Ambiente | Pestizidprozess

Da waren’s nur noch zwei

Von den mehr als 1.300 Klägern im “Pestizidprozess” bleibt ein Brüderpaar übrig. “Die Strafanträge haben nur öffentliche Aufregung produziert”, meint Karl Bär.
Karl Bär
Foto: Jörg Farys

“Unversöhnliche Fronten im Südtiroler Apfelstreit” – so titelte die Süddeutsche Zeitung vorvergangenen Sonntag. Im Artikel dazu ging es um den so genannten Pestizidprozess, der in Bozen läuft. Während der Buchautor und Filmemacher Alexander Schiebel Ende Mai vom Vorwurf der üblen Nachrede freigesprochen wurde, läuft das Verfahren gegen Karl Bär und das Umweltinstitut München weiter.
Es geht um den Einsatz von Pestiziden in der Südtiroler Obstwirtschaft, die Kritik daran – und die Frage, welche und wie viel(e) der chemischen Substanzen gesundheitsschädlich sind.

“Jetzt stellen Umweltschützer den Apfelbauern ein Ultimatum: Entweder wird das Verfahren gestoppt oder sie wollen hochbrisante Daten über mutmaßlich massenhaften Einsatz von Pestiziden im Alleingang veröffentlichen”, beschreibt die SZ die jüngsten Entwicklungen. Karl Bär hatte den Obstwirten, die ihn auf üble Nachrede geklagt haben, im Juni die Rute ins Fenster gestellt: Bis Freitag, 9. Juli, sollten sie ihre Anzeigen zurückziehen – und den Inhalt der im Zuge des Gerichtsprozesses beschlagnahmten und ausgewerteten Betriebshefte zum Pestizideinsatz gemeinsam mit den Umweltschützern diskutieren. In einem offenen Brief an Landesrat Schuler und die Obstwirtschaft hatte Bär am 23. Juni angekündigt, eine Rücknahme der Strafanträge auch dann zu akzeptieren, wenn zwei davon aufrechterhalten werden und das Verfahren weitergehe. Genau das ist jetzt passiert: 1.374 der 1.376 Strafanträge sind inzwischen zurückgenommen. Zwei Brüder wollen die ihren nicht zurücknehmen. Somit geht der Prozess gegen Bär bzw. das Umweltinstitut weiter. Allerdings unter stark veränderten Vorzeichen.

 

“Wir wollten die Diskussion um den Pestizideinsatz in Südtirol nie im Gerichtssaal führen”, schreibt Bär in einer schriftlichen Stellungnahme. ”Die Südtiroler Obstwirtschaft und Landesregierung haben immer wieder versucht, Kritik am Pestizideinsatz gerichtlich zu verfolgen. Das ist nie gelungen. Auch die von Landesrat Arnold Schuler 2017 öffentlich forcierten, von über 1.300 Bäuerinnen und Bauern unterstützten Strafanträge gegen das Umweltinstitut München und das Buch ‘Das Wunder von Mals’ haben nur öffentliche Aufregung produziert. Der Buchautor Alexander Schiebel wurde freigesprochen, die Ermittlungen gegen seinen Verleger und den Vorstand des Umweltinstituts eingestellt und fast alle Strafanträge gegen mich zurückgezogen. Ich hoffe, dies führt zu einem konstruktiveren Umgang mit Kritikerinnen und Kritikern in Südtirol.”

Das Umweltinstitut sei jedenfalls nach wie vor bereit, die Ergebnisse der Auswertung der Betriebsdaten auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Obstwirtschaft in Südtirol zu präsentieren und zu diskutieren.

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Günther Mayr Mer, 07/14/2021 - 12:12

"nur" ?
weshalb wurden sie dann gestellt?
es wird halt nicht im luftleeren Raum diskutiert - die andere Seite ist auch da!
und das sind "auch" Menschen.

Mer, 07/14/2021 - 12:12 Collegamento permanente