Politik | Auwald Brixen

Antrag zum Auwald Brixen ausgesetzt

Die Meinungen über ein unveröffentlichtes Gutachten zum Brixner Auwald gehen auseinander. Derweil wurde ein Beschlussantrag zum Schutz des Auwaldes im Landtag ausgesetzt.
Retten wir den Brixner Auwald - Salviamo il bosco ripariale di Bressanone
Foto: Retten wir den Brixner Auwald - Salviamo il bosco ripariale di Bressanone
Bei der gestrigen Brixner Gemeinderatssitzung (30. November) wurde unter anderem eine Anfrage von Sabine Mahlknecht vom Team K behandelt. Dabei geht es um ein Gutachten, das die Gemeinde Brixen beim Osttiroler Unternehmen Revital Integrative Naturraumplanung GmbH in Auftrag gegeben hat. Gegenstand der Untersuchung war ein drei Hektar großes Grundstück mit Auwald und Wiese, über das seit rund vier Jahren teils sehr kontrovers diskutiert wird. Die Firma Progress hat den Auwald im Jahr 2018 von der Diözese Bozen-Brixen zum Zweck der Betriebserweiterung erworben. Als Ausgleichsmaßnahme ist eine Ausweitung der Millander Au und die Renaturierung eines dortigen Grundstückes vorgesehen.
Wie Peter Brunner, Bürgermeister von Brixen, kürzlich auf Nachfrage von Salto.bz erklärte, wollte man ein fachlich fundiertes Experten-Gutachten zu den beiden Grundstücken einholen bzw. eine Gegenüberstellung und Abwägung der Vor- und Nachteile wie auch langfristige Chancen und Enwicklungsmöglichkeiten. Nachdem es sich um ein internes Gutachten handelt, kann es derzeit noch nicht veröffentlicht werden, Brunner äußerte sich zum Inhalt jedoch dahingehend, dass es die Position der Verwaltung bestätigen würde. Nicht einverstanden mit dieser Interpretation ist hingegen Sabine Mahlknecht, die nach längerer Korrespondenz Einsicht in das Dokument nehmen konnte. „Die Aussage des Bürgermeisters entspricht nicht der Wahrheit. Wir haben das Gutachten studiert und interpretieren dessen Inhalte gänzlich anders“, sagt Mahlknecht und fordert eine Veröffentlichung des Gutachtens, für welches die Gemeinde Brixen immerhin 7.952, 83 Euro inklusive Mehrwertsteuer an öffentlichen Geldern ausgegeben hat – damit sich jeder selbst ein Bild machen könne. „Ich persönlich bin davon überzeugt, dass besagtes Gutachten längst öffentlich gemacht worden wäre, wenn es andere Inhalte hätte“, mutmaßt die Gemeinderätin des Team K.
 
 
 
 
Das Thema Auwald wurde heute auch im Landtag behandelt. Franz Ploner vom Team K forderte in seinem Beschlussantrag, die Zerstörung dieses wertvollen Auwaldes für Tier- und Pflanzenarten zu verhindern und diesen wie vom Gesetz geregelt zu schützen und als Biotop auszuweisen. Weiters sollte die Landesregierung dazu verpflichtet werden, sich im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit und der Biodiversität dafür stark zu machen, Auwälder und hochwertige Ökosysteme zu schützen und zu erhalten. Ausgleichsmaßnahmen sollten angestrebt werden, aber nicht als Ersatz für bestehende wertvolle Lebensräume fungieren dürfen. „Mit der Unterschutzstellung dieses einzigartigen Auwaldes in der Industriezone Brixen soll der Zerstörung wertvoller Lebensräume vorgebeugt werden“, so Ploner.
 

Auwald oder kein Auwald?

 
„Die entscheidende Frage ist, ob es sich wirklich um einen Auwald handelt“, gab Hanspeter Staffler zu bedenken. Denn darauf gründe sich die Argumentation schützenswert oder nicht. Staffler berief sich dabei auch auf das eingangs erwähnte Gutachten, das darüber Auskunft geben könnte. Der Abgeordnete der Grünen schlug eine Anhörung von Experten im Rahmen des II. Gesetzgebungsausschusses und eine Aussetzung des Beschlussantrages vor.
 
Die entscheidende Frage ist, ob es sich wirklich um einen Auwald handelt.
 
Die Mehrheit der Abgeordneten schloss sich der Meinung von Staffler an. Wie die Brixner Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof erklärte, sei die Umsiedelung der Vogelbestände in vollem Gange, auch habe sie in Rücksprache mit den Verantwortlichen in der Gemeinde Brixen erfahren, dass das Gutachten die Ausgleichsmaßnahme befürworte. Dem widersprach Franz Ploner vehement: „Ich hatte ebenfalls Einsicht in das Gutachten. Es besagt, dass der Auwald regelmäßig geflutet wird und eine Wertigkeit besitzt. Die Ausgleichsmaßnahme wird dagegen als nicht ausreichend bezeichnet.“ Ploner beantragte eine Aussetzungen des Antrages und griff den Vorschlag Stafflers auf. Das Gutachten sollte von der Gemeinde Brixen angefordert und im II. Gesetzgebungsausschuss diskutiert werden.

 

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Petra Steiner Do., 01.12.2022 - 19:04

Da hat sich Frau Amhof aber tüchtig einen Bären aufbinden lassen, wenn sie meint, dass die besagten Vogelarten sich so einfach umsiedeln ließen. (Emojis not available) Wir reden hier doch nicht von Kohlmeise oder Sperling(Emojis not available) ... Und der Herr Staffler scheint vergessen zu haben dass die Millander Au genausowenig geflutet wird wie der in Frage gestellte Brixner Auwald. Wie ethisch ist es, einen neuen Lebensraum auf Kosten eines bestehenden bauen zu wollen? Genau diese Schildbürger Streiche untersagt die Biodiversitätsstrategie, und wie schade, dass Herr Leiter Reber seinem Bauchgefühl misstraut. Es wäre so einfach, lasst ihn doch leben, den letzten alten Auwald von Brixen, und erweitert auch die Millander Au, die Tierwelt braucht beides dringendst.

Do., 01.12.2022 - 19:04 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 02.12.2022 - 14:01

Antwort auf von Petra Steiner

Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich bei dem hier zitierten Herrn Staffler höchstwahrscheinlich um den Grünen Hanspeter Staffler handelt, dem man wohl eine gewisse Unkenntnis der Sachlage zugestehen kann. Mein Name ist Hartmuth Staffler, ich bin über die Verhältnisse beiderseits des Eisacks südlich von Brixen recht gut informiert, angefangen vom Vorschlag der "Brixner Chronik" im Jahr 1912, die Auwälder unter Naturschutz zu stellen. Ich lege daher Wert darauf, nicht mit Herrn Hanspeter Staffler verwechselt zu werden.

Fr., 02.12.2022 - 14:01 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 02.12.2022 - 14:42

Antwort auf von M A

Bei Gleichheit des Familiennamens ohne Erwähnung des Vornamens besteht immer die Gefahr der Verwechslung. Da ich aktiv für den Schutz des Brixner Auwaldes tätig bin und mich hier in dieser Angelegenheit auch schon öfters zu Wort gemeldet habe, möchte ich doch der Gefahr vorbeugen, mit meinem Namensvetter verwechselt zu werden, der offensichtlich über etwas weniger Sachkenntnisse verfügt. Das ist kein Vorwurf an den Herrn Hanspeter Staffler, der es sicher gut meint.

Fr., 02.12.2022 - 14:42 Permalink
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M A Fr., 02.12.2022 - 15:27

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Die erste Nennung des Namens im Artikel ist doch ganz eindeutig "Hanspeter Staffler", erst in der Wiederholung wird dann auf "Staffler" reduziert - eigentlich ist dies ganz üblich.
Und dass ein Herr "Hartmuth Staffler" kein Mitglied des Landtags ist, dürften die allermeisten Leser von Salto auch wissen.
...und trotzdem geht die Sonne jeden Tag aufs Neue auf... ;-)

Fr., 02.12.2022 - 15:27 Permalink
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Erwin Demichiel Do., 01.12.2022 - 20:48

„Die Firma Progress hat den Auwald im Jahr 2018 von der Diözese Bozen-Brixen zum Zweck der Betriebserweiterung erworben." Ach Bruder Ivo, deine Diözese ist vermutlich wie immer in argen Geldnöten, sonst hättest du den Auwald bestimmt nicht „zum Zwecke der Betriebserweiterung“ verkauft und ihn mitsamt seinen Bewohnern seinem Schicksal überlassen. Wie große muss der Schmerz jedesmal sein, wenn du immer und immer wieder gezwungen wirst, die Bewahrung der Schöpfung auf später zu verschieben! Aber sei dir gewiss, niemand wird dich in diesen weltlichen Konflikt hineinzerren. Du hast doch nur verkauft. Wird man wohl noch dürfen! Und wenn schon, dann ist dafür Don Paolo Renner mit seinem De Pace fidei und Prof. Martin Lintner zuständig. Die werden schon die richtigen Worte finden.

Do., 01.12.2022 - 20:48 Permalink