Wirtschaft | Baubranche

Wood Passage vor dem Landtag

Die Gemeinschaftsinitiative der Forst- und Holzwirtschaft ProRamus wirbt für mehr Holzbau in Südtirol und vermisst in der Klimapolitik noch konkrete Schritte dafür.
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Foto: Patirzia Corriero / IDM
„Der Marktpreis für Holz ist mitunter geringer als die Kosten für den Transport und die Fällung eines Baumes“, erklärt Florian Steger, Tischlermeister und Baubiologe. Es herrsche im ganzen Alpenraum ein Überangebot an Holz, auch in Südtirol. Nicht nur deshalb wirbt ProRamus, eine Gemeinschaftsinitiative Südtiroler Organisationen der Forst- und Holzwirtschaft, für den Baustoff Holz.
In Zusammenarbeit mit proHolz Austria, proHolz Bavaria und Lignum Schweiz hat die Initiative eine monumentale Holzkonstruktion nach Bozen auf den Silvius-Magnago-Platz gebracht. Sie soll noch bis Anfang Juli zu sehen sein. Die „Wood Passage“ war bereits in mehreren europäischen Städten zu sehen, zuletzt vergangenen Sommer in München. In Deutschland liegt die Holzbauquote laut den Daten aus dem Jahr 2020 bei Ein- und Zweifamilienhäusern bei 23,1 Prozent, in Südtirol schätzt Steger die Quote auf unter zehn Prozent.
 
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Florian Steger, rechts: „Der Marktpreis für Holz ist mitunter geringer als die Kosten für den Transport und die Fällung eines Baumes.“ (Foto: salto.bz)
 
Das Potential sei also groß, um Holz als erneuerbares Material zu nutzen. Beispielsweise wächst die Holzmenge, die für den Bau der Wood Passage verwendet wurde, das sind 13 Kubikmeter, in europäischen Wäldern in weniger als einer Sekunde nach. Die Forstwirtschaft sichert durch nachhaltige Bewirtschaftung den Lebensraum Wald und die Verfügbarkeit von Holz. Die Waldfläche in Europa wächst täglich um 1.500 Fußballfelder. Nur zwei Drittel des Zuwachses werden tatsächlich genutzt, so die Initiative „Wood Passage“.
Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler ergänzt bei der feierlichen Einweihung der Wanderausstellung aus Holz: „Südtirols Forstwirtschaft ist sehr kleinstrukturiert. Wir haben insgesamt 23.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Rund 2.900 Unternehmen sind in der Wald- und Holzwirtschaft in Südtirol tätig. Holz ist ein von der Natur geschaffenes Material, es ist wiederverwertbar und kann am Ende seines Kreislaufs als erneuerbarer Energieträger eingesetzt werden. Knappe 60 Prozent unseres Waldes haben auch eine Schutzfunktion, die durch eine aktive Waldbewirtschaftung sichergestellt werden muss.“
 

Die Baubranche

 
In den Bausektor fließen rund 40 Prozent aller Ressourcen. Die Verwendung von Bauprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen spart und sichert Ressourcen für die Zukunft. Im Vergleich zu Ziegelstein und Beton benötigt ein Baum beim Wachsen keine großen Energiemengen und verursacht dabei keinen CO2-Ausstoß – im Gegenteil durch die Fotosynthese wird das Treibhaugas sogar gespeichert. Nach der stofflichen Nutzung können Holzprodukte am Ende ihrer Lebensdauer thermisch genutzt werden.
 
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Die Wood Passage vor dem Landtag: Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, Landesrat für Hochbau und Vermögen Massimo Bessone, Landtagsabgeordneter Franz Locher und IDM-CEO Erwin Hinteregger haben am 1. Juni die Holzkonstruktion in Bozen vorgestellt. (Foto: Patrizia Corriero / IDM)
 
Landesrat für Hochbau und Vermögen Massimo Bessone sieht Südtirol hier auf einem guten Weg: „Die nachhaltige Entwicklung und der Umweltschutz sind für uns eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. Mit unseren Landesabteilungen Hochbau und Vermögen haben wir konkrete Projekte für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes entwickelt.“ Im Hochbau verwende das Land, soweit möglich, recycelte und recycelbare Materialien mit geringer Umweltbelastung, darunter auch Holz.
„Die Verwendung von Holz ermöglicht es uns, Gebäude nachhaltig zu bauen. Holz ist ein von der Natur geschaffenes Material und in Südtirol vorhanden, es ist wiederverwertbar und kann am Ende seines Kreislaufs als erneuerbarer Energieträger eingesetzt werden. Das Material Holz wird zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes verwendet und kann im Bauwesen als Baumaterial und zur Möbelherstellung sowie für Energiezwecke wiederverwendet werden. Auch bei Gebäudeaufstockungen verwenden wir überwiegend Holz, weil es mehr Stabilität gewährleistet.“
Im ersten Teil des Klimaplans des Landes wird der Holzbau nur am Rande erwähnt. So sollen Sportanlagen, Wobi- und Prestigebauten primär mit natürlichen und möglichst lokal nachwachsenden Baustoffen errichtet werden, Holz wird als Beispiel genannt. Innerhalb 2030 soll der Anteil an Neubauten im Gebäudesektor der öffentlichen Hand zu mindestens 30 Prozent mit lokal nachwachsenden Baustoffen errichtet werden.
Die Südtiroler Stakeholder der Wald- und Holzwirtschaft, vereint in der ProRamus-Gruppe, wünschen sich weitere Leuchtturmprojekte in Südtirol und empfehlen bei der Neuerrichtung von Landesgebäuden die rechtliche Verankerung, dass mindestens 30 Prozent der neuen Gebäude in Holzbauweise errichtet werden müssen. Peter Lang, Teilhaber von Rotho Blaas, einem Unternehmen im Bausektor mit Expertise im Holzbau, ruft darüber hinaus in einem Gastkommentar der Wochenzeitschrift ff dazu auf, bereits heute Holz im Gebäudebau vermehrt zu nutzen.