Politica | Gemeindewahlen

"Nicht zu einem Schlafdorf werden"

Roland Tinkhauser über seine politische Rückkehr, seine Pläne für Pfalzen und was er über den Corona-Hilfen-Skandal denkt.

Salto.bz: Von der Gemeindepolitik in die Landespolitik und nach kurzer Abstinenz vielleicht als Bürgermeister wieder zurück in die Gemeindepolitik. Was ändert sich für Sie?

Roland Tinkhauser: Momentan bin ich ja politisch überhaupt nicht tätig, habe einen Familienbetrieb daheim. Natürlich, sollte ich zum Bürgermeister gewählt werden, dann ändert sich schon einiges. Gemeindepolitik und Landespolitik kann man in diesem Sinne nicht unbedingt immer vergleichen. Aber die Erfahrung, die ich den Jahren in der Landespolitik machen durfte, kann mir da sicher zugutekommen. Und auch die Kontakte, die ich dort habe, da ich die meisten der Neugewählten persönlich kenne, ist sicherlich kein Nachteil.

Von der freiheitlichen Parteifamilie zu jener des Edelweißes. Wo liegen die Differenzen?

Ich war jetzt zwei Jahre parteilos und über die Freiheitlichen möchte ich eigentlich nichts sagen. Das hat seine Geschichte. Aber was natürlich bei einer Partei wie der Volkspartei auffällt, sind die Gremien, wo entschieden wird, wo Beschlüsse gefasst werden. Natürlich auch, dass ganz eine andere Anzahl an Leuten da ist, die irgendwo mitarbeiten. Man sieht es ja daran, dass die Volkspartei für die Gemeindewahlen über 2000 Kandidaten stellt. Das ist ein viel größerer Apparat.  

Sie haben die SVP-Vorwahlen in Pfalzen Anfang des Jahres gewonnen. Intern gab es aber Widerstand gegen Ihre Kandidatur. Wie groß ist nun, gut einen Monat vor der heißen Phase, die Kohäsion in der Ortsgruppe?

Wir haben jetzt einige Sitzungen hinter uns mit den Kandidaten und ich muss sagen, wir haben ein tolles Team. Es freut mich, dass auch viele junge Leute auf der Liste sind und Leute mir Erfahrung, aus der älteren Generation oder einem mittleren Alter, wie ich eben. Die Stimmung ist gut, das Team ist gewillt für das Dorf zu arbeiten und ich glaube das Hin und Her, das davor war, hat sich nun erledigt. Man sieht, dass es jetzt wirklich an die Themen geht und dass man an diesen arbeiten will. Ich bin positiv überrascht von der ganzen Sache und freue mich über unsere Mann- und Frauschaft.

Man muss aufpassen, dass man nicht zu einem Schlafdorf wird. 

Weil sie die Themen angesprochen haben: Wie sieht es mit dem Programm aus und wo liegen Ihre Schwerpunkte für die Gemeinde?

Das Programm steht schon mehr oder weniger, es muss nur noch mit allen besprochen werden. Die Hauptthemen für das Dorf sind jene, die auch andere Dörfer betreffen, die nahe an den Städten liegen. Man muss aufpassen, dass man nicht zu einem Schlafdorf wird. Man muss die Dorfkerne attraktiv halten; es braucht Begegnungsstätten, Geschäfte, Bars, Gasthäuser und diese ganzen Sachen. Klar, dazu bedarf es der Unternehmer, aber als Politik muss man die Weichen dafür stellen, damit das Dorf attraktiv ist und auch so bleibt.

Was für Pfalzen auch diskutiert werden muss ist ein Verkehrskonzept. Dann wäre ein Sonnenradweg angedacht nach Terenten. Weiters geplant sind Spielplätze und ein Jugendbeirat. Im Grunde viele Sachen, die dann im Programm, das sehr umfangreich ist, auch ersichtlich werden. Es geht aber nicht nur um ein Programm, sondern auch um Herausforderungen und Zielsetzungen würde ich sagen.

Mit einigen Unterstützern habe ich ein tolles Projekt in Aussicht. In Pfalzen gibt es nämlich richtig tolle Schätze, die man bewahren muss. Wir haben die gesamten Flurnamen ausgearbeitet, riesige digitale Fotoarchive mit alten Bildern und Fotos, und möchten diese gerne zusammenbauen zu einem digitalen Flurnamenmuseum, mit Wanderwegen, und so weiter. Das wäre etwas Kulturelles, aber modern aufgezogen.

Wie sieht es mit dem Thema Wohnen und dem Wohnraum in Pfalzen aus? Es herrsche große Nachfrage von außerhalb, während viele junge Pfalzner gezwungen seien, überteuerte Wohnung zu kaufen, heißt es im Beitrag einer Facebook-Seite. 

Das ist auch eines der großen Themen. Wohnungen und Wohnraum in Pfalzen sind wahnsinnig teuer. Aber Dörfer, die so schön und stadtnah liegen, bergen immer die 'Gefahr', dass Menschen in der Stadt arbeiten und hier wohnen wollen. Ich glaube, und das haben wir auch schon besprochen, dass man in Zukunft das Hauptaugenmerk wieder verstärkt auf geförderten Wohnbau oder auch Genossenschaftswohnbau legen muss.

Ich würde dafür plädieren, dass man sich in den Tönen mäßigt und die Sache auch nüchtern betrachtet.

Was sagen Sie zu den derzeitigen Unruhen auf Landespolitikebene wegen der Corona-Hilfe-Ansuchen?  

Egal wie nun entschieden wird, schlussendlich steigt man da als Verlierer aus. Grundsätzlich aber würde ich sagen, dass alle Seiten, nicht nur die beteiligten Politiker, auch Kommentatoren in Foren und vielleicht auch die Presse etwas abkühlen sollten, weil die Sache wird teilweise dermaßen hinaufgeschaukelt. Wir wissen alle, wie schwer es heute ist, Leute zu finden, die sich für die Politik zur Verfügung stellen. Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, und er der Meinung ist, es war ein Fehler, soll er dafür geradestehen. Beim einen und anderen kann es wirklich ein Fehler gewesen sein, von dem er nicht einmal wusste. Wenn man jetzt aber mit Morddrohungen konfrontiert wird, oder die Familie bedroht und angegriffen wird, das muss in Zukunft einfach ausbleiben. Sonst finden wir niemanden mehr, der sich zur Verfügung stellt, politisch aktiv zu werden. Ich würde dafür plädieren, dass man sich in den Tönen mäßigt und die Sache auch nüchtern betrachtet.

Glauben Sie, der Skandal wird auch Auswirkungen im Hinblick auf die Gemeindewahlen zeigen?

Es kann sein, dass bei der einen oder anderen Gruppierung oder Partei mancher nicht zur Wahl geht. Sicher wird es im Hinterkopf irgendwo präsent sein, aber ich denke auch, dass die Wähler schon wissen, dass es hier um Gemeindepolitik und um Entscheidungen über die Zukunft des Dorfes geht. Man sollte die Sache hinsichtlich der Gemeindewahlen nicht überschätzen. Die Leute wissen, um was es geht. 

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Stereo Typ Mer, 08/19/2020 - 11:46

Das Interview ist vermutlich in Dialekt gehalten worden. Trotzdem könnte man versuchen, ein Interview in korrekter Sprache wiederzugeben. "Das ist viel ein größerer Apparat" oder "Die Leute wissen, um was es geht" biedern sich beim dialektalen Leser oder der dialektalen Leserin an und sollen wohl Heimatverbundenheit vermitteln. Leider greift diese Unsitte um sich und man liest fast nur noch dialektal eingefärbte Interviews.

Mer, 08/19/2020 - 11:46 Collegamento permanente