Gesellschaft | Bozen

Was ist mit der Rathauspassage los?

Wie die Gemeinde Bozen die Passage vor ihrer Haustüre verlottern lässt.
6 leere Schaukästen in einer Reihe
Foto: Privat

Bozens städtische Passagen sind bis auf wenige Ausnahmen, wie etwa die Greif-Galerie vom Waltherplatz zur Raingasse, alles andere als Schmuckstücke. Das gilt für die bescheidene und lieblose Vintlerpassage ebenso wie für die Sernesi-Galerie. Keine befindet sich jedoch in einem so desolaten Zustand wie jene, die vom Waltherpatz zur Gemeinde und bis in die Weintraubengasse führt. Die öden, schmuddeligen und teilweise leeren Vitrinen werden von der Gemeinde kostenlos angeboten: „In Konzession zu vergeben.“ Ein paar haben Hobbymaler gemietet, der Inhalt anderer ist längst verstaubt, viele sind leer, Stockflecken, Staub und schmutzige Scheiben sind der einzige Inhalt, direkt neben dem Gemeindeeingang sind sechs Schaukästen nebeneinander unbenutzt.

 

Die Passage ist ein Hort der Verwahrlosung. Das Restaurant-Café, das früher zur Bar Domino gehörte, steht seit vielen Monaten leer. Die Scheiben sind mit teilweise zerrissenem Packpapier überklebt und erlauben den Blick ins verlotterte Innere, die Blumenkästen von Unkraut überwuchert und voller Zigarettenkippen.

 

Schwer vorstellbar, dass die Gemeinde keinen Mieter für ein zweistöckiges Gastlokal wenige Meter vom Waltherplatz findet. Der deutsche Unternehmer Kajetan Seuss hat der Stadtverwaltung mehrmals angeboten, dort ein Thai-Lokal zu eröffnen. „Man hat mir ständig neue Bedingungen gestellt“, so Seuss, der sein Restaurant mittlerweile in Frangart (The Thai Lounge) eröffnet hat. Auf diesem Gebiet hat die Gemeinde ihre Effizienz ja bereits vorexerziert, als das nahe Stadt-Hotel vor den Sommerferien geschlossen wurde, um im Oktober den Namen des neuen Betreibers bekanntzugeben. Der als Schmuckstück der Passage konzipierte Innenhof, der früher das Kaffee beherbergte, ist weitgehend verwahrlost: Der missglückte und von Sprayern verunzierte Pavillon wird bestenfalls von einigen Skatern benützt, um über die Treppen zu rattern, der Brunnen ist ohne Wasser und verschmutzt.

 

Räder werden neben dem Gemeindeeingang an die Fenstergitter gekettet, und wohlgemerkt, all dies geschieht unter den Augen der Stadtverwaltung, deren Beamte und viele Bürger die Passage und den Hintereingang zur Gemeinde täglich benutzen. Ein Lob gebührt lediglich der immer freundlichen und fleißigen Chinesin, die die kleine Bar am rechten Rand des Innenhofs führt - effizient und sauber. Dass die öffentliche Verwaltung, um es vorsichtig auszudrücken, nicht ein Musterknabe in privatwirtschaftlicher Effizienz ist – das gilt generell und nicht nur für Bozen –, ist ja bekannt. Warum dann nicht Kooperationen mit Organisationen wie hds (Handels- und Dienstleistungsverband), coopbund (Bund der Genossenschaften), lvh.apa (Wirtschaftsverband für Handwerker und Dienstleister), Bauernbund, der Signa-Gruppe (Investor René Benko) oder anderen eingehen? Diese könnten dort unter bestimmten Auflagen die Dienstleistungen und Produkte ihrer Mitglieder oder Unternehmen präsentieren. Frage an die neue Stadtregierung: Wie lange soll die öde Situation unter den Fenstern des Rathauses andauern?