Ambiente | Aussichtsplattform

“Aus Respekt vor den Gästen”

Die Schnalstaler Gletscherbahnen AG weisen die Kritik der Heimatpfleger am “Iceman Ötzi Peak” zurück und werfen ihnen “rückwärtsbetrachtende Romantik” vor.
Aussichtsplattform "Iceman Ötzi Peak"
Foto: Schnalstaler Gletscherbahnen AG

Die Schnalstaler Gletscherbahnen AG lässt die Kritik der Heimatpfleger nicht auf sich sitzen. Vor wenigen Tagen haben Claudia Plaikner, Präsidentin, und Johannes Ortner, Vorstandsmitglied des Heimatpflegeverbandes ihren Unmut über die Aussichtsplattform kund getan, die die Schnalstaler Gletscherbahnen AG auf der Grawand im Schnalstal eröffnet. Plaikner und Ortner hinterfragen die Sinnhaftigkeit und den Namen der Stahlkonstruktion, die am 18. Juli eröffnet werden soll und den Namen “Iceman Ötzi Peak” trägt.

Nun antwortet die Schnalstaler Gletscherbahnen AG – seit Herbst 2018 hält die Athesia AG die Mehrheit an der Seilbahn- und Skigebietbetreibergesellschaft –, “dem Heimatpflegeverband für die Aufmerksamkeit dankend”, in einer Stellungnahme:

“Die Schnalstaler Gletscherbahnen AG hat keine Bergspitzen umbenannt. Die Schnalstaler Gletscherbahnen AG errichtet eine Aussichtsplattform auf der Grawandspitze/Krahwandspitze/Croda delle Cornacchie und gibt dieser Plattform einen Namen: ‘Iceman Ötzi Peak 3.251 m’.
Seit Generationen besuchen Gäste aus Südtirol, Italien, dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus ferneren Ländern das Schnalstal und erfreuen sich an den Skipisten, den vielen Wanderungen und der Aussicht vom Schnalstaler Gletscher aus.
Während Südtirols Berge und Gipfel eine Bezeichnung in deutscher und seit der Annexion Südtirols durch Italien auch in italienischer Sprache haben, die vor allem in der näheren Umgebung bekannt sind, ist es Ziel der Schnalstaler Gletscherbahnen AG, den weiter entfernten Gäste durch aussagekräftige Begriffe die Ursprünge unserer Heimat verständlich zu machen und aufzuzeigen, dass diese eisigen Höhen, bereits vor tausenden von Jahren bevölkert waren. Der Ötzi ist International als ‘Iceman Ötzi’ bekannt. Nachdem er im Schnalstal gefunden wurde, ist ein Begriff in Englisch, die auf internationaler Ebene die ‘Amtssprache’ ist ein Ausdruck des Respektes gegenüber den Gästen. Die Aussichtsplattform ist eine Konstruktion aus Stahl, welche dem Gelände und der Umgebung so angepasst wird, dass sie sich homogen ins Gesamtbild integriert und trotzdem einen atemberaubenden Rundumblick über die fast 60 3.000er Gipfel der Umgebung zulässt.
Zu den provozierenden Fragen des Heimatpflegeverbandes: ‘Wem gehören unsere Berggipfel – den Geschäftemachern oder uns allen? Dürfen Berge Ware sein? Und ebnet man mit dieser Benennung nicht den Weg für weitere sprachliche ‘Updates’?’ sei folgendes festgehalten:
Die Wirklichkeit schaut ganz anders aus. Eine rückwärtsbetrachtende Romantik ist von der harten Realität Covid19 verdrängt worden. Mit leider derzeit über 50.000 Südtiroler Mitbürgerinnen und Mitbürgern in der Lohnausgleichskasse und demnächst leider vielen tausenden von Arbeitslosen ist in einem ohnehin von Abwanderung betroffenem Tal/Gemeinde wie Schnals diese Fragestellung wohl eher ein Hohn als ein Beitrag zur sachlichen Diskussion.
Die Berge gehören uns allen. Gerade deswegen hat die Schnalstaler Gletscherbahnen AG diese Aussichtsplattform und den entsprechenden Zugang geschaffen, damit alle Menschen und nicht nur wenige bergerfahrene ein Bergerlebnis leben können.”

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Herta Abram Sab, 07/04/2020 - 13:31

Eine intakte und vielfältige Natur ist schön, faszinierend und einzigartig – sie ist aber zugleich elementare Grundlage für die Wirtschaft und das Wohlergehen der Menschen.
Soll heißen: ohne intakte Umwelt keine Wirtschaft!
Ich vermisse in dieser Stellungnahme der Gletscherbahn den Umweltgedanken.
Damit meine ich: Was bekommt die Natur – im Gegenzug – von der Gletscherbahn AG zurück? Was macht man für den Natur- und Umweltschutz?
Man kann und darf nicht mehr länger davon ausgehen, dass man das Umweltkapital zum Null- Tarif nutzen kann und man in diesen Kapitalstock nicht reinvestieren muss.

Sab, 07/04/2020 - 13:31 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Sab, 07/04/2020 - 14:06

""ist ein Begriff in Englisch, die auf internationaler Ebene die ‘Amtssprache’ ist"", mit dieser vollkommen missglückten Formulierung beweist die Athesia erneut, dass ihr nicht nur die Verschandelung der Landschaft, sondern auch der deutschen Sprache ein Herzensanliegen ist.

Sab, 07/04/2020 - 14:06 Collegamento permanente
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Harry Dierstein Sab, 07/04/2020 - 17:45

Die „Sprachpflege“ oder gar der „Umweltgedanke“ dürfte - nach meiner persönlichen Einschätzung - so ziemlich das Allerletzte sein, was Michl und Toni Ebner bei der Realisierung von "Iceman Ötzi Peak” irgendwie interessieren dürften. Hochinteressant ist aber wiederum das in Erscheinung treten eines erschreckenden Beweises für ein mediales und mafiöses Inzestsystem Südtirol:

Der Chef der Schnalstaler Gletscherbahnen Michl Ebner, publiziert gleichfalls als Geschäftsführer der Athesia über seine Hauspostille „Dolomiten“ (Chefredakteur Toni Ebner; Michls Bruder) seine Sicht der Dinge. Journalismus ad absurdum, für den es monatlich auch noch 500.000 € italienische Steuergelder gibt. Stört sich in Südtirol jemand daran?

Oder provokativ gefragt: „Athesia/Ebner, absolut peinlich bis unerträglich, aber für Südtirol reicht's?“

Sab, 07/04/2020 - 17:45 Collegamento permanente
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gorgias Sab, 07/04/2020 - 21:24

Man sollte doch mehr Mut zur konsequenten Disneyfizierung der Alpen haben.
Warum nicht die Seiser Alm als Heidi Alm umbenennen und eine Hütte mit lebensgroßen Plastikfiguren der Anime Serie aufstellen. Da rennen uns die Japaner die Bude ein.
Die Kühe auf der Alm kann man durch Animatronics ersetzen die zwischen Schlager und Muhen wechseln. Schließlich wollen wir ja nicht dass die Touristen beim neusten TikTok Trend verletzen und eine schlechte Review hinterlassen.
Und dann müssen wir noch einen Gletscher als Jeti Gletscher umbenennen und dafür ein Reinhold Messner Double als Testimonials anstellen, der von den Sichtungen vor Ort erzählt. Beim letzten müssen wir uns beeilen, da uns der Klimawandel einen Strich durch die Rechnung ziehen könnte und das Potenzial für diese Idee dahinschmilzt.

Sab, 07/04/2020 - 21:24 Collegamento permanente
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Elisabeth Garber Dom, 07/05/2020 - 10:42

In risposta a di gorgias

Die Konstruktion der Plattform erinnert mehr an Neofaschismus als an sanfte Architektur, aber das liegt im Auge des Betrachters.
Was hat "rückwärts gewandte Romantik" = Slow Tourismus und Nachhaltigkeit mit der Corona-Krise zu tun? Die Berge sieht man perfekt, indem man mit der Seilbahn auf die Bergstation fährt...bei Hochnebel hat man sogar Kaspar David Friedrichs Nebelmeer zu Füßen...was für eine Pracht!
Es hätte genügt, *das, was ist*, entsprechend werbewirksam in Szene zu setzen - aus Respekt vor der Natur. Medien und Geldmittel wären ja vorhanden. Aber genug ist eben nie genug.

Dom, 07/05/2020 - 10:42 Collegamento permanente