Gesellschaft | Kinderkleidung

“Es geht um den Menschen an sich”

Rosa für Mädchen und blau für Jungs. Richtig? Nein, diese Stereotypen sind längst überholt, sagt Magdalena Winkler, eine Inhaberin des nachhaltigen Geschäfts “Feines”.
Kinderbekleidung
Foto: Giovanna Karla on Unsplash

Wir leben im 21. Jahrhundert und dennoch gibt es immer noch Stereotypen, die die Gesellschaft einschränken. Dies bezieht sich nicht nur auf Vorurteile über Frau und Mann, sondern auch auf Kleidung. Rosa wird als feminine bzw. “schwache” Farbe angesehen. Die Kleidung für Mädchen wird mit Glitzer, Blümchen und Sprüchen wie “Girlpower” oder “happy girl” versehen. Währenddessen wird die Kleidung für Jungs mit Dinosauriern, Piraten, Raketen und Sprüchen wie “Always explore” und “Laufe, um ein Gewinner zu sein” ausgestattet. Kinder werden so schon von klein auf in Geschlechterrollen gedrängt. Damit wird ihnen die Freiheit genommen, sich selbst zu entfalten. Die Lösung zu diesem Problem ist gender-neutrale Fashion. Dabei wird kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht, sondern jedes Kind kann ein Kleidungsstück, egal mit welcher Farbe, Verzierung oder Spruch, tragen. 

Der Trend von geschlechtsneutraler Kleidung steigt auf der ganzen Welt. Auch in Südtirol zeigen immer mehr Menschen Interesse daran und versuchen ihre Kinder nicht mit diesen Stereotypen zu erziehen. In manchen Geschäften, vor allem online, passt man sich der Nachfrage von gender-neutraler Fashion an. So auch das nachhaltige Bekleidungsgeschäft “Feines” in Lana. Magdalena Winkler ist eine der Inhaber.

Frau Winkler, finden Sie es wichtig, Kinder ohne Geschlechtsstereotypen zu erziehen?

Magdalena Winkler: Ja, das finde ich schon wichtig, weil es für die Kinder später in der Schule oder im Kindergarten einfacher ist mit jemandem des anderen Geschlechts zu spielen. Man sieht oft, dass die Jungs untereinander mit dem Bagger spielen und die Mädchen alle im Puppenzimmer. Auch bei unserem Kind versuche ich neutral an die Sache heranzugehen. Er weiß, dass es Mädchen und Jungs gibt, aber es werden ihm in diesem Fall keine genaue Grenzen gesetzt. Zum Beispiel darf er sich zu Fasching verkleiden wie er will. Er soll nicht zwischen “Mädchen”- und “Jungen"-Kostüm entscheiden müssen.

Die Personen distanzieren sich ganz klar immer mehr von den blau-rosa Stereotypen

Haben Ihrer Meinung nach rosa und blaue Kleidungsstücke eine Auswirkung auf die Entwicklung und auf den Charakter der Kinder? Im Gegensatz zu neutralen Farben? 

Das ist eine schwierige Frage. Meiner Erfahrung nach sind die Mädchen stärker davon betroffen. Wenn sie immer rosa Kleidung anhaben, wollen sie oft gar keine andere Farbe mehr tragen, weil sie ihnen nicht mädchenhaft genug ist. Sie wollen ein “richtiges” Mädchen sein. Bei Jungs fällt es mir weniger auf.

Gibt es eine verstärkte Nachfrage nach gender neutraler Kinderkleidung?

Ganz klar ja. Wir arbeiten schon ein paar Jahren mit skandinavischen Firmen, die neutrale und nachhaltige Kleidung herstellen. Durch die sozialen Netzwerke war es möglich, auch Menschen aus Deutschland und Österreich zu erreichen, die schon vor den Südtirolern Interesse an gender-neutraler Kleidung gezeigt haben. Dadurch haben wir gesehen, dass die neutrale Kleidung Bestseller ist und deswegen haben wir auch mehr angeboten. In den letzten zwei, drei Jahren war dann die Nachfrage auch bei den Südtirolern größer. Immer mehr Menschen bevorzugen neutrale Farben und nachhaltige Kleidung für ihre Kinder. Die Personen distanzieren sich ganz klar immer mehr von den blau-rosa Stereotypen.

In der Kosmetikbranche merkt man immer mehr, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau weniger stark wird

Was vermuten Sie ist der Grund dafür?

Ein Grund ist sicher die Nachhaltigkeit der Kleidung. Man kann sie immer den jüngeren Generationen weitergeben, ganz gleich das Geschlecht, was für Viele ein bedeutender Punkt ist. Außerdem finden es Eltern nicht mehr nötig, durch Farben das Geschlecht ihrer Kinder zu zeigen. Früher kamen sie oft mit blauen oder rosa Kinderwagen ins Geschäft, das ist jetzt nicht mehr so oft der Fall. Es geht in erster Linie ja nicht um das Geschlecht des Kindes, sondern um den Menschen an sich; es ist gleich schön einen Jungen oder ein Mädchen zu haben. 

Wie kann man Ihrer Meinung nach die Gesellschaft für gender-neutrale Kleidung überzeugen?

Wir zum Beispiel klären die Menschen über die sozialen Netzwerke auf, um ihnen die Angst zu nehmen verschiedenfarbige Kleidung für ihre Kinder zu kaufen. Es gab sogar Eltern, die für ihren Jungen kein rotes T-shirt kaufen wollten, weil ihrer Meinung nach zu feminin war. Oder auch umgekehrt, Eltern wollten ihrem Mädchen kein grünes T-Shirt anziehen. In unserem Onlineshop zeigen wir bewusst Mädchen mit hellblauer Kleidung und Jungs, die etwas “mädchenhaftes” tragen. Jedoch kommen öfters ältere Menschen, die eher den Stereotypen folgen; wir erklären ihnen dann immer die Vorteile der neutralen Kleidung.

Wenn sie immer rosa Kleidung anhaben, wollen sie oft gar keine andere Farbe mehr tragen, weil sie ihnen nicht mädchenhaft genug ist

Abgesehen von der Kleidung, gibt es andere Bereiche in denen aus Ihrer Sicht Geschlechtsneutralität wichtig ist? 

Meiner Meinung nach sind Frisuren und Makeup ein wichtiger Bereich. Eigentlich wollen manche Jungs gerne lange Haare haben und sie in einem kleinen Dutt zusammenbinden. Oft geht die ältere Generation dann davon aus, dass es ein Mädchen ist. Meiner Meinung nach sollten Jungs und Männer sich zum Beispiel auch schminken und ihre Augenbrauen zupfen können, ohne dafür verurteilt zu werden. Ich denke, in der Kosmetikbranche merkt man immer mehr, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau weniger stark wird. Ich finde, auch bei der Körperpflege sind diese starken Unterschiede sehr unnötig. Zum Beispiel sollte es bei Des eine neutrale Linie geben, anstatt zwischen Männer- und Frauengeruch zu unterscheiden.

 

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Karl Trojer Sa., 12.06.2021 - 09:25

Gender-neutrale Kleidung ist sicher eine wirkungsvolle Maßnahme, um die Gleichstellung Frau / Mann zu beschleunigen, dies, weil sie schon bei den Kindern ansetzt.

Sa., 12.06.2021 - 09:25 Permalink
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Peter Gasser So., 13.06.2021 - 22:06

Oben steht:
„Übrigens: Schwule Männer sind zu 95% Muttersöhnchen“.
Was für eine absolut falsche, diskriminierende und völlig sinn-freie Behauptung.

So., 13.06.2021 - 22:06 Permalink