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Erdbeere oder Honig-Nuss-Lavendel?

Christina Gasser und Peter Stuefer lassen in ihrer Eiswerkstatt süße Träume wahr werden und verwirklichen dabei eine originelle Idee.
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Foto: Eiswerkstatt

In seiner Laufbahn als Koch hat Peter Stuefer bald erkannt, dass es in der Gastronomie einen Mangel an gutem, qualitativ hochwertigem Eis gibt. Jahre später hat seine Freundin Christina Gasser ihren Job in der Finanzbranche an den Nagel gehängt und sie haben gemeinsam beschlossen, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Das war die Geburtsstunde der Eiswerkstatt Hiesig.

 

Hiesiges Eis

 

„Hiesig“ bedeutet „hier aus dieser Gegend stammend“ und verrät bereits einiges über die Prinzipen des jungen Unternehmerpaares. Denn in der Eiswerkstatt in Gasteig/Ratschings steht Regionalität, Qualität und Nachhaltigkeit an oberster Stelle. Den Ruf der Zeit, nämlich nach Qualität und Regionalität, spüren auch Christina Gasser und Peter Stuefer: Die Nachfrage steigt, Pläne zur Expansion gibt es bereits. „Vielleicht hat auch die Corona-Krise ein Umdenken im Konsumverhalten bewirkt? Wir spüren dieses Jahr, dass in der Gastronomie neue Akzente gesetzt und lokalen Produzenten mehr Chancen eingräumt werden“, stellt Gasser fest.

 

Regional und nachhaltig

 

Die beiden leben das Prinzip der Nachhaltigkeit und Regionalität. Das Eis wird in Behältern geliefert, die dann wieder eingesammelt und wiederverwendet werden. Bevorzugt werden Zutaten aus Südtirol: Die Erdbeeren kommen beispielsweise aus dem Martelltal und die Milchprodukte werden vom Sterzinger Milchhof bezogen. Vereinzelt werden auch qualitativ hochwertige Produkte aus den Nachbarregionen verwendet, wie Haselnüsse aus dem Piemont oder Pistazien aus Bronte. Mango-Eis wird es aber auch in Zukunft nicht im Angebot geben.

Vor vier Jahren hat das Paar, nach einer Eisausbildung in Bologna, seine Eiswerkstatt gegründet. „Hinter jeder Kugel Eis steht eine Rechnung, beispielsweise wie viel Zucker und Fette vorhanden sein müssen. Aber danach geht es um das Tüfteln und ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren“, erklärt Stuefer die Kunst des Eismachens. Mittlerweile sorgt ein Team von sechs Leuten dafür, dass Gastronomiebetriebe in ganz Südtirol mit Eis von Hiesig versorgt werden.

 

Abseits vom Eis

 

Das berufliche Leben der beiden Jungunternehmer spielt sich aber nicht nur in der Eiswerkstatt ab. Peter Stuefer führt nebenbei mit seinem Bruder ein kleines Hotel und steht abends oft noch in der Küche. Christina Gasser arbeitet noch einige Stunden in der Woche in einer Bank. Das zusätzliche Einkommen garantiert den beiden eine weitere finanzielle Absicherung. „In den letzten Wochen haben wir oft zwischen 80 bis 100 Stunden gearbeitet. Aber wenn man das für sich arbeitet, dann passt das“, lacht Stuefer.

Wie bei fast jedem Start-Up waren auch für ihn und seine Partnerin die ersten beiden Jahre nicht immer ganz leicht. Finanziell mussten große Investitionen für Maschinen getätigt werden, die Freizeit war erstmals zweitrangig. Den Weg in die Selbstständigkeit haben sie aber nie bereut. „Sicher zweifelt man an manchen Tagen, während man an anderen Tagen total begeistert ist. Das ist wie eine Achterbahnfahrt“, beschreibt Gasser ihren Gefühlszustand der letzten Jahre. „Wenn jemand eine Idee für ein Projekt hat, sollte er/sie den Mut ergreifen, diese umzusetzen. Das Probleme sehe ich eher im Nicht-probieren als im Probieren. Klappt es nicht, gibt es immer einen anderen Weg.“ Ganz nach der Lebensweisheit „Türen schließen sich, neue Türen öffnen sich“.

 

„Wir machen das Beste daraus“

 

Die Corona-Zeit hat auch den Betrieb von Hiesig still gelegt. Die vorhandene Ungewissheit hat Stuefer und Gasser davon abgehalten, Vorbereitungen für die Sommersaison zu machen. Aber das hat die beiden nicht aus dem Konzept gebracht: „Die drei Monate fehlen uns, aber die Sommermonate waren sehr gut. Wir machen das Beste daraus!“

Seit nun zwei Jahren läuft das Geschäft mit dem Eis gut. „Wir haben am Anfang fast kein Marketing durchgeführt. Wir wollten zuerst das Geschäftsmodell optimieren, bevor wir es in die Welt posaunen. Wir haben uns immer gedacht, besser keine Werbung als schlechte Werbung“, meint Stuefer.

Nun bleibt nur noch die Frage, welche Eis-Sorte man als erstes kosten soll: Himbeere, „Kalter Hund“ oder doch lieber Holunder-Melisse?