Società | Fernunterricht

Wie lief das Lernen im Lockdown?

Wie hat der Fernunterricht nach der Schulschließung Anfang März geklappt? Wurden wirklich alle Schüler erreicht? Das ASTAT hat dazu eine Umfrage durchgeführt.
home schooling
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Wie haben Südtirols Schulen und Kindergärten auf den Lockdown reagiert? Wie hat der Fernunterricht nach der Schließung der Bildungseinrichtungen aufgrund des Corona-Notstands ab 5. März geklappt? Konnten wirklich alle betroffenen Kinder und Jugendlichen erreicht werden? Diese Fragen hat das Landesstatistikinstitut ASTAT gemeinsam mit dem Nationalinstitut für Statistik ISTAT für Südtirol beantwortet. Dazu wurde zwischen Mitte Mai und Ende Juni eine Umfrage durchgeführt, an der fast alle (97,7%) der insgesamt 884 Kindergärten und Schulen teilnahmen.

Rund 92.000 Kinder und Jugendliche waren zwischen Anfang März und Mitte Juni von der Schulschließung betroffen: 16.714 Kindergartenkinder, 27.548 Grundschüler, 17.491 Mittelschüler, 20.000 Oberschüler, 10.453 Berufsschüler.

 

Aufgrund des Covid-19-Lockdowns sahen sich Kindergärten und Schulen gezwungen, ihre Lehrtätigkeit von einem Tag auf den anderen neu zu organisieren. 13.250 pädagogische Fachkräfte und Lehrpersonen standen dabei im Einsatz. Um möglichst allen dieselben Bildungschancen bieten zu können, wurden mehr als 2.000 Kinder und Jugendliche mit einem Computer ausgestattet (95,3% aller eingegangenen Ansuchen).

 

Die Kindergärten

 

Bei den Kleinsten gestaltete sich die Online-Pädagogik am schwierigsten: wegen mangels technischer Ausstattung und unzureichender Medienkompetenz der Kinder bzw. deren Familien. Aus diesem Grund verzichtete ein Viertel der 343 Kindergärten gänzlich auf Fernunterricht. Drei Viertel der Kindergärten boten den Eltern während des Lockdowns zumindest eine Unterstützung in Form von Elternbriefen, Spielvorschlägen und dergleichen an. Anders die Situation in den Schulen.

 

Die Schulen

 

86,2% der 521 Schulen, die an der Erhebung teilgenommen haben, ist es gelungen, unverzüglich nach dem 5. März den Fernunterricht in die Wege zu leiten. Das heißt, dass 449 Schulen bereits innerhalb der ersten drei Wochen, also noch im Monat März, begonnen haben, ihre Lehrtätigkeit zu digitalisieren. Zehn Schulen (1,9%) benötigten dafür drei bis sechs Wochen, 62 Schulen (11,9%) – größtenteils Grundschulen – konnten erst nach mehr als eineinhalb Monaten Fernunterricht anbieten.

 

Die Methoden

 

Übermittlung von Lerunterlagen sowie von Audio- bzw. Videoaufzeichnungen, Zuweisung von Aufgaben mittels elektronischem Klassenregister, Gruppenchats und Video-Live-Unterricht auf verschiedenen Internetplattformen – das waren die am häufigsten eingesetzten Methoden beim Online-Unterricht.

In den Kindergärten gestalteten sich die virtuellen Angebote wie erwähnt äußerst problematisch. Nichtsdestotrotz boten drei Viertel aller Kindergärten ihre Leistungen in digitaler Form an (in erster Linie Übermittlung von Audio- bzw. Videobotschaften, Spielideen und Mitteilungen an Kinder und Erziehungsberechtigte).

Die Grundschulen verschickten vor allem Lernunterlagen, deren Inhalte von den Eltern im home schooling vermittelt werden sollten. Die Lehrkräfte jeder zweiten Grundschule traten auch mittels Videokonferenz mit ihren Schülern in Kontakt oder ließen ihnen Ton- und Bildaufnahmen per E-Mail zukommen. Die Aufgabenzuteilung mittels elektronischem Klassenregister – wo vorhanden – erwies sich aufgrund des jungen Alters der Grundschüler als weniger geeignet.

Etwa die Hälfte der Mittelschulen griff auf das digitale Klassenregister zurück, um den Schülern Arbeitsaufträge zu erteilen. Die vorwiegend eingesetzten Methoden waren aber die Übermittlung von Lernmaterialien (79,3%) und der Videounterricht über Plattformen wie Microsoft-Teams, Zoom, Classroom u.a. (77%).

Je älter die Schüler, desto besser funktioniert das selbstständige Aneignen von Lerninhalten und die Kommunikation untereinander bzw. mit den Lehrpersonen. Deshalb wurde in der Oberstufe vor allem auf Videounterricht, Aufgabenzuweisung mittels elektronischem Klassenregister und Senden von didaktischem Material gesetzt.

 

Alle erreicht?

 

“Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Schüler den Fernunterricht in Anspruch genommen haben und wie viele nicht”, heißt es aus dem ASTAT. Zwei Drittel aller Bildungseinrichtungen gehen davon aus, dass sich alle Eingeschriebenen daran beteiligt haben. Am höchsten schätzen die Grundschulen die Teilnahme ihrer Schüler ein (78,5%), am geringsten die Berufs- und Oberschulen (38,9%).

Abgesehen von den Kindergärten, wo das virtuelle Bildungsangebot fakultativ war, vermeldeten die Schulen, dass schätzungsweise 1.600 Schüler (2,2%) nicht am Fernunterricht teilgenommen haben. Zu beachten sei jedoch, so das ASTAT, dass es bei mehr als 600 Schüler, die nicht am Fernunterricht teilgenommen haben, um Schüler mit Beeinträchtigung handelt. In den Grundschulen macht der Anteil der Integrationsschüler an den nicht am Fernunterricht beteiligten Schüler 32,9% aus, in den Mittelschulen 45,5% und an Berufs- und Oberschulen 40,2%.

 

Für die Nicht-Teilnahme der Integrationsschüler gibt es vielfältige Gründe: Am häufigsten wurden die mangelhafte Mitarbeit bzw. Notlage der Familie und der Schweregrad der Beeinträchtigung angegeben. In einigen Fällen war es zudem nicht möglich, die individuellen Bildungspläne (IBP) an die Notsituation anzupassen. Selten scheiterte die Teilnahme am Fernunterricht am Mangel an technologischer Ausstattung oder geeigneten Lernhilfen.

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Stereo Typ Gio, 07/30/2020 - 20:57

"Bei den Kleinsten gestaltete sich die Online-Pädagogik am schwierigsten: wegen mangels technischer Ausstattung und unzureichender Medienkompetenz der Kinder bzw. deren Familien." - Wie kommt das wohl bei den Familien an?

Gio, 07/30/2020 - 20:57 Collegamento permanente
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Marta Treibenreif Ven, 07/31/2020 - 08:16

Die Medienkompetenz der Lehrkräfte optimieren ist sicher wichtig und richtig. Viele Eltern dürften allerdings auch erkannt haben, dass auch Eltern die Möglichkeit geboten werden soll, ihre Erziehungskompetenzen zu erweitern.

Ven, 07/31/2020 - 08:16 Collegamento permanente