Politica | Bildung

Unterricht? Anwesend!

Wie sich die Landesregierung die Rückkehr in Kindergarten und Schule im Herbst vorstellt.
Schulklasse
Foto: Pixabay

“Wir warten nicht auf Rom, sondern entscheiden autonom”, reimt Philipp Achammer – wohl ungewollt – am Dienstag Nachmittag auf Facebook. Konkret geht es um die Wiederaufnahme des Unterrichts im Herbst.
Wie Kindergarten und Schule in das neue Bildungsjahr 2020/21 starten werden, damit hat sich die Landesregierung bei ihrer jüngsten Sitzung beschäftigt. Folgende Spielregeln wurden von den drei Bildungslandesräten Achammer, Giuliano Vettorato und Daniel Alfreider festgelegt:

  • bei fixem Sicherheitsabstand von einem Meter keine Mund- und Nasenschutzpflicht
  • gestaffelte Eintritts- und Austrittszeiten für Kindergärten und Schulen
  • auch die Pausenzeiten sollen flexibel gehandhabt werden
  • Mensaplätze werden verringert
  • Desinfizieren der Hände
  • gründliche und häufige Reinigung und Lüftung der Räume
  • täglicher Präsenzunterricht am Vormittag in Grund- und Mittelschulen; sofern notwendig auch ergänzende Angebote am Nachmittag
  • bei Bedarf sollen zusätzliche Klassen gebildet werden, um den Sicherheitsabstand gewährleisten zu können
  • an den Oberschulen ist auch eine Mischung aus Präsenz- und Fernunterricht möglich
  • bei Bedarf wird die Anzahl der anwesenden Schüler verringert
  • Schülern mit besonderen Bedürfnissen oder mit einem zeitweiligen besonderen Unterstützungsbedarf kann ein täglicher Unterricht in Präsenz ermöglicht werden
  • an den Kindergärten sollen gleichbleibende Gruppen gebildet werden

Eine numerische Begrenzung der Gruppe selbst soll es nicht geben, “aber keinen Kontakt zwischen den Gruppen”, präzisiert Achammer am Abend auf Twitter.

“Soweit unsere Vorstellungen, die auch den staatlichen Vorgaben Rechnung tragen, auf die sich das Parlament in Rom am Wochenende geeinigt hat. An den genauen Details arbeiten wir nun”, heißt es vonseiten der Landesräte. Und weiter: “Für Familien, Schüler, Jugendliche, Lehrkräfte und alle Beteiligten ist die Rückkehr zu einem Schulalltag mit Unterricht in Präsenz von großer Bedeutung. Es ist unser Auftrag, die Familien wieder zu entlasten und die Klassen und Schulen wieder mit Leben zu füllen im Einklang mit allen Sicherheitsbestimmungen.”

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Peter Gasser Mer, 06/10/2020 - 12:36

Kann man Politikern Facebook und Twitter nicht verbieten?
Sie sollten dies privat benutzen, wie alle anderen auch - und ihre Arbeit am Arbeitsplatz verrichten.
Oder kommuniziere ich jetzt mit meinem Vorgesetzten, meinen Kollegen und Bürgern auch über Facebook und Twitter?
Diese Trump‘sche Art von Politik ist abstoßend. Private Accounts und öffentliche Arbeit im unheilvollen Mix. Als Mitarbeiter hätte man da am ersten Tag ein Disziplinarverfahren am Hals.

Mer, 06/10/2020 - 12:36 Collegamento permanente
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Elisabeth Hammer Mer, 06/10/2020 - 17:57

"Ziel ist Präsenzunterricht am Vormittag in GS und MS, wenn notwendig auch am Nachmittag" .... Kann mir jemand schlüssig erklären, warum die Kinder nur am Vormittag an den Schulen sein sollen, während bisher sowohl in den GS als auch in den MS zweimal am Nachmittag Unterricht war? Im Dokument der Expertenkommission wird unmissverständlich festgehalten: "Il consumo del pasto a scuola va assolutamente preservato". Für viele Familien ist gerade die Möglichkeit, dass die Kinder in der Mensa essen und 2x am Nachmittag an der Schule sind, überlebenswichtig, um die Kinderbetreuung mit der eigenen Berufstätigkeit verbinden zu können. Warum kein Nachmittagsunterricht, warum weniger Mensaplätze? Gäbe es nicht eventuell andere kreative Lösungen, die hier angedacht werden können? Den politischen Handlungsträgern muss klar sein, welche Konsequenzen die Entscheidungen rund um die Schule gesamtgesellschaftlich haben. Während in Länder im Norden (Schweden, Finnland etc) die Frauenerwerbsquote sehr hoch ist, droht man mit diesen Regelungen zunehmend Frauen aus dem Erwerbsleben zu drängen, um ihre um 12 Uhr von der Schule heimkommenden Kinder zu bekochen. Würde mich interessieren, was die Frauen in der SVP zu solchen Plänen sagen. Im Senat werden große Reden geschwungen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von der Regierung gefordert, jetzt wäre es an der Zeit, hier in Südtirol konkret zu zeigen, ob dieses Anliegen ernst gemeint ist oder nicht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beginnt ganz wesentlich mit den Öffnungszeiten von Kindergärten und Schulen. Und wenn sich die Kinder in der Schule anstecken, dann wird das auch bereits am Vormittag passieren - da nützt die Streichung des Nachmittagsunterrichts auch nichts .... In der Realität wird es so sein, dass die meisten Kinder bei ihren Großeltern essen werden, sofern diese in der Nähe wohnen, womit man wiederum genau die richtige Zielgruppe erreicht. Damit schließt sich dann eine mögliche Infektionskette wieder auf kürzestem Weg.

Mer, 06/10/2020 - 17:57 Collegamento permanente
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Waltraud Astner Gio, 06/11/2020 - 14:27

In risposta a di Elisabeth Hammer

Es gilt zu präzisieren dass der Schulunterricht einen Bildungsauftrag hat und der Stundenplan so gestaltet werden muss dass eben dieser Bildungsauftrag so gut wie möglich ausgeführt werden kann. Keinesfalls ist der Unterricht dazu da allfällige Kinderbetreuung wahrzunehmen bzw. hat er sich nicht danach zu orientieren. Die bisher angewandte Praxis von überlangen Vormittagen dazu noch Nachmittagsunterricht mit z.T. außercurricularen Pflichtstunden (Wahlpflicht) sind aber tatsächlich eher ein Betreuungsmodell denn ein sinnvoller Unterricht. Dazu müssten die Stunden entzerrt und auf mehrere Schultage als bisher aufgeteilt werden. Dies würde auch das Problem der zu langen Sommerferien entschärfen. Sollte am Nachmittag Betreuung gewünscht werden dann soll eine solche angeboten werden, man nenne es aber nicht Unterricht.

Gio, 06/11/2020 - 14:27 Collegamento permanente