Società | Open Vax Day & Night

Nachts in der Messe

Am Freitagabend wurden rund 2000 Menschen ab 18 Jahren im Bozner Messegelände gegen Covid-19 geimpft. Begleitet wurde das Event von präziser Organisation und DJ-Musik.
Open Vax Day & Night
Foto: (c) Othmar Seehauser

Normalerweise legt Miran für ein tanzendes Publikum in der Südtiroler Nightlife-Szene auf. Electro, Dance und alles was dazwischen liegt. Am Freitagabend stand er zusammen mit seinem DJ-Kollegen Egon Santoni für die “Open Vax”-Veranstaltung in der Bozner Messe und ließ soeben Geimpfte auf ihren Plastikstühlen wippen. 

“Komisch ist es schon, vor einem sitzenden, distanzierten Publikum zu spielen”, meint der DJ, “trotzdem ist es schön, dass uns jemand zuhört und wir wieder mal vor einem Publikum spielen dürfen.” Die beiden DJs wurden auf freiwilliger Basis für die “Open Vax Day and Night”-Veranstaltung in Bozen angefragt.

 

 

Bei den “Open Vax”-Veranstaltungen, die am Donnerstag- und Freitagabend in Südtirol stattfanden, hatten viele junge Menschen ab 18 Jahren zum ersten Mal die Gelegenheit, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. “Ziel und Zweck der ganzen Sache ist natürlich die Impfung selbst. Mit den DJs wollten wir den jungen Leuten zusätzlich eine Kleinigkeit bieten”, meint Martina Vieider vom Amt für klinische und strategische Entwicklung des Südtiroler Sanitätsbetriebs.

 

 

Für viele der TeilnehmerInnen kam die laute Discomusik am Ende des Impfparcours als Überraschung. Einige freuten sich darüber, andere schüttelten lachend den Kopf und wieder anderen fanden die Aktion fragwürdig. “Die Musik war so laut, dass ich die Ärzte und Pfleger nur ganz schwer verstehen konnte”, klagte eine Teilnehmerin, die soeben ihre erste AstraZeneca-Impfung hinter sich gebracht hatte und nun im Discobereich auf ihre Entlassung wartete. Trotzdem war sie mit der Veranstaltung zufrieden: “Die Veranstaltung ist gut organisiert, jeder Schritt genau geplant und die Wartezeiten halten sich in Grenzen.”

 

 

Tatsächlich war der Impfparcours akribisch organisiert: Große Plakate und Pfeile führten zum Eingang der Messe. An jeder Ecke standen Helfer des Militärs, die die TeilnehmerInnen in die richtige Richtung wiesen. Am Eingang wurde jedem und jeder TeilnehmerIn eine Nummer zugewiesen. Wer die auszufüllenden Formulare nicht bei sich hatte, bekam diese vor Ort und konnte sie auf dem Weg zur Impfung ausfüllen.

 

 

Auf dem Weg, der sich über hunderte Meter erstreckte, wurden die Teilnehmer vom Militär blockweise abgefertigt und gelangten so in kleinen Gruppen in den Messesaal, wo sie auf Plastikstühlen auf ihr Arztgespräch warteten. Dann wurden sie über ihre Nummer einzeln in eine der 16 Arztboxen gerufen, wo sie die nötige Impferlaubnis erhielten, die sie in einer weiteren Box einlösten. Nach der verabreichten Impfung mussten die TeilnehmerInnen noch einige Minuten warten, um eventuelle negative Impfreaktionen vor Ort aufzufangen. Das Ganze dauerte etwa 30 Minuten und wurde von Discomusik begleitet “die zuerst gar nicht zu hören war, irgendwann aber alles andere verschluckte”.

 

 

Die meisten Teilnehmer waren zwischen 20 und 40 und wollten die erste Gelegenheit nutzen, um sich impfen zu lassen: um Eltern und Großeltern zu schützen, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zeigen oder um sich schlicht wieder freier bewegen zu dürfen.

Andere etwas ältere Teilnehmer hatten den ersten Impfaufruf verpasst oder wollten die Impfung zusammen mit jüngeren Familienmitgliedern durchführen. Der Großteil zeigte sich vom Nutzen der Impfung überzeugt. Einige wenige gaben an, sich allein aufgrund der geltenden Einschränkungen impfen zu lassen, “um ihre Freiheit zurückzuerlangen”.

 

 

Um den Impfstoff von AstraZeneca, der auf der Veranstaltung verimpft wurde, zuvor aber aufgrund von äußerst seltenen, jedoch schwerwiegenden Nebenwirkungen hauptsächlich für Frauen unter 55 in Kritik geraten war, sorgte sich kaum jemand. “La pillola presenta un rischio molto più alto per tante donne e viene presa senza troppi dubbi. Col vaccino di AstraZeneca i casi di trombosi davvero gravi sono pochissimi. Quindi non mi sono fatta problemi”, erklärt eine Teilnehmerin. Und weiter: “Io sono cresciuta con padri no-vax. Quindi appena si è aperta questa possibilità, mi sono iscritta per fare il vaccino.”

 

 

Aufgrund des großen Andrangs, – die Veranstaltung in Bozen war mit 2000 Menschen ganz ausgebucht –, sind schon jetzt weitere Veranstaltungen dieser Art geplant. “Auch der zweite Impfaufruf wird auf diese Weise veranstaltet werden”, erklärt Vieider. “Die DJs werden wahrscheinlich aber eine einmalige Sache bleiben.”

 

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Michl T. Mar, 05/25/2021 - 12:59

hauptsache die Impfdosen gehen raus an die Leute, die sie wollen.
Stand heute hat Südtirol nur 91% der erhaltenen Impfdosen verimpft, nur Friaul Julisch Venetien und Sardinien sind da langsamer.

Mar, 05/25/2021 - 12:59 Collegamento permanente