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Lust, jünger zu wählen?

Wahlrecht ab 16: Jungpolitiker fordern es, aber was denken die Jugendlichen selbst darüber?
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Foto: Morning Brew on Unsplash

Die Ortsgruppe Wien der Young Greens Southtyrol fordert neben der Einführung der Briefwahl für die Gemeinderatswahl 2020 auch die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Das Warum erklärt Michael Keitsch, Co-Sprecher der Wiener Gruppe.

salto.bz: Die Ortsgruppe Wien der Young Greens Southtyrol fordert die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Warum?

Michael Keitsch: Die Jugendlichen werden in der Politikwelt sehr oft vergessen, da sie keine Lobby haben und ihnen niemand zuhört. Indem man das Wahlrecht auf 16 Jahre senkt, wie in Österreich, gibt man einem großen Teil der Jugendlichen eine Stimme. Jugendliche sollen sich in Debatten einmischen und mitgestalten. Das ist sehr wichtig, denn schlussendlich müssen junge Menschen die Folgen politischer Entscheidungen am längsten mittragen.

Jugendlichen wird oft vorgeworfen, unpolitisch zu sein. Was denkst du darüber?

Bewegungen wie „Fridays for Future“ und „Black Live Matter`s“ haben wiederholt gezeigt, dass junge Menschen was zu sagen haben, etwas sagen und verändern wollen. Gerade in der Phase des Lockdowns haben junge Menschen ein sehr großes Opfer für die Gesellschaft gebracht, das sollte jetzt honoriert und ihnen dementsprechend Aufmerksamkeit geschenkt werden!

 

Wollen junge Südtiroler jünger wählen?

 

Die folgenden Statements stammen von Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren aus verschiedenen Teilen des Landes und wurden per Zufallsprinzip ausgewählt. Sie wurden gefragt, ob sie für die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre sind. Die Aussagen bieten einen Einblick in die Stimmungswelt der jungen Menschen im Land. 

 

Lisa (17 Jahre): Ich bin grundsätzlich für das Wahlrecht ab 16. Mit 18 Jahren bekommt man plötzlich alles – Führerschein usw. –, da geht das Wahlrecht oft unter, obwohl es so wichtig ist. Vielleicht wäre es mit 16 Jahren interessanter und würde viele dazu bewegen wählen zu gehen. Junge Menschen würden frischen Wind in die Politik bringen und sind in Bezug auf bestimmte Themen, wie Umwelt, feinfühliger als Erwachsene. Im Endeffekt spüren jungen Menschen die Folgen politischer Entscheidungen am längsten und deshalb sollten sie auch mitreden dürfen. Mir kommt vor, es wählen sehr viele „ältere“ Menschen, obwohl diese nicht mehr so lange die Auswirkungen politischer Entscheidungen spüren.

Noah (17 Jahre): Ich finde das Wahlrecht sollte nicht auf 16 Jahre herabgesetzt werden, da sich Jugendliche in diesem Alter, meiner Erfahrung nach, noch nicht ausreichend mit dem Thema befasst haben. Meiner Meinung nach sollte man zwischen dem 18. Lebensjahr und dem Eintritt in die Rente wählen dürfen.

Zusätzlich zur Herabsetzung muss Politik vermehrt an Schulen gelehrt werden.

Sarah (17 Jahre): Ich bin dagegen, weil viele Jugendliche in unserem Alter, vielleicht noch nicht das persönliche Interesse und Wissen haben, um bei Politik mitzuwirken. Meiner Meinung nach sind Jugendliche auch leichter manipulierbar.

Annalena (17 Jahre): Ich bin auch dagegen, weil ich denke, dass man sich so mit 16 Jahren beginnt sich zu informieren und man dann so zwei Jahre braucht, um sich gut auszukennen und sich zu gewissen Themen eine eigene Meinung bilden kann.

Klara (19 Jahre): Ich bin auf jeden Fall dafür, dass auch Jugendliche ab 16 wählen dürfen. Ich finde, dass auch unsere Stimme zählt und gehört werden soll, weil auch wir ein Teil der Gesellschaft sind und auch gehört werden sollten. Wir Jugendliche werden oft mit Vorurteilen bombardiert, dass wir uns eh nicht für Politik interessieren und damit wird alles gerechtfertigt. Ich glaube es ist Zeit, dass wir dem Vorurteil entgegenwirken, weil auch wir haben eine Meinung. Es ist nicht so, dass wir uns alle nicht interessieren, klar einige interessieren sich nicht, aber das ist auch bei älteren Menschen so. Wir sollten die Chance bekommen, unsere Stimme abzugeben.

Ich bin dagegen, weil ich mich zu wenig mit dem Thema beschäftige und mich zu wenig auskenne.

Daniel (18 Jahre): Also ich bin gegen das Herabsetzen des Wahlrechts, da sich, meiner Meinung nach, nicht viele Sechszehnjährige für Politik und Wirtschaft interessieren und sich auch nicht damit beschäftigen. Ich glaube, dass viele erst mit der Volljährigkeit vernünftiger und wohlüberlegter handeln. Daher fände ich es besser, wenn man das Wahlrecht bei 18 Jahren belassen würde.

Vivien (17 Jahre): Meiner Meinung nach sollte das Wahlrecht eher bei 18 Jahre bleiben und nicht auf 16 Jahre herabgesetzt werden, da man mit 18 doch noch verschiedenere Denkweisen aufbringt, als mit 16. Zudem denken manche mit 16 Jahre noch nicht so genau über Politik nach und es könnte, wenn es zu Wahlen kommen würde, oft zu Beeinflussung von anderen Seiten kommen. Informiert man sich nämlich nicht so genau und glaubt nur der Meinung anderer, wären die Wahlen auch nicht korrekt. Ich selbst glaube auch nicht, dass sich viele mit 16 Jahre schon dazu bereit sehen zu wählen. Einige wären vielleicht schon reif genug, aber sicher nicht alle in diesem Alter.

Ich glaube es ist Zeit, dass wir dem Vorurteil entgegenwirken, weil auch wir haben eine Meinung.

Tobias (18 Jahre): Ich denke, das Wahlalter sollte auf 16 Jahre herabgesetzt werden, weil auch junge Leute sich für Politik interessieren und mitreden sollten. In Österreich klappt das sehr gut, deshalb denke ich, es wäre bei uns auch dafür Zeit.

Stefano (18 Jahre): Ich bin dagegen, weil ich finde, dass man mit 16 Jahre nur mit dem Schulwissen noch nicht reif genug ist zum Wählen. Sicher gibt es Ausnahmen, die sich bereits sehr für Politik interessieren, aber wie bereits gesagt, nur mit dem was man in der Schule bis 16 Jahre lernt, kann man noch nicht so eine Entscheidung treffen.

Lisa (18 Jahre): Ich finde es richtig, dass man erst ab 18 wählen darf. Mit 16 hat man noch wenig Erfahrungen und hat zu wenig Kenntnisse über Politik. Falls man mit 16 schon wählen dürfte, dann müsste man das auch in der Schule als Fach einführen. Ich bin jetzt 18 und kenne mich immer noch nicht wirklich gut aus.

Junge Menschen sind in Bezug auf bestimmte Themen, wie Umwelt, feinfühliger als Erwachsene.

Judith (17 Jahre): Ich bin dagegen, weil ich mich, so wie die Mehrheit der Gleichaltrigen, zu wenig mit dem Thema beschäftige und mich zu wenig auskenne, um bei den Wahlen teilzunehmen. Meiner Meinung nach hat man mit 17 Jahren andere Interessen und man ist einfach zu wenig informiert.

Mathilde (17 Jahre): Ich bin dagegen, weil ich denke, dass man mit 16 Jahren noch nicht reif genug ist, so eine Entscheidung zu treffen, ohne beeinflusst zu werden und wirklich seine Meinung zu äußern, ohne dass dies als Witz empfunden wird. Die Medien und Trends manipulieren uns und das beeinflusst die Wahl, besonders jene, die keine Ahnung haben was sie mit ihrer Stimme bewirken.

Sofia (21 Jahre): Ich finde die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre prinzipiell sehr gut. Leider ist es immer noch so, dass sich viele Jugendliche nicht für Politik interessieren beziehungsweise uninformiert sind. Deswegen bin ich der Meinung, dass es zur Herabsetzung auch dazu kommen muss, dass Politik vermehrt an Schulen gelehrt wird und den Jugendlichen auch nahegelegt wird, damit sie sich dann im Wahlalter, in diesem Fall mit 16,  auch damit identifizieren können.  

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Herta Abram Ven, 07/10/2020 - 09:05

Mir gefällt es, wenn sich junge Menschen mit Umwelt-, politischen- und gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen, sich einbringen, mitbestimmen, wählen und mitgestalten wollen.
Eine gute Voraussetzung dafür ist, wenn Demokratie-lernen schon früh gefördert wird.
Schule ist ein Lern-, Übungs- und Erfahrungsfeld! Kann aber nicht alleinig verantwortlich und zuständig sein, denn eigentlich ist „Gesellschaftliche Bildung“ eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Die INFO Zeitschrift des deutschen Schulamts widmend diesem Thema eine Ausgabe:
https://www.yumpu.com/de/document/read/63477491/info-februar-maerz-2020…
- mit einem Gastbeitrag von Hans Heiss (Seite 18 „Heraus aus dem Kokon“)

Ven, 07/10/2020 - 09:05 Collegamento permanente
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Karl Egger Ven, 07/10/2020 - 12:03

Ich persönlich bin gegen eine Herabsenkung des Wahlalters, da meiner Meinung nach die Konsequenzen der eigenen Wahl nicht, bzw. kaum spürbar sind. Einen 16-jährigen tangieren Steuern, Benzin- und Lebensmittelpreise, Mieten, usw. kaum. Daher ist es einfach in diesem Alter idealistisch zu sein - solang es sich um ideologische Träumereien handelt, welche dann andere bezahlen müssen. Dass die Grünen dafür sind verwundert nicht, sie wären ja der Hauptprofiteur einer solchen Maßnahme.

Ven, 07/10/2020 - 12:03 Collegamento permanente