Vaticano
Foto: upi
Società | Kriminalität

Heilige Geldwäsche

Zwei Direktoren der Vatikan-Bank IOR sind wegen Finanzdelikten zu Haftstrafen verurteilt worden.

Das abgelaufene Jahr 2020 dürfte als annus horribilis in die Geschichte des Vatikans eingehen. Es war gekennzeichnet von Machtkämpfen und Intrigen, der Amtsenthebung des mächtigen Kardinals Angelo Becciu wegen Korruption und Amtsmissbrauchs, der Verleumdungskampagne gegen den australischen Kardinal George Pell, vom Rauswurf des US-Kardinals Theodore McCarick wegen homosexueller Übergriffe. Unter eine weitere undurchsichtige Affäre wurde jetzt ein Schlussstrich gezogen. Nun hat das Gericht des Kirchenstaats erstmals zwei langjährige Verantwortliche der Vatikanbank IOR (Istituto per le opere religiose) zu hohen Haftstrafen verurteilt.

Der frühere Präsident Angelo Caloia und sein Rechtsberater Gabriele Liuzzo wuden wegen Geldwäsche und Unterschlagung zu je acht Jahren und elf Monaten Haft verurteilt. Der in die Geschäfte involvierte Sohn Liuzzos, Lamberto erhielt fünf Jahre und zwei Monate. Das Urteil folgte auf einen fast drei Jahre dauernden Strafprozess um undurchsichtige Immobiliengeschäfte zwischen 2002 und 2007, durch die der Bank Schaden in zweistelliger Millionenhöhe entstand. Caloia stellte sich im Gerichtsverfahren  als Opfer einer Verschwörung dar. Als Richter wirkte der langjährige römische Oberstaatsanwalt und Anti-Mafia-Ermittler Giuseppe Pignatone, der die beiden Angeklagten für schuldig befand, 30 Vatikan-Immobilien in Rom, Mailand und Genua unter Marktwert verkauft und sich dabei um fast 60 Millionen Euro bereichert zu haben. Statt des Realwerts von 150 Millionen Euro wurden sie für weniger als 100 verlauft. In dem zwei Jahre dauernden Gerichtsverfahren bezifferten die Sachverständigen den Unterschied zwischen Schätz- und Realwert der Immobilien auf 35 Millionen.

Alberto Liuzzo soll dafür gesorgt haben, einen Teil der Gelder über Schweizer Konten zu waschen. Die Angeklagten wurden überdies zu hohen Geldstrafen verurteilt. Zum ersten Mal in der fast 100-jährigen Vatikan-Justiz wurde damit im Namen des Papstes eine Gefägnisstrafe wegen eines Finanzvergehens verhängt. Bereits vor zwei Jahren hatte der Kauf einer Londoner Nobelimmobilie durch den Vatikan hohe Wellen geschlagen. Das Gebäude im Zentrum der britischen Hauptstadt war zum Teil mit Spendengeldern der Gläubigen finanziert worden.

Der vatikanische Justizminister (promotore di giustizia) Gian Pier Milano würdigte das Gerichtsverfahren als processo destinato a restare nella storia. Das Urteil ist eine Spätfolge der Bemühungen von Papst Franziskus, die Gesetzgebung im Kirchenstaat an die internationalen Standards gegen Geldwäsche und recycling anzupassen.