Wirtschaft | Laborfonds

„Totale Desorientierung“

Pensplan-Gründer und Ex-Senator Oskar Peterlini fordert in einem vertraulichen Scheiben die Rückkehr von Alfred Valentin und die Entmachtung der Direktorin.
Oskar Peterlini
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser
Das Schreiben ging per Email am Freitagvormittag hinaus. Der Betreff der zweisprachigen Depesche: „Dimissioni del Presidente/Rücktritt des Präsidenten“. 
Adressaten des Schreiben sind der vergangene Woche überraschend zurückgetretene Präsident des Laborfonds Alfred Valentin, sein Stellvertreter Fabrizio Bignotti und die Mitglieder des Verwaltungs- und Aufsichtsrates des Fonds
Absender ist kein Geringerer als Oskar Peterlini. Der SVP-Politiker, ehemalige Landtagsabgeordneter, Regionalratspräsident, Senator und vor allem Gründer und Ideengeber des regionalen Pensplanprojekts, mischt sich darin unaufgefordert in den schwelenden Konflikt innerhalb des Laborfonds ein.
In dem Schreiben heißt es:
 
„Sehr geehrter Präsident
sehr geehrtes Mitglied des Verwaltungs- und Aufsichtsrates,
Ich erlaube mir - das erste Mal, seit ich zur Gründung von Laborfonds und Pensplan beigetragen und das Projekt nach meiner Wahl zum Senat verlassen habe - mich direkt an den Verwaltungs- und Aufsichtsrat von Laborfonds zu wenden. Ich tue dies aus Verantwortungsgefühl gegenüber den Mitgliedern, die auch von mir persönlich, mit viel Unterstützung eurer Verbände, bei vielen Gewerkschaftsversammlungen, in Unternehmen oder Dörfern, überredet wurden, sich einzuschreiben, sowie aus Sorge um die Zukunft. Der Rücktritt von Präsident Alfred Valentin aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der Direktorin, wie man in den Medien liest, vermitteln ein beunruhigendes Bild, sei es der Öffentlichkeit als auch den Mitgliedern, von denen sich verschiedene an mich als einen der Gründer gewendet haben, um ihre Sorge auszudrücken."
 
Oskar Peterlinis Sorge betrifft dabei nicht nur den Laborfonds. Der ehemalige SVP-Poltiker, inzwischen als Dozent an der Freien Universität Bozen tätig, beschreibt auch die Entwicklung im Projekt Pensplan äußerst kritisch:
 
„Darüber hinaus betreffen die Sorgen auch Pensplan, wo die erfahrensten Leute, einschließlich der Direktoren, der stellvertretenden Direktoren und der Finanzchefs, das Projekt verlassen haben, zusätzlich zu einer gefährlichen Fluktuation unter den Mitarbeitern, sodass jedes historische
Gedächtnis über die Ziele des Projekts verloren geht."
 
In welche Richtung Peterlini Kritik geht, wird deutlich, wenn man schaut wer dieses Schrieben nicht bekommen hat. Die Direktorin des Laborfonds Ivonne Forno.
Oskar Peterlini schriebt:
 
„Es ist nicht meine Absicht, mich in interne Probleme einzumischen, aber als Gründungsvater (für den viele mich halten) fühle ich mich in dieser kritischen Phase verpflichtet, vorzuschlagen, zumindest nicht auf die Tagesordnung über zu gehen, ohne die Meinungsverschiedenheiten zu klären und
darauf zu bestehen, dass der scheidende Präsident in seinem Amt bleibt, um den schlechten Eindruck zu beseitigen, dass im Fonds nicht die gewählten Verwalter die Zügel in der Hand halten, sondern eine Angestellte, die sogar den Rücktritt des Präsidenten und somit des Vertreters der Mitglieder selbstverursacht hat.
Es scheint mir, dass der Präsident und der Verwaltungsrat das Recht auf einen Direktor ihres Vertrauens haben und nicht umgekehrt.
Dass in einem Konflikt, der sich bis auf diese Ebene zugespitzt hat, einer der beiden ausscheiden muss, wenn man nicht zur Harmonie zurückfindet, erscheint mir offensichtlich, aber dass der Präsident sein Amt verlassen muss, erweckt den Eindruck einer totalen Desorientierung. Es scheint mir, dass der Präsident und der Verwaltungsrat das Recht auf  einen Direktor ihres Vertrauens haben und nicht umgekehrt. In der Hoffnung, dass eines der zukunftsweisendsten Projekte unseres Territoriums durch diese Ereignisse nicht ernsthaft verletzt werde, versichere ich meine uneingeschränkte Unterstützung in dieser kritischen Phase, soweit diese notwendig sein sollte.“
 
Nach Informationen von salto.bz hat Alfred Valentin seit Monaten versucht einen deutschsprachigen Vizedirektor im Laborfonds zu installieren. Diese Ansinnen ist aber nicht nur von Ivonne Forno torpediert worden, sondern Valentin hatte auch im eigenen Verwaltungsrat keine Mehrheit für diese Operation.
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Stereo Typ Di., 22.01.2019 - 17:13

Hmm. Ungefragt seine Meinung kundtun zu einem Projekt, das man vielleicht (mit)initiiert hat, und sich dann wider eigener Absicht in "interne Probleme" einmischen: Das wirkt wie aus der Zeit gefallen und kommt selten gut an.

Di., 22.01.2019 - 17:13 Permalink