Società | Sanität

Die Aussprache

Nach dem offenen Brief einiger Südtiroler Ärzte haben die Verantwortlichen umgehend reagiert. Es kam zu einer Aussprache auf der man die Probleme offen angesprochen hat.
Krankenhaus Bozen
Foto: Hannes Prousch
Es war ein erster und wichtiger Schritt des Dialogs“, sagt einer der am Montagabend dabei war.
Am Montag früh hatte eine Gruppe von Südtiroler Ärzten in einem offenen Brief auf Salto.bz ihr großes Unbehagen und ihre Unzufriedenheit über das Management der Coronakrise und die Zustände an der COVID-Intensivstation am Bozner Krankenhaus geschildert.
Der Beitrag ist ein direkter Fingerzeig auf die Führungsetage. Ohne Namen zu nennen wird auf einige Versäumnisse und Missstände eingegangen, die sich in dieser Notsituation vor allem im Intensivbereich aufgestaut haben.
Die Angesprochenen scheinen die Botschaft ihrer Mann- und Frauschaft verstanden zu haben. Denn es geschah etwas, was so in Südtirol nicht zum Alltag gehört. Man zog sich nicht – wie durchaus üblich - beleidigt in den Schmollwinkel zurück und suchte fieberhaft nach den Autoren und Autorinnen des Insiderberichtes, sondern man ging in die Offensive.
Noch am selben Tag reagierte die Sanitätsführung und lud die Belegschaft der Covid-19-Intensivstation um 18 Uhr zu einer Aussprache. Anwesend dabei Generaldirektor Florian Zerzer, Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli, die Führungsspitze des Bozner Gesundheitsbezirkes Umberto Tait, Fulvio Girardi und Roland Döcker, sowie der Leiter der Covid-19-Taksforce Marc Kaufmann.
Die Führungsspitze gab sich in der Aussprache durchaus selbstkritisch. „Vielleicht wurden einige Fehler gemacht“, gab man zu „doch in dieser Notsituation waren schnelle Entscheidungen erforderlich“. Das Treffen war ein erster und wichtiger Versuch des Dialogs, um die verschobenen Gleichgewichte am Bozner Krankenhaus wieder ins Lot zu bringen.
Wir sind jederzeit offen für direkte Gespräche aber nicht über die Presse.
Gleichzeitig nutzte man das Gespräch aber auch, um einen möglichen mediale Flächenbrand einzudämmen. Die klare Botschaft am Montag: „Wir sind jederzeit offen für direkte Gespräche aber nicht über die Presse“.
Ob dieser Vorstoß der Sanitätsführung die Gemüter wirklich beruhigt hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. „Das war das übliche Politikergerede, doch ändern wird sich nichts“, ist einer der Mitautoren des Salto.bz-Beitrages hier pessimistisch.
Jetzt ist es an Zerzer, Kaufmann & Co diese Diagnose zu widerlegen.
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Sepp.Bacher Mer, 04/29/2020 - 14:03

Ich bezweifle, ob es zu einem wirklichen Dialog kommen kann, wenn die gesamte Führungsriege aufmarschiert in den Personen von "Generaldirektor Florian Zerzer, Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli, die Führungsspitze des Bozner Gesundheitsbezirkes Umberto Tait, Fulvio Girardi und Roland Döcker, sowie der Leiter der Covid-19-Taksforce Marc Kaufmann". Das kann vielleicht einmal das Eis brechen. Der wirklich Dialog muss dann mE in kleinerer Runde nur mit dem oder den Direkt-Verantwortlichen und jenen des offenen Briefes stattfinden. Oder wirklich Vieraugengespräche (Dia-Loge)!

Mer, 04/29/2020 - 14:03 Collegamento permanente
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rotaderga Mer, 04/29/2020 - 19:03

Jeder soll über die Presse seine eigene Sicht der Dinge, seine Position, seine Wünsche, seine Forderungen offenbaren können. In einer demokratischen, sozialen und paritätischen Gesellschaft sind das minimale Standards. Oder?

Mer, 04/29/2020 - 19:03 Collegamento permanente