Gesellschaft | Elternschaft

Keine Superheld*innen

Heuer findet bereits zum zehnten Mal die Kampagne „MutterNacht“ statt, um mit traditionellen Rollenbildern zu brechen. Das diesjährige Motto widmet sich der Überlastung.
MutterNacht Pressekonferenz 2024
Foto: Haus der Familie
  • In Zusammenarbeit mit mehr als zwei Dutzend Partner*innen-Organisationen bearbeitet das Haus der Familie zum zehnten Mal in Folge jeweils in der Zeit vor dem Muttertag tabuisierte Themen rund um das Elternsein. Die Jubiläumsausgabe der Sensibilisierungskampagne MutterNacht im Mai 2024 bricht mit dem traditionellen Mutterbild in Südtirol und steht unter dem Motto „Mama will nicht mehr“

    Am 11. Mai findet am Rathausplatz in Bozen von 10 bis 13 Uhr der Aktionstag statt: Dabei wird ein Buch mit Texten von Müttern vorgestellt, findet eine Diskussion mit Müttern und Fachmenschen statt und erklären die Beteiligten, was im System geändert, wie Geschlechterrollen aufgebrochen werden müssen und welche Anerkennung es braucht, damit Mütter nicht zunehmend an und über ihre Grenzen kommen. 

    Bei einer Pressekonferenz am 2. Mai in Bozen haben Projektleiterin Astrid Di Bella, der Direktor des Haus der Familie Elmar Vigl, Landesrätin Rosmarie Pamer, die Vorsitzende der Kammer der Hebammen Sara Zanetti, die Koordinatorin der Fachstelle Familie im Forum Prävention Christa Ladurner, der Geschäftsführer der Arbeitegemeinschaft der Jugenddienste AGJD Karlheinz Malojer und Mitglieder des Perkussionsensembles „Sissamba“ den heurigen Aktionstag am 11. Mai vorgestellt.

    Mütter sehen sich enormen gesellschaftlichen Erwartungen ausgesetzt. Nach wie vor herrsche in Südtirol ein traditionelles Mutterbild, das mit zusätzlichen Aufträgen ausgestattet wurde: So sollen Mütter möglichst rund um die Uhr verfügbar sein, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, die Kinder fördern, unterstützen und gleichzeitig selbst beruflich und ehrenamtlich vielfältig aktiv sein. Den Großteil der Fürsorgearbeit leisten nach wie vor Mütter – verbunden mit viel Arbeit, wenig Gerechtigkeit und geringer (monetärer) Wertschätzung. 

  • Ankündigung des Aktionstags: Am 11. Mai ist eine Buchvorstellung und Diskussion am Rathausplatz in Bozen geplant. Foto: Haus der Familie

    Die Jubiläumskampagne MutterNacht 2024 möchte ein besonderes Bewusstsein für "Mental Load" schaffen, auf die täglichen unsichtbaren Anforderungen und Herausforderungen eingehen, die Frauen abarbeiten. Die Organisator*innen der MutterNacht wollen auf die Last des Organisierens, Planens und Sorgens um die Familie von Müttern hinweisen. Wenn Mütter müde und überfordert sind oder krank werden, gehe es nicht um persönliches Versagen – „es geht um eine gesellschaftliche Situation, um Kritik am System“

    „Fürsorgearbeit darf nicht zum Nullkostentarif auf Mütter abgeschoben werden. Mütter dürfen nein sagen, müssen nicht für alles zuständig sein. Die Verantwortung und die Aufgaben sollen so verteilt werden, dass es gesund für alle ist“, teilt das Netzwerk hinter der Aktion mit. Das Kindeswohl gehöre gesamtgesellschaftlich in den Mittelpunkt gerückt. Denn das traditionelle Bild der Mutter – gesellschaftlich, religiös oder kulturell bedingt – diene häufig der Aufrechterhaltung patriarchaler Strukturen und unterbinde die Gleichstellung zwischen Frau und Mann. 

  • Die neue Landesrätin für Familie und sozialen Zusammenhalt: Rosmarie Pamer mit Protestplakat; Foto: Haus der Familie

    Bisher von Männern dominierte Bereiche müssten in die Verantwortung genommen werden: „Wirtschaft muss familienfreundlich werden; Väter sollen aktive Vaterschaft leben (können). Benötigt werden professionelle Betreuungsmöglichkeiten mit fairer Bezahlung. Fürsorgearbeit braucht Zeit und Wertschätzung – auch finanzielle, wie beispielsweise die Rentenabsicherung“

    Mütter werden mit der MutterNacht am Tag vor dem Muttertag ermutigt, ihre Grenzen zu erkennen, sie zu kommunizieren und gemeinsam aktiv zu werden. Dabei werden auch Ressourcen und Anlaufstellen für professionelle Unterstützung vorgestellt. Offene Gespräche über Gefühle, Bedürfnisse und Erwartungen rücken in den Mittelpunkt. Es sei notwendig, familiäre Rollenverteilungen zu überdenken und eine gerechte Verteilung der familiären Aufgaben zu fordern. 

  • Seit 10 Jahren MutterNacht

    Jeweils zur MutterNacht erschien in den vergangenen zehn Jahren ein Buch. In den zehn Büchern haben fast 300 Menschen ihre Geschichten aufgeschrieben, Fotos eingereicht und Zeichnungen angefertigt. Sie haben sich damit verstärkt den Themen gewidmet, die sie bewegen und Tabus aufgebrochen. Aus dem Thema „Ungewollt kinderlos“ ist eine Selbsthilfegruppe unter der Leitung von Karin Planker entstanden, zu den Themen wurden verschiedene Fachtagungen im Haus der Familie abgehalten. Das Netzwerk „MutterNacht“ ist inzwischen eine starke und gut verbundene Gruppe.

    Das Netzwerk MutterNacht

    Katholischer Familienverband KFS, Väter aktiv, Katholische Männerbewegung kmb, Katholische Frauenbewegung kfb, Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste AGJD, Frauen helfen Frauen, Südtiroler Kinderdorf, Verein EEH, Amt Ehe und Familie der Diözese Bozen-Brixen, OEW-Organisation für Eine solidarische Welt, Sozialgenossenschaft FUTURA, Sozialgenossenschaft der Tagesmütter, Eltern-Kind-Zentren Elki, Familienberatungsstelle AIED, VSLS Verband der Still- und Laktationsberaterinnen Südtirol, Südtiroler Bäuerinnenorganisation, La strada-der Weg, Kammer der Hebammen, Caritas Diözese Bozen-Brixen, Ai.Bi. Associazione Amici dei Bambini, Südtiroler Adoptiv- und Pflegeeltern, Betrieb für Sozialdienste „Frühe Hilfen“, Fachstelle Familie im Forum Prävention, Associazione Famiglie Arcobaleno, Officine VISPA, Südtiroler Plattform für Alleinerziehende, Familienberatungsstelle Lilith (Sozialgenossenschaft FUTURA)