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Beste Freunde

Im Landtag wird ein Exklusivdeal zwischen dem Sanitätsbetrieb und dem Athesia-Portal STOL bestätigt. Jetzt will man anscheinend noch eins drauf setzen.
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Foto: Sabes
Thomas Widmann lässt keine Zweifel aufkommen.
„Einen wie auch immer gearteten Stopp der Veröffentlichung auf Online-Plattformen hat es nie gegeben. Vor Vergabe des Auftrags waren mehrere Angebote von verschiedenen Anbietern eingeholt worden und am Ende fiel unter Berücksichtigung von Reichweite, Preis und zu erwartenden positiven Auswirkungen die Entscheidung auf das zum Erreichen der Kampagnenziele beste Angebot. Dies ganz im Sinne der bestmöglichen Verwendung öffentlicher Gelder“, antwortet der Landesrat für Sanität auf eine Landtaganfrage des Teams K.
Paul Köllensperger & Co hatten eine Salto-Geschichte zum Gegenstand ihrer Anfrage gemacht.
Im Rahmen der Kampagne „Abstand-Hygiene-Maske“ hat der Südtiroler Sanitätsbetriebes bei den Südtiroler Schauspielern und Kabarettisten Lukas Lobis und Thomas Hochkofler für eine Videokampagne angefragt, in der das ernste Thema „Covid 19“ humoristisch angegangen werden soll.
In Zusammenarbeit mit der Brixner Kreativagentur „Frei und Zeit“ entwickelten Arno Dejaco und Lukas Lobis gemeinsam ein Konzept und lieferten die Videos fix und fertig an den Auftraggeber ab. Die Lach-Botschafter greifen dabei auf ihre bereits existierenden Alter Egos zurück. Kevin Kostner, der Grödner Hotelier mit oft ganz speziellen Ansichten, sowie Joe von Afing, Liebhaber von tiefer gelegten Autos und schnellen Kurvenfahrten, unterstützen den Südtiroler Sanitätsbetrieb als Erzähler in der PR-Kampagne des Sanitätsbetriebes.
Beide Kunstfiguren waren früher in der „Wöchenschau“ des Athesia Online-Portals Südtirol Online (STOL) im Einsatz.
 
 
Den Machern der neuen Comedyserie war es von Anfang an ein Anliegen, die Kampagne für den Sanitätsbetrieb möglich breit zu streuen. Doch daraus wurde nichts. Auf Anweisung von oben beschloss der Sanitätsbetrieb die Videos ausschließlich auf STOL zu veröffentlichen. Natürlich gegen Bezahlung.
Damit liefert man dem Ebner-Verlag, jene Comedy sozusagen gratis und mit Steuergeldern finanziert, für die das Unternehmen vorher bezahlen musste. Zudem erhält das Athesia-Portal noch Geld für die Veröffentlichung. Weil damit der Content für Athesia doppelt bezahlt wird, schrieb Salto.bz von „Freundlerwirtschaft Made in Südtirol“.
 

Die Kosten

 
Thomas Widmann lässt diesen Vorwurf nicht gelten.
Bei der Vergabe wurden im Vorfeld bei mehreren Plattformbetreibern Angebote eingeholt“, schreibt er in seiner Antwort auf die Team K-Anfrage. Und weiter: „Diese wurden in der Folge bewertet, wobei auch die Kosten mit dem zu erwartenden Nutzen ins Verhältnis gesetzt wurden. Hierzu wurden die Reichweite sowie die Anzahl der Besuche (Visits sowie Unique Visitors) in die Bewertung miteinbezogen.
Auch die Tatsache, dass die beiden Kunstfiguren „Kevin Kostner“ und „Joe von Afing“ im Kontext von
stol.it reüssiert hatten und demnach auch dort „ihr“ Publikum finden würden, spielte in der Bewertung eine große Rolle.
Der Landesrat gibt auf Nachfrage auch die Kosten der PR-Aktion an.
 
 
 
Für die Produktion der 8 Videoclips betragen die Kosten 33.582 Euro (Konzeption, Recherche, Text, Regie, Schauspiel, Kamera, Schnitt, Ton, Licht, Grafik, Animation, Editing, Location, Organisation). Die
Ausstrahlung der deutschsprachigen Clips auf stol.it beträgt pro Woche 1.400 Euro (inkl. Bewerbung durch stol.it), das sind für 6 Wochen insgesamt 8.400 Euro. Dazu kommt die Ausstrahlung der italienischen Videos auf altoadige.it, das ebenfalls der Athesia gehört. Hier schlagen 1.450 Euro pro Woche zu Buche, zusätzlich einer Una-Tantum von 200 Euro für technische Anpassungen. Für insgesamt derzeit 2 Wochen: 3.100 Euro.
 

Kevin Kostner im Radio

 
Laut dem zuständigen Landesrat gibt es keine Bevorzugung des Ebner-Verlages. „Es handelt sich nicht um eine „exklusive“ Zusammenarbeit mit einem Portal; der Südtiroler Sanitätsbetrieb ist frei, das Produkt auch anderweitig zu verwenden“, heißt es in seiner Antwort.
Und dann kündigt Thomas Widmann an. „Derzeit wird die Übertragung ins Radio überprüft.
Damit aber legt man noch eins drauf. Weil „RAI Südtirol“ per Gesetz keine Werbung machen darf, schöpfen zwei Radios den Großteil der öffentlichen Werbegelder ab: Radio Südtirol 1 und Radio Tirol. Beide gehören zum Medienkoloss „Athesia“.
Bleibt nur zu hoffen, dass für alle anderen Südtiroler Radios wenigsten diesmal ein paar Krümel abfallen.