen, die sich in einem Abstand begegnen, der Tröpfcheninfektion ermöglicht,
Wenn viele Menschen unterwegs sind (wie es z.B. am Anfang auf den Promenaden der Fall war), dann gebe ich Ihnen recht.
Wenn aber die Straße weitgehenst leer ist, und keinerlei Menschenkontakt unter drei Metern stattfindet, dann geht auch das Ansteckungsrisiko gegen Null.
Dort wo ich wohne, sind mehrere Kondominien auf einem Fleck, dahinter jedoch fangen die Weingärten an. D.h., wenn ich die Menschen ein wenig mehr verteile, und nicht alle im 200m-Umkreis einpferche, werde ich wahrscheinlich sogar weniger Kontakte, und somit weniger Ansteckungen haben. Und dazu kommen dann eben auch noch der Aspekt, dass Bewegung wichtig ist.

Es geht einfach darum, Maßnahmen zu treffen, die Sinn haben.
Und wenn die verantwortlichen Politiker auf Ärzte hören würden, dann würden sie wahrscheinlich keine 200m-Grenze einführen, und dann würden sie Maskenpflicht nur dort einführen, wo sie medizinisch begründbar ist.
Und die Gesundheit der Menschen beschränkt sich nicht nur auf das Virus, dazu gehört noch mehr, und das darf man nicht aus den Augen verlieren.

Gio, 04/09/2020 - 10:09 Collegamento permanente