Rave
Foto: upi
Ambiente | Verwüstete Natur

Horror-Rave in toskanischer Idylle

Tausende Rave-Fans aus ganz Europa verwandelten eine toskanische Idylle in eine Mülldeponie

Die kleine Siedlung Valentana in der toskanischen Provinz Viterbo gilt als Idylle. Ein kleines, an einem See gelegenes Dorf mit einem Bed and Breakfast, der von Ruhe suchenden Urlaubern geschätzt wird. Eine Idylle, die sich in den vergangenen Nächten für Bewohner und Gäste einen Alptraum verwandelte. Mit Anbruch der Dunkelheit trafen dort auf Motorrädern, in Campern oder Geländewagen Tausende zu einem Rave ein, zu dem sie im Netz eingeladen worden waren. Die Teilnehmer kamen aus zahlreichen europäischen Ländern - von Slowenien bis Portugal - und richteten sich dort für einen mehrtägigen Rave ein - mit Zelten, Wohnwagen, Campern oder einfach mit Schlafsack. In mehrstündiger Arbeit wurde eine Tribüne errichtet, Boxen und Verstärker aufgebaut.

 

Der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Valentano: "10.000 persone sono state libere di fare quello che hanno voluto, mentre io e la mia famiglia eravamo barricati in casa temendo incursioni. Sono entrati nudi nel piccolo supermercato rubando quello che volevano." Der Tod eines britischen Jugendlichen im kleinen See tat der Feierstimmung keinen Abbruch. Die Empörung der Bewohner und Bürgermeister der Gegend richtete sich gegen Innenministerin Luciana Lamorgese: Wie konnte eine so umfangreiche europaweite Mobilisierung von tausenden Personen stattfinden, ohne dass man im römischen Ministerium davon wusste?

Nach ersten Informationen ging die Einladung zum Rave von Frankreich aus. Das Innenministerium setzte den Teilnehmern schließlich ein Ultimatum - freilich erst, als das dreitägige Treffen ohnedies zum Ende neigte: Bis drei Uhr früh musste das Gelände verlassen werden. Der empörte Bürgermeister zählt akribisch alle Schäden auf - bis hin zu 30 von den Hunden der Rave-Fans gerissenen Schafen und zu den im Geschäft gestohlenen Waren. Die Spezialität der Veransaltung: pizza alla canapa.

 

Nach fünf Tagen war die Polizei endlich soweit, dass die Ausweise aller das Gelände verlassenden Fahrzeuge kontrolliert und die Namen registriert wurden. Die traurige Bilanz des Bürgermeisters sieht freilich anders aus: 23 Lastwagen waren nötig, um den Rave-Müll zu beseitigen. Der Staatsanwalt von Viterbo, Paolo Ariemma, hat die Organisatoren des Raves ausfindig gemacht: "Gli organizzatori erano francesi. Viterbo non può essere lasciata sola davanti ad un evento di questa portata." Die gerichtlichen oder strafrechtlichen Folgen dürften sich freilich in Grenzen halten zumal die Mehrzahl der Täter Ausländer sind, die Italien in den nächsten Jahren vermutlich meiden werden.