Politica | Griechenland-Türkei

Kriegsgefahr im östlichen Mittelmeer

Wieder einmal droht ein Krieg zwischen den NATO-Partnern Griechenland und Türkei. Warum? Und was bezweckt der türkische Präsident mit seinen neoosmanischen Ambitionen?
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Mittelmeer
Foto: Pixabay
Im östlichen Mittemeer befinden sich die Erzrivalen Griechenland und die Türkei wieder einmal im Streit. Das ist eigentlich nichts Neues, denn Streit zwischen diesen beiden Staaten gibt es immer wieder seit mindestens einhundert Jahren. Was ihn aber diesmal so brisant macht, ist ein Machthaber in Ankara, der wohl nicht die Absicht hat, nur einen Schritt zurück zu weichen. Das Gleiche gilt für Athen, wo aber die Regierung nicht so radikale Positionen vertritt, wie der türkische Machthaber Erdoğan. Was bezweckt dieser mit seiner neoosmanischen Politik und warum verfolgt er diese so radikal?

Auch hier muss man wieder in die Geschichte zurückblicken. Denn vieles, was heute passiert, hängt mittelbar oder sogar unmittelbar mit dem Ersten Weltkrieg zusammen. Es ist nicht so leicht, die Türkei politisch zu analysieren, aber ich werde es hier einmal versuchen.

Anfang des 20. Jahrhunderts war das ehemals mächtige Osmanische Reich nur noch ein Schatten seiner selbst. Zwar reichten seine Grenzen noch vom Balkan über den Nahen und Mittleren Osten bis hin zum Maghreb (Nordafrika) und den heiligen Stätten der Muslime Mekka und Medina. Aber im Norden Afrikas herrschte es nur noch über Libyen. Ägypten war britisches Gebiet und Marokko französisches Protektorat. Die damaligen Großmächte sprachen nur noch vom kranken Mann am Bosporus. Dieses Reich war eigentlich nur noch auf der Landkarte eine wirkliche Größe. Der Sultan war geschwächt, das Reich innerlich zerrüttet, aber vor allem immer mehr von außen her bedroht. Vor allem von Russland, das seine Ansprüche bereits im Kaukasus militärisch durchgesetzt hatte. Nun schielte es auf Konstantinopel und die Meerengen des Bosporus und der Dardanellen, um so einen ungehinderten Zugang zum Mittelmeer zu bekommen. In erster Linie aber einen eisfreien Hafen in Westeuropa. In dieser Zeit der Schwäche entstand in den 1890er Jahren die Bewegung der sog. Jungtürken. Diese Bewegung wollte das Osmanische Reich von innen her Reformieren, indem sie es in eine konstitutionelle Monarchie umwandelte und die alte Verfassung von 1874 wieder einführte. So sollte das Reich wieder zu neuer Stärke zurückfinden.

1908 kam es dann zur Revolution der Jungtürken und der alte Sultan wurde abgesetzt. Der neue, Mehmed der V. war aber nur noch ein machtloses Werkzeug der Jungtürken und der Verfall des Reiches ging unvermindert weiter. 1911 besetzte Italien Tripolis und sicherte sich in einem blutigen Feldzug Libyen und seine Ölfelder als Kolonie. Schon dieser Krieg war für die Osmanen extrem verlustreich. Während er noch in seiner Endphase lief, griffen im ersten Balkankrieg 1912 Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro die osmanischen Besitzungen auf dem Balkan an. Schon in den 1870er Jahren war Bosnien-Herzegowina von Österreich besetzt und 1909 annektiert worden. Die restlichen Balkanstaaten wollten nun den restlichen Kuchen untereinander aufteilen. Diese Kriege führten nun wiederum zum Ende der Herrschaft der Jungtürken. Zwar konnten die Osmanen im zweiten Balkankrieg 1913 mit Hilfe Bulgariens einen kleinen Teil in Europa zurückerobern (den Zipfel, der heute den europäischen Teil der Türkei bildet), alles in allem aber war die Herrschaft Istanbuls in Europa nun Geschichte.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges buhlten 1915 die Mittelmächte Deutschland mit Österreich-Ungarn sowie die Alliierten für ein Bündnis um die bis dahin noch neutrale Türkei, um sie anschließend zum Kriegseintritt für die jeweilige Seite zu gewinnen. Aufgrund der militärischen Erfolge der Mittelmächte 1915, hier besonders gegen Russland, entschied sich die Türkei für diese Seite. Zwar galt der kranke Mann am Bosporus militärische eher als schwacher Bündnispartner, da er sich von den Kriegen 1911-13 noch nicht richtig erholt hatte. Aber im Verlauf des Krieges errang die osmanische Armee doch einige beachtliche Erfolge. So brachte sie den Briten, mit deutscher Hilfe, bei Gallipoli eine vernichtende Niederlage bei. Der kommandierende General auf türkischer Seite war ein gewisser Kamal Pascha, der Vater der modernen Türkei. Belastend für das Bündnis mit den Mittelmächten erwies sich allerdings der Völkermord an den Armeniern, wo nach Schätzungen mehr als eine Mio. Menschen den Tod fanden. Die Türken bezichtigten die christlichen Armenier der Spionage und der militärischen Hilfe für das Zarenreich. Bei der Umsiedlung in die syrische Wüste kam es dann zu diesem Genozid. 

Nach dem Ersten Weltkrieg war es dann anders als bei den beiden anderen Mittelmächten Deutschland und der Habsburger Monarchie. Diese wurden schon mit den Verträgen von Versailles und St. Germain 1919 geschwächt oder zerschlagen. Ihre Monarchen mussten bereits 1918 abdanken. Anders verlief es mit dem Osmanischen Reich. Hier blieb der Sultan noch bis 1923 formell an der Macht. Zwar wurde 1920 in Sèvres ein Friedensvertrag unterzeichnet, der den Siegermächten Großbritannien, Frankreich, Russland, Italien und Griechenland die Kontrolle über die Resttürkei zusicherte, der aber ebenso von der Türkei nicht anerkannt wurde. 1921 drang Griechenland sogar bis nach Anatolien vor, wurde aber durch Kemal Pascha im sog. Befreiungskrieg von 1922 wieder zurückgeworfen. Das führte zu einem riesigen Exodus von Altgriechen aus der Türkei und von Türken aus Griechenland. Es sollte als Bevölkerungsaustausch betrachtet werden. Nur der Patriarch von Konstantinopel und eine kleine Restgemeinde von Christen konnten bleiben.

Im Friedensvertrag von Lausanne 1923 wurden dann die heutigen Grenzen der Türkei festgelegt und es entstand die moderne Türkei. Der letzte Sultan musste ins Exil und Kemal Pascha wurde Staatschef. Er nannte sich Atatürk, Vater aller Türken. Er trennte strikt Religion und Staat. Schaffte die arabische Schrift ab, die er durch das lateinische Alphabet ersetzte, ebenso schaffte er die Koranschulen ab. Frauen wurden die Verschleierung ebenso verboten, wie das Tragen von Kopftüchern. Bis heute ist der Name Atatürk untrennbar mit der modernen Türkei verbunden.

Aber dieser Staat hat sich nie so richtig mit seiner Verstümmelung abgefunden und versuchte immer wieder seinen Einfluss im Orient zurückzugewinnen. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Türkei formell zwar neutral, arbeitete aber eng mit den Alleierten zusammen. Im Kalten Krieg wurde sie Mitglied der NATO, weil die Westmächte einen Puffer zwischen der Sowjetunion und Europa, sowie einen Brückenkopf zum Nahen Osten benötigten. Jugoslawien war ja blockfrei. Aus dem Nahostkonflikt hielt sie sich weitgehend heraus, da die USA mit Israel verbündet und die Araber und Palästinenser Glaubensbrüder waren. Außerdem unterhielten die Türken als einziger muslimischer Staat gute Beziehungen. Sie war das einzige Land unter dem Halbmond, wo Israelis Urlaub machen konnten.

Nach 1945 gab es zwar einige Militärputsche, aber alles in allem war die Türkei immer eine Republik. Allerdings hatte das Militär eine sehr große Machtfülle. Es konnte keine politische Entscheidung ohne den großen Generalstab durchgesetzt werden. Dies blieb bis in die späten 1990er Jahre so. Das änderte sich erst, als ein gewisser Recep Tayyip Erdoğan in die große Politik eintrat. Schon als Bürgermeister von Istanbul hat er sich mit seinen erzkonservativen, teils islamistischen Haltungen einen Namen gemacht und unverblümt von der religiösen Erneuerung und der Wiedererlangung alter osmanischer Größe gesprochen. Für diese Einstellungen saß er 1998 sogar im Gefängnis.

Aber er war nie von der Bildfläche verschwunden. 2002 gewann seine islamkonservative Partei AKP die Parlamentswahlen. Erdoğan durfte aber noch nicht Regierungschef werden, da er noch mit einem Politikverbot belegt war. Dieses Amt übernahm übergangsweise Abdullah Gül, der spätere Außenminister. 2003 war es dann aber soweit und der ehemalige Bürgermeister übernahm endgültig das Ruder in Ankara.

Anfangs wirkte er noch gemäßigt. Näherte sich der EU an, beabsichtigte sogar eine Mitgliedschaft, obwohl das absolut gegen seine Einstellung war. Er wollte sogar den Völkermord an den Armeniern aufarbeiten lassen, obwohl er diesen bis heute abstreitet. Wer heute in der Türkei das Verbrechen beim Namen nennt, begeht die schwere Straftat Verunglimpfung des Türkentums. Erdoğan verbesserte die türkischen Beziehungen zu seinen östlichen Nachbarn und sogar zu Assad in Damaskus, bis dann der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach.

2007 errang seine Partei dann die absolute Mehrheit. Die Wirtschaft erlebte einen Höhenflug. Noch zu dieser Zeit wollte Erdoğan einen möglichen Beitritt zur EU verhandeln. Was aber nach den, auch von der EU unterstützten, Bürgerprotesten von 2013 scheiterte. 2014 wurde er dann schließlich Staatspräsident. Erdogan war am Ziel. Er erweiterte die Kompetenzen dieses eigentlich nur repräsentativen Amtes merklich. Die Verfassung wurde geändert, so dass er defacto ein Alleinherrscher wurde. Aber das Parlament konnte er nicht ganz ausschalten, wenn er auch die Opposition in ihrer Arbeit massiv einschränkte und durch massive Polizeigewalt fast mundtot machte. Er brach den blutigen Konflikt mit den Kurden wieder vom Zaun, provozierte immer wieder die EU, liebäugelte mit Russlands Präsidenten Putin bis hin zum Kauf von russischen Waffen, trotz NATO-Mitgliedschaft. Er sprach unverblümt in Reden von den Ambitionen der Türkei. Rief seine Landsleute in Deutschland und Österreich offen dazu auf, sich nicht zu integrieren, ja sagte ganz deutlich, was 1683 vor Wien noch militärisch gescheitert sei, würde man jetzt anders erreichen. Mit Zuwanderung und Vermehrung. Irgendwann leuchte der Halbmond über Europa. Er entmachtete das Militär. Endgültig nach dem Putsch von 2016, als er es sich in einer bespiellosen Säuberungsaktion gefügig machte.

Was bedeutet das alles nun aktuell? Wie erwähnt, spricht Erdoğan ganz offen von der Wiedererlangung alter, osmanischer Größe. Und er scheut dafür auch nicht vor militärischen Mitteln zurück. Es fing mit der Wiederaufnahme des Kurdenkonflikts an. Hinter dem Vorwand, kurdische Terroristen zu bekämpfen, marschierte er in Nordsyrien ein. Die Türkei ist militärisch, zwar überwiegend mit Söldnern, im libyschen Bürgerkrieg aktiv. Das ist besonders brisant, da die EU, und hier besonders der NATO-Partner Frankreich, die Gegenseite unterstützt. Frankreich und die Türkei sind da bereits auf dem Mittelmeer aneinandergeraten, als ein französisches Kriegsschiff ein türkisches auf Waffen durchsuchen wollte. Nur durch ein Abdrehen der Franzosen in letzter Minute wurde ein Schusswechsel verhindert. 

Jetzt provoziert der türkische Präsident weiter. Die Türkei erkennt ein altes Abkommen nicht an, welches besagt, dass Staaten bis 200 km vor ihren Küsten die Bodenschätze selbst ausbeuten dürfen. Ankara will diese Zone bis auf 400 km ausweiten. Was bedeutet das? Einige griechische Inseln liegen nur wenige Kilometer vor der türkischen Ostküste. Schon 1997 drohte es dort im Streit um ein paar unbewohnte Felsen zu einem Krieg zu kommen.  Schaut man sich diese 400 km auf der Landkarte an, reicht die neue Einflusszohne der Türken bis Kreta. Als jetzt die Türkei ein Forschungs-schiff ins östliche Mittelmeer entsandte, schrillten in Athen die Alarmglocken. Formell geht es um die Ausbeutung neuentdeckter Erdgasvorkommen. Aber deren Ausbeutung ist viel zu aufwendig und damit unrentabel, was große Energie Konzerne unlängst errechnet haben. Vielmehr muss Erdoğan außenpolitisch etwas erreichen, denn innenpolitisch ist er angeschlagen. Die türkische Wirtschaft und auch ihre Währung befinden sich im freien Fall, was jetzt durch Corona noch verstärkt wurde. Besonders im Tourismus. 

In Syrien hat er sich verrannt und dort nicht nur einmal einen Konflikt mit Russland riskiert. Er setzt immer mehr auch auf die religiöse Karte. Indem er z.B. die Hagia Sophia in Istanbul wieder zurück in eine Moschee umwandelt. Was harmlos aussieht, birgt durchaus Brisanz. Er bot unlängst den muslimischen Gläubigen aus den VAB diese als Ersatz für Jerusalem an, da die Emirate von dem dortigen Großmufti aus dem Felsendom verbannt wurden. Die Emirate hatten ja kürzlich erst als zweites arabisches Land, diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen. Was Erdoğan zutiefst ablehnt. Auch auf dem Balkan zündelt er, wie in Bosnien und in Mazedonien. Großen Widerstand seitens der EU hat er nicht zu befürchten. Die Mitgliedschaft ist mittlerweile eine Utopie. Zu groß ist auch die Angst in den europäischen Hauptstädten vor einer erneuten Flüchtlingswelle wie die von 2015 und ein daraus erstarkender Rechtspopulismus von Le Pen, Salvini und der AfD. Erdogan weiß das nur zu genau. Und dass er mit der Schleusenöffnung nicht nur droht, hat er auf Lesbos bewiesen. Da gerieten Griechenland und die Türkei auch schon aneinander. 

Was die jetzige Zuspitzung aber besonders gefährlich macht, ist, dass diesmal wohl keine der beiden Seiten nachgibt. Manöver werden nicht nur angedroht, sie werden auch mit scharfen Waffen durchgeführt. Präsident Erdoğan kann nicht mehr zurück, denn das wäre sein endgültiges politisches Aus. Und Griechenland ist es leid, ständig provoziert zu werden. Sei es auf Zypern, im Mittelmeer oder auf dem Balkan. Beide Staaten tanzen mal wieder auf dem Vulkan, nur war er lange nicht mehr so explosiv, wie zurzeit. Was es bedeutet, wenn zwei NATO-Staaten gegeneinander in den Krieg ziehen, ist schwer zu sagen. Tritt der Bündnisfall in Kraft? Wird die EU in einen undurchsichtigen, militärischen Konflikt hineingezogen? Wie verhält sich Moskau? Es steht viel auf dem Spiel, durch den Größenwahn eines türkischen Präsidenten. Im 20. Jahrhundert hatten wir genug Beispiele, wo Staaten die sich angeblich (teils auch aber auch wirklich) ungerecht behandelt, sich eigekreist oder ausgegrenzt fühlten. Wo dann Staatsoberhäupter oder Regierungen Gewalt lostraten. Mit verheerenden Auswirkungen für die Menschheit. Jetzt steht es wieder auf Messers Schneide zwischen Krieg und Frieden. Dabei geht es nur scheinbar um Erdgas. 

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Carsten Schauerte Sab, 08/29/2020 - 11:51

Das stimmt soweit. Aber man muss auch wissen, wie Erdogan gedacht hat, bevor er in die große Politik ging. Dazu empfehle ich das Buch von Peter Scholl-Latour Allahs Schatten über Atatürk. Und Erdogan hatte in den Nuller Jahren schon Vordenker für den Neoosmanismus, den er wegen den Verhandlungen mit der EU nicht öffentlich unterstützte. Seltsamerweise hat er diesen Vordenker im Rahmen des Putsches von 2016 der Verbindung zur Gülen Bewegung bezichtigt, dessen Ideen er aber 1:1 übernimmt. Erdogan hat im Grunde seiner Einstellung nie einen Beitritt zur EU befürwortet. Dieser hätte ihm seinen Zielen dienen solle. Das hat er oft genug auch in Interviews zugegeben.

Sab, 08/29/2020 - 11:51 Collegamento permanente
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Bacher Lotte Dom, 09/06/2020 - 11:06

Vielen Dank für diesen informativen, sehr gut recherchierten Beitrag.
Erstaunlich finde ich, wie wenig präsent dieses Thema in den mitteleuropäischen Medien ist, auch in Anbetracht der Tatsache, dass sich inzwischen im Grenzgebiet auch französische und russische Schiffe/Truppen tummeln und Erdogan täglich neue Provokationen nach Griechenland schickt...

Dom, 09/06/2020 - 11:06 Collegamento permanente
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Carsten Schauerte Dom, 09/06/2020 - 15:38

In risposta a di Bacher Lotte

Vielen Dank. Gerade deswegen versuche ich hier diese Themen mehr anzusprechen und zu analysieren. Wahrscheinlich ist die Angst im „Westen“ vor den wahren Konsequenzen dieser Krise zu groß, da man mittlerweile ja weiß, dass man sich im Ernstfall nicht mehr auf die USA verlassen kann, und Russland in dieser Region unberechenbar geworden ist.

Dom, 09/06/2020 - 15:38 Collegamento permanente
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Christoph Tappeiner Mar, 09/08/2020 - 00:01

In den deutschsprachigen Medien wird dieser Konflikt beinahe totgeschwiegen. Deutsches Engagement wird man, wohl aus innenpolitischen Überlegungen heraus, gänzlich vermissen. Allein Macron zeigt indes so etwas wie außenpolitische Initiative, sowohl im östlichen Mittelmeer als auch in Libyen. Von italienischer Seite kommen nur faule Deals mit Erdogan, um zumindest einen Anschein von Einfluss in Tripolis zu wahren. Und so schafft es ein frömmelnder Eiferer, der gesamten EU und seinen Nato- „Partnern“ auf der Nase herumzutanzen. Was mir an der ganzen Sache die meisten Sorgen bereitet - mehr noch als das Fehlen außenpolitischer Ambitionen Italiens - ist die Handlungsunfähigkeit der EU als Einheit. Wenn es so etwas wie eine europäische Strategie geben würde, dann ließen sich die europäischen Interessen nicht so einfach auseinander dividieren, um nach Belieben von Trump, Putin oder auch nur Erdogan zum jeweiligen Vorteil missbraucht zu werden.

Mar, 09/08/2020 - 00:01 Collegamento permanente