Gesellschaft | Sanität

Der Vize-Kommissär

Die Regierung will Thomas Schael diese Woche zum Vizekommissär des Sanitätsbetriebes in der Region Kalabrien ernennen. Für Schael wäre es eine Art Rückkehr.
Schael, Thomas
Foto: LPA
Es ist stillgeworden um Thomas Schael. In Südtirol.
In Rom hingegen scheint der Namen des in Südtirol geschassten Generaldirektors des Südtiroler Sanitätsbetriebes immer noch hoch im Kurs zu sein. Diese Woche wird sich immerhin das zweithöchsten Gremien des Staates mit Thomas Schael befassen.
Der Ministerrat wird auf einer seiner nächsten Sitzungen Thomas Schael zum Vize-Kommissär (sub-commissario) des Sanitätsbetriebes der Region Kalabrien ernennen. Nach Informationen des „Corriere della Calabria“ soll die Entscheidung im Gesundheitsministerium bereits gefallen sein. „Ich kann und will dazu keinen Kommentar abgeben“, kommentiert Thomas Schael salto.bz gegenüber die Nachricht.
 

Ein Trümmerfeld

 


Die Sanität in der Region Kalabrien ist ein Trümmerfeld. Nach verschiedenen Korruptionsfällen, Misswirtschaft und unhaltbaren Zuständen, steht seit acht Jahren ein vom Gesundheitsministerium in Rom ernannter kommissarischer Verwalter an der Spitze der Struktur. 2015 ernannte die Regierung Renzi, den Mailänder Ingenieur Massimo Scura zum Kommissär der Sanität in Kalabrien. Die Ernennung erfolgte in Absprache mit dem Präsidenten der Region Kalabrien Mario Oliviero. Scura hatte lange Zeit für den Energieriesen ENI gearbeitet und war dann Generaldirektor von Sanitätsbetrieben in Siena und in Livorno gewesen.
Man traute dem PD-Parteigänger Scura zu, die angeschlagenen kalabresischen Sanitätsbetriebe wieder auf die richtige Bahn zurückzuführen. Dem Kommissär ist dabei von Anfang an ein Vize-Kommissär beigestellt, dem ebenso Entscheidungsbefugnisse in gewissen Bereichen übertragen wurden.
 
Schon bald kommt es zwischen dem Gouverneur Oliviero und dem Kommissär Scura aber zu großen Differenzen. Dazu kommt, dass sich das Defizit in der kalabresischen Sanität nicht verringert, sondern immer noch anwächst. Unter Scura hat sich die Missstimmung untern den Ärzten und Verwaltern noch einmal deutlich gesteigert. Erst vor vier Wochen sind der Generaldirektor des „Ospedale Metropolitano di Reggio Calabria“ und der Direktor des Sanitätsbetriebes Crotone aus Protest von ihrem Ämter zurückgetreten.
Massimo Scuras Ablösung liegt deshalb seit langem in der Luft.
 

Fugattis Rolle

 
Bereits mit dem Regierungswechsel war klar, dass sich der PD-Kommissär kaum mehr lange halten wird. Im Frühsommer kündigte der damaligen Unterstaatssekretär im Gesundheitsministerium Maurizio Fugatti, inzwischen zum Trentiner Landeshauptmann gewählt, im Parlament einen personellen Wechsel an der Spitze der kalabresischen Sanität an.
Jetzt sollen die Ernennungen erfolgen. Gesundheitsministerin Giulia Grillo will Massimo Scura durch einen pensionierten General ersetzen, dessen Namen noch geheim gehalten wird. Durchgesickert ist aber der Namen des sub-commissario: Thomas Schael.
Der politisch in Rom bestens vernetzte Thomas Schael soll eine führende Rolle in der Sanität in Kalabrien bekommen. Der ehemalige Südtiroler Sanitätsgeneral hat bei der Lega-M5S-Regierung beste Karten in der Hand. So kam er bei der Auswahl des neuen Leiters des Paduaner Gesundheitsbetriebes „Azienda Zero“ von 18 Bewerbern in die Endauswahl der letzten drei Kandidaten. Am Ende ernannte Luca Zaia aber einen anderen.
Gesundheitsministerin Giulia Grillo wurde - nach Informationen von salto.bz - von ihren Parteifreuden aus Südtirol genauestens über den „Fall Schael“ informiert. Man hat im Ministerium zeitweilig erwogen, die Entlassung Schaels anzufechten. Inzwischen scheint man aber auf eine andere Karte zu setzen.
 
Dass die Regierung ausgerechnet Thomas Schael nach Kalabrien schickt, ist dabei kein Zufall. Denn für den deutschen Manager wäre es eine Rückkehr auf bekanntes Terrain.
Thomas Schael arbeitet bereits von 2005 bis 2007 im Sanitätsbetrieb „Magna Grecia“ in Crotone. Zuerst als Direktor der Sanitätseinheit Nr. 5 und dann als Generaldirektor des Sanitätsbetriebes der gesamten Provinz.
Gibt das Finanz- und Wirtschaftsministerium grünes Licht dürfte Thomas Schael bereits diese Woche ernannt werden.
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rotaderga Mo., 19.11.2018 - 08:07

Abfindung und Umzugsgeld lassen Ärger und Unbehagen verstummen. Und wenn Rom ihn für gut befindet, kann es vielleicht sein, dass mit den Juroren im Lande was im Argen liegt?

Mo., 19.11.2018 - 08:07 Permalink