Politica | Not to be

Tobe und das Unglück des Tüchtigen

Es soll einfach nicht sein für Tobe Planer, der Stimmenlokomotive der Bozner Grünen. Sprachgruppe und Geschlecht dürften dem Wahlerfolg erneut ein Schnippchen schlagen.
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Foto: tobe planer[scald=42578:sdl_editor_representation]

Es gibt Menschen, die sind einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle und werden urplötzlich noch oben katapultiert. Sowas passiert auch in der Politik. Tobe Planer gehört definitiv nicht zu diesen. Viele Jahre hat er für die Grünen gearbeitet und viele Male kandidiert. Wiederholt auch erfolgreich, leider stets in der falschen Konstellation. Dabei hatte es 2010 durchaus etwas glücklich begonnen.

In diesem Jahr kandidiert er bei den Gemeinderatswahlen in Bozen für die Grünen, die 3 Sitze erobern. Tobe erhält am viertmeisten Vorzugsstimmen und rückt für Patrizia Trincanato, die in den Stadtrat wechselt, in den Gemeinderat nach. 2013 kandidiert er dann für die Grünen für den Südtiroler Landtag und landet wiederum auf Platz vier. Die Grünen erhalten 3 Sitze und Tobe ist der erste Nichtgewählte. 2015 tritt Tobe wieder bei der Bozner Gemeinderatswahl für die Grünen an. Diesmal ist er mit 457 Stimmen der weitaus am meisten gewählte Kandidat, doch die Grünen werden nicht Teil der Stadtregierung. Bei den vorgezogenen Neuwahlen im Jahr 2016 ist Tobe mit 389 Stimmen erneut meistgewählter Kandidat der Grünen, wiederum vor Lorenzini. Diesmal ziehen die Grünen in den Stadtrat ein, Tobe muss jedoch Lorenzini den Vortritt lassen, da seine Liste eine als italienisch erklärte Frau stellen muss. 2018 kandidiert Tobe wieder bei den Landtagswahlen und landet erneut auf Platz 4. Bei wiederum 3 errungenen Mandaten ist er ein weiteres Mal erster Nichtgewählter. Tobe, der sich nicht nur als Kandidat zur Verfügung stellte, sondern auch Co-Sprecher der Landesgrünen war und beim Plakatieren genauso in Aktion trat wie beim Kontakt mit den Menschen, ein unermüdlicher Arbeiter für die Partei und in der Jugendszene, lässt sich nicht demotivieren und tritt auch im Corona-Jahr 2020 bei den Gemeindewahlen in Bozen an. Da in diesem Jahr alles anders ist, könnten sich theoretisch auch für ihn neue Szenarien auftun. Erneut ist er bestgewählter Grüner mit 452 Stimmen vor Chiara Rabini mit 369. Aber erneut zeichnet sich ab, dass er bei einem Stichwahlsieg von Bürgermeister Caramaschi nicht in den Stadtrat berufen werden dürfte. Da die anderen Parteien kaum Frauen unter den gewählten Gemeinderäten aufweisen und die der deutschen Sprachgruppe zugedachten Sitze im Stadtrat wie immer für die SVP reserviert sind, werden die Grünen letztlich wieder eine Vertreterin der italienischen Sprachgruppe entsenden und Tobe dieser, gentlemenlike wie immer, den Vortritt gewähren müssen.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass genau bei den Grünen, die für die Überwindung der ethnischen Einteilung eintreten und die wie keine andere Partei Frauen in der Politik befördern, ein wiederholt mit der stärksten demokratischen Legitimation ausgestatteter und dennoch bescheidener, tüchtiger und treuer politischer Arbeiter wie verhext an eine – man sehe mir den sich geradezu aufdrängenden Vergleich nach – unsichtbare Wand stößt, die ihn trotz allen Einsatzes und Wählerzuspruchs am Eintritt in die „große“ Politik hindert. Selten wäre dieser jemandem so zu gönnen wie Tobe Planer und dass er sich jetzt für die Erhöhung des Stadtrats auf 9 Mitglieder einsetzt, ist nur verständlich und sein Einzug in denselben wäre mehr als gerechtfertigt. Die Erfolgsaussichten scheinen nicht allzu groß zu sein, so liest man, trotzdem bleibt ihm zu wünschen, dass seine Beharrlichkeit alle möglichen unglücklichen Umstände übersteigen möge. Damit er sich nicht irgendwann gezwungen sieht, sich der italienischen Sprachgruppe und einem anderen Geschlecht zugehörig zu erklären, um seinen Verhängnissen ein Schnippchen zu schlagen.

 

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Martin Daniel Dom, 09/27/2020 - 22:43

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