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4Twenty- Der Beat rollt noch immer

4Twenty liefern seit 1999 Funk-Hip-Hop-Dancehall- und Soulmusik aus Brixen. Nun packt die Band die Riserva-Version ihres ersten großen Hits aus: „Wenn der Beat rollt II“.
Wenn der Beat rollt II- 4Twenty
Foto: 4Twenty

Es sind 10 Jahre vergangen seid ihr euren Song „Wenn der Beat rollt“ herausgebracht habt. Nun habt ihr eine Fortsetzung des Lieds geschrieben. Warum habt ihr ausgerechnet diesen Song neu aufgelegt?

„Wenn der Beat rollt“ war unser erster Hit. Er lief in Südtirol damals zum Beispiel bei Radio Holiday rauf und runter. Wenn wir ihn live spielen, dann geht auf der Tanzfläche so richtig die Post ab. Irgendwie ist der Song, und vor allem der Titel, sowas wie ein Markenzeichen geworden, unser Motto. Wer uns die letzten Jahre über verfolgt hat weiß, dass wir uns auf der Bühne am wohlsten fühlen. Unsere größte Motivation beim Musikmachen ist nach wie vor, die Menschen zum Tanzen zu bringen. Und genauso ein Song musste eben auch auf das neue Album drauf, das im Frühjahr 2021 erscheinen wird. Und da bei uns der Beat nach wie vor rollt, war es für uns naheliegend dazu im Stile großer Kinofilme eine Fortsetzung zu schreiben und letztendlich auch zu drehen.

Inwiefern unterscheidet sich das Sequel des Songs vom alten?

Neben „Wenn der Beat rollt“ sind damals, Mitte der 2000er Jahre, ein paar Songs entstanden, die einerseits ernste Texte hatten, in denen wir Probleme ansprachen, die uns damals beschäftigten. Die Musik stand aber ganz bewusst in Kontrast dazu: ausgelassen, beatlastig, Tanz- und Kopfnickmucke. Reggae und Dancehall waren damals angesagt, und so war eben auch unser Sound auf Party ausgelegt. Den zweiten Teil haben wir nicht mehr nach dem Schema ausgelegt. Inhaltlich ging es uns mehr darum, unsere Geschichte der letzten Jahre zu verarbeiten, wohin wir uns in den letzten 15 bis 20 Jahren entwickelt haben. Ohne große Worte wollten wir in dem Song ein Stück 4twenty Biografie erzählen, wie eine Visitenkarte. Und dementsprechend ist auch der Beat ausgelegt. Nicht mehr so verspielt, weniger Spuren aber trotzdem noch direkt auf die Hüfte und ins Genick.

4twenty - Wenn der Beat rollt 2

 

Nun setzt ihr in der Neuauflage 90er Jahre Elemente ein, wie Synthesizer und Autotune, die Tänzer im Musikvideo tragen bunte Trainingsanzüge à la 80er. Warum dieser Retrostyle?

Mode, Musik, Kunst und Musik, das bewegt sich doch alles irgendwie in Wellen. Als wir in den 90er Jahren zu Schule gingen, sind die Glockenhosen aus den 70er Jahren wieder modisch geworden. Und bei den Millenials sind es nun eben die 80er und 90er Jahre. Und wir sind ja gewissermaßen schon einmal durch diese Modesünden durchgeschlittert und wollten nun, da sie ja von der jungen Generationen gefeiert werden, mal eben die Originale aus unserer Garderobe holen. Und wie man unschwer erkennen kann, passt unser Sänger Chris mit dem Sergio Tacchini Anzug perfekt zu den Mädels von der Tanztruppe Ckrewbash aus Innsbruck. In der Musik ist Retro gerade sehr on vogue und wir haben auch schon immer gerne mal mit anderen Registern gespielt. Solche Zitate und Backflashs machen Musik ja auch abwechslungsreich und interessant. Autotune ist da ein gutes Bespiel dafür, das lässt so manchen Musiker die Nase rümpfen, weil es ja erfunden wurde, damit Leute, die keine Töne treffen so klingen, als könnten sie singen. Wir, wie viel andere auch, verwenden es heute aber als Stilelement, mit Maß und Ziel, wie Salz beim Kochen.

 

Ohne große Worte wollten wir in dem Song ein Stück 4twenty Biografie erzählen, wie eine Visitenkarte.

 

Ihr schreibt „wir lieben es Bilder in die Köpfe der Hörerinnen und Hörer zu zaubern, sie mit auf eine Reise zu nehmen, um vom Alltag etwas Abstand zu gewinnen, gerade jetzt!“ Wohin nehmt ihr sie mit eurem neuesten Song?

Mit dem Song auf eine kleine Zeitreise durch unsere Bandgeschichte. 4twenty, das ist mehr als nur 6 Jungs die Musik machen. Teilweise kennen wir uns seit dem Kindergarten und haben sehr viel miteinander erlebt und durchgestanden. Und heut sitzen wir im "Haus am See, orangen Baum im Garten, dicke Zigarren, spielen Karten". Das ist ein Lebensgefühl. Auch wenn es im Leben drunter und drüber geht, es geht immer weiter. Mit dem Video wollten wir die Leute vor die Haustür in eine wahnsinnig schöne Natur bringen. Den Pragser Wildsee haben wir nicht ausgesucht, weil es der meistfotografierte See in Südtirol ist. Wir waren an einem Herbsttag um 5 Uhr morgens dort um zu zeigen, dass es abseits von platter Hochglanz-Atmosphäre an dem Ort etwas viel tiefgründigeres und geheimnisvolleres zu entdecken gibt. Wir vergessen oft, wie schön "dahoam" ist. Im Dialekt kling das einfach besser und erklärt alles.

 

Wir sind mittlerweile etwas gesetzter und geerdeter geworden, fokussierter und vor allem effizient. Der neue Sound ist heute luftiger, wir wollen Bretter abliefern, Schnörkel und Schnitzereien sind nicht mehr notwendig.

 

Ihr sagt, ihr habt euch weiterentwickelt, seid musikalisch gewachsen. Wie sieht die Band 4Twenty im Jahr 2021 im Vergleich zu ihren Anfängen 1999 aus?

Es gab Zeiten, da standen bei einem 4twenty Konzert 12 Leute auf der Bühne. Dementsprechend voll war auch der Sound. Wir hatten Bläsersätze, wir waren verspielt und überzeugt, dass Mehr eben besser ist. Das waren unsere Sturm und Drang Jahre. Mittlerweile sind wir zu sechst (auf der Rückbank :D), die Hälfte davon singt oder rappt. Wir sind mittlerweile etwas gesetzter und geerdeter geworden, fokussierter und vor allem effizient. Das hat uns sehr dabei geholfen die neuen Songs zu produzieren, und das hört man auch. Der neue Sound ist heute luftiger, wir wollen Bretter abliefern, Schnörkel und Schnitzereien sind nicht mehr notwendig.

Welches waren besonders prägende Momente in den über 20 Jahren Bandgeschichte?

Wir durften musikalische Erfolge feiern, wie z.B. den Italian Life Award zu gewinnen und den zweiten Platz beim International Life Award. Wir wurden mit einem Austrian Newcomer Award ausgezeichnet und wurden dritte beim Ö3-Soundcheck. Wir haben beim DonauInselfest gespielt. Wir durften bei Festivals und Konzerten die Bühne mit vielen großartigen Künstlern teilen, wie H-Bloxx, Mando Diao, Rae Garvey, Silbermond, Ich und Ich, Bonaparte, Ten Years After und Clueso. Da waren schon ein paar Gänsehautmomente dabei. Die wichtigsten und prägendsten Momente in den letzten Jahren waren aber zweifelsohne die persönlichen, sehr intensiven, privaten Momente, die wir als Familie durchlebt und durchgestanden haben. Die haben uns dahin gebracht wo wir heute stehen.

Ein bewegtes Jahr war sicherlich 2020. Wie blickt ihr auf diese Zeit zurück und was sind eure Wünsche für das kommende Jahr?

2020 war in der Tat ein spezielles Jahr für viele Musiker. Wir sind glücklicherweise nicht auf die Musik als Einnahmequelle angewiesen, und konnten so entspannter Musik machen. Da wir ja teilweise weit voneinander entfernt leben, waren wir in den letzten Jahren eh schon größtenteils digital am Schaffen. Mit den ganzen neuen Kommunikationsformen, die durch die Pandemie etabliert wurden, konnten wir noch eine Schippe drauflegen und haben uns halt über digitale Plattformen abgestimmt und ausgetauscht. Was wir uns wünschen? Das alles bald wieder in einen erträglichen Rahmen kommt, die entstandenen Wunden bald verheilen und die Unterhaltungsindustrie wieder live antanzen darf. Wir haben uns da auch schon mit einigen guten Freunden zusammengetan und planen für März ein Konzert. Zusammen mit den Jungs von AGSoundlights aus Tisens werden wir eine Stadiontour-mäßige Show produzieren, um unser kommendes Album „A22“ zu präsentieren. Wahrscheinlich werden bis dahin noch immer keine Auftritte vor Publikum möglich sein, daher stellen wir uns schon mal auf einen Livestream ein.