Politik | SVP-Spenderliste

Knolls Punkt

Hat Sven Knoll die angebliche Spendenliste selbst fabriziert oder zumindest abgeschrieben? Eine graphische Spurensuche weist in diese Richtung.
Knoll, Sven
Foto: Südtiroler Freiheit
In den Regeln zur deutschen Rechtschreibung (Duden, D 68) heißt es unmissverständlich:
 
„Nach freistehenden Zeilen setzt man keinen Punkt. Dies betrifft unter anderem:
(1) Überschriften und Werktitel (etwa von Büchern und Theaterstücken, Werken der bildenden Kunst und der Musik, Rundfunk- und Fernsehproduktionen) [...]
(2) Titel von Gesetzen, Verträgen, Deklarationen und dergleichen sowie Bezeichnungen für Veranstaltungen [...]
(3) Anschriften und Datumszeilen sowie Grußformeln und Unterschriften etwa in Briefen [...]“
 
Vor diesem Hintergrund fällt die besondere Interpunktion ins Auge, die sich auf der geheimen "Spendenliste" befindet, die Sven Knoll angeblich anonym zugespielt wurde, und die dieser am Dienstag offiziell dem Untersuchungsausschuss des Landtages übergeben hat.
 
 
Auf der Liste findet sich nach jeder Überschrift ein Punkt.
Es ist eine alte Form der Rechtschreibung, die in den 1920er-Jahren kurzeitig vor allem in Deutschland angewandt wurde.
Und es ist eine Art, die Sven Knoll anscheinend bewusst kultiviert.
Das geht eindeutig aus Dutzenden Anfragen und Beschlussanträgen hervor, die die Südtiroler Freiheit in der Vergangenheit im Südtiroler Landtag eingereicht hat. Ob die Anträge aus der Feder Knolls stammen oder von einem Fraktionsmitarbeiter bzw. -mitarbeiterin, dürfte dabei sekundär sein.
Tatsache ist, dass die Anfragen nicht nur genau dasselbe Schriftbild haben wie die SVP-Spendenliste, sondern - wie ein Grafiker Salto.bz gegenüber bestätigt - auch dieselbe Schriftart.
 
 
Was aber besonders ins Auge sticht, ist der Spleen mit dem Punkt. In den Anfragen Knolls gehört der Punkt in der Überschrift zum Standard. Selbst hinter der Bezeichnung „Landtagsclub“ findet sich ein Punkt.
Aber auch die immer wiederkehrenden Bindestriche und Einschübe in Klammern gleichen sich auf der Spendenliste und in den Beschlussanträgen der Südtiroler Freiheit wie die Faust aufs Auge.
 
 
Das kann natürlich auch nur Zufall sein. Und es fällt auf, dass die meisten Anfragen und Beschlussanträge der Südtiroler Freiheit, die letzthin im Südtiroler Landtag eingebracht werden, inzwischen eine andere Interpunktion und ein anderes Schriftbild haben.
Dennoch muss man jetzt die Frage stellen. Wurde die Liste von der Südtiroler Freiheit neu abgeschrieben? Oder gar fabriziert?
Spätestens im Untersuchungsausschuss des Landtages wird Sven Knoll hier eine klare Antwort geben müssen.
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Harry Dierstein Mi., 30.11.2022 - 14:15

Das ist sehr fein beobachtet und damit verdient sich der Autor Applaus, auch weil er endlich einmal den Duden zitiert!

Noch mehr Applaus würde sich salto.bz zudem verdienen, wenn auch sie endlich den Duden respektieren würden, den "Bürger:innen" etc. gibt es nicht.

Falls die Redaktion sich dazu durchringen könnte, auf diese sinnlose, femministische Gesinnungssprache zu verzichten, dann werde ich auch sehr gerne wieder Abonnent werden.

Ansonsten nicht!

Mi., 30.11.2022 - 14:15 Permalink
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Manfred Klotz Mi., 30.11.2022 - 15:01

Antwort auf von Harry Dierstein

Na ja Harry, Sprache ist elastisch. Die Schreibweise ist zwar nicht im Duden zu finden, aber durchaus akzeptiert. Im Duden wird diese aufscheinen, wenn es klar geworden ist, dass die Schreibweise wirklich gebräuchlich wurde. Der Duden ist kein Trendsetter, sondern eine Bestandsaufnahme. Gewissermaßen ein Protokoll des deutschen Sprachgebrauchs. Und Protokolle kommen immer erst am Ende;)
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-in-einfacher-sprache/33112…

Was sagst du zum Inhalt des Artikels? Wenn das stimmt (aber ich kann es fast nicht glauben, denn das wäre nicht nur dreist sondern kriminell), dann wird Knoll wohl um Asyl irgendwo im Südpazifik ansuchen müssen.

Mi., 30.11.2022 - 15:01 Permalink
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Harry Dierstein Do., 01.12.2022 - 14:05

Antwort auf von pérvasion

Da sind leider auch noch zwei andere Böcke in meinem Kommentar drin und Herr Constantini hat natürlich völlig recht, wenn er sich darüber amüsiert.

Bitte sehr um Nachsicht, aber solche Schnitzer passieren mir leider immer wieder, wenn ich mit dem Handy unterwegs bin. (Wie auch jetzt gerade.)

Herrn Franceschini sei jedoch von Herzen gedankt für den Erfolg seiner Recherchearbeit, die ja wohl heute auch schon von anderen Medien bestätigt wurde. Stichwort "Fake-Liste".

Do., 01.12.2022 - 14:05 Permalink
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Manfred Klotz Do., 01.12.2022 - 07:23

Dass das getrennte Nennen beider Geschlechter sprachlich und ästhetisch die bessere Lösung ist, ist schon klar, aber es geht in der Sprache auch um Gepflogenheiten, die früher oder später normiert werden.

Do., 01.12.2022 - 07:23 Permalink
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Dietmar Holzner Do., 01.12.2022 - 14:40

Geht's jetzt hier um kleinkarierten Rechtschreibfetischismus oder um die Frage, ob die Liste von Sven Knoll gefaked wurde (Sven ist kein Südtiroler Name sagt Goggel-Totsch, aber sogar der Hafergate-Tuifl heißt Sven)?

Do., 01.12.2022 - 14:40 Permalink
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Karl Trojer Fr., 02.12.2022 - 10:58

Wenn "Arier" ihre Peitsche schwingen, dann geschieht das auf fanatische Weise. Nur gut, dass die Zeiten dieser Herren abgelaufen sind und ihre Hiebe eher lächerlich als effektvoll sind.

Fr., 02.12.2022 - 10:58 Permalink