Kultur | Kultur-hör!-Elemente

Israel – Jerusalem verstehen

Die politische Lage in Israel aus verschiedenen Perspektiven. Kulturelle und politische Aspekte des Lebens in und um Tel Aviv und Jerusalem.
jerusalem
Foto: Pixabay
  • Die aktuelle Doppelausgabe der Kulturelemente zu Israel beleuchtet verschiedenste kulturelle und politische Aspekte des Lebens in und um Tel Aviv und Jerusalem. Der langjährige ARD Korrespondent Richard Chaim Schneider und der politische Aktivist Yahav Zohar analysieren dabei jeweils die politische Lage in Israel aus verschiedenen Perspektiven.

    Yahav Zohar ist Mitglied des politisch aktiven gemeinnützigen Vereins green olive collective in Jerusalem. Er erörtert für uns die historischen Gründe des Konfliktes mit den Palästinensern und die Hintergründe der seit Jahren währenden internen Auseinandersetzungen in der israelischen Gesellschaft. Die Crux dieses beinahe biblischen Konfliktes besteht für ihn darin, dass in Israel bis heute noch keine Verfassung unterzeichnet wurde. Zohar selbst sagt: „Könnten wir Jerusalem verstehen, würden wir die Welt verstehen.“

    Mit großer Sorge um die Zukunft Israels blickt auch Robert C. Schneider auf die aktuelle Lage. Er beschreibt die innere Fragilität und Zerrissenheit des Landes und fragt nach der Verantwortung der aktuellen Regierung Netanyahus für die Zukunft des Staates Israel.

     

     

Bild
Profil für Benutzer Ivo Passler
Ivo Passler Mo., 08.01.2024 - 09:21

Danke für die Interviews. Der Perspektive ist hier - dem Titel gemäß - klarerweiße Israel zentristisch. Dabei finde ich an diesem historischen Punkt wesentlich, offen und explizit zu benennen, dass durch die israelische Staatsgewalt besonders auch seit dem 8. Oktober 2023 die Gewalt gegen Palästinenser:innen im Gaza-Streifen genozidale Dimensionen erreicht hat. Parallel dazu werden auch Vertreibungen im Westjordanland intensiviert. Südafrika hat in Bezug auf den Genozid im ICJ - International Court Of Justice - jetzt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zwischenzeitlich wurden in Gaza in 3 Monaten über 22.000 Palästinenser:innen durch die israelische Staatsgewalt ermordet, ca. die Hälfte von ihnen Kinder. Tausende weitere Ermordete liegen noch unter den Trümmern.
Über die Hälfte der 2,2 Millionen Bewohner:innen des Gazastreifens sind nunmehr von akutem Hungertod bedroht. Auch der Ausbruch von lethalen Epidemien droht akut.
Die Bombardierungen der Zivilbevölkerung aus der Luft hält derweilen weiter an, ebenso die Bodenoffensiven und die Blockade der Hilfslieferungen. (edit: im Süden Gazas werden mittlerweile wieder mehr Güter verkauft, jedoch unterliegen auch die Hilfsgüter einem extrem überteuerten Handel).
In diesem Interview beschreibt Andrew Feinstein aus seiner Perspektive (jüdischer Aktivist, in Südafrika aufgewachsen, seit seiner Jugend engagiert im Einsatz gegen Apartheid, Vertrauter von Nelson Mandela und Bischof Desmond Tutu) die Situation in Palästina als ein Apartheidsystem, welches schlimmer ist als jenes damals in Südafrika: https://www.youtube.com/watch?v=MT_4_0ToGsM&t=10s
Hier stellt Dr. Hanan Ashrawi den anhaltenden Genozid in historischen und geopolitischen Kontext:
https://www.youtube.com/watch?v=qvQHNhoyRp8&t=992s
Auch Gideon Levy stellt hier klar, weshalb internationaler Druck absolut notwendig ist, um das Apartheid-System Israels zu kippen:
https://www.youtube.com/watch?v=LuSPFuHSopo&t=2s

Hier auch noch der Original-Text der Causa die Südafrika am ICJ eröffnet hat:
https://www.icj-cij.org/sites/default/files/case-related/192/192-202312…

Mo., 08.01.2024 - 09:21 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 08.01.2024 - 09:57

@ Ivo Passler:
die Zeitrechnung beginnt gemäß dem Kommentar oben am 8. Oktober 2023:
das Datum in diesem Kommentar erscheint, da tagesgenau gesetzt, offensichtlich so ausgewählt, den brutalsten Terrorakt mit unmenschlichen Serien-Vergewaltigungen bis hin zu Becken- und Beinbrüchen, auch vor Familienangehörigen, Folterungen, lebendigem Verbrennen, Hinrichtungen von sogar Babies mit Kopfschüssen, Verstümmelungen, Kastration von Vätern vor Söhnen, Morden durch die palästinensische Regierung in Gaza (Hamas) an hunderten Zivilisten ungesagt zu lassen, zu ignorieren, und somit im Zusammenhang zu unterschlagen (fehlende Kontextualisierung), wie man hier liest - Täter-Opfer-Umkehr nennt sich das, so meine Information und Meinung dazu.

Auch von Menschenraub und gequälten Geiseln in der Hand der Terroristen und Mörder und der Anstrengung, diese zu befreien, findet sich kein Wort - warum nicht, so frage ich?

Der definitionsgemäß unstrittige Genozid aber fand am 7. Oktober 23 statt, als friedlich lebende Menschen zu Hunderten überfallen und ermordet wurde, NUR WEIL SIE JUDEN waren - und zwar von der palästinensischen Regierung in Gaza mit deren Schattenarmee.
.
Wie der Autor des Kommentars selber weiß, findet die massive Militäroperation, die man durchaus kritisieren kann, nicht statt, um Palästinenser zu „morden“ weil diese Palästinenser sind (wie es fälschlicherweise im Kommentar heisst, so meine Meinung), sondern um Geiseln zu befreien und Mörder und Terroristen zu jagen.

Im Kommentar kommen weder der 7. Oktober 23, noch die Geiselnahmen, noch die 10.000 Raketen auf Israel, noch die Terrororganisation der Hamas vor - eine seltsame Welt bar jeder Wirklichkeit.

Und:
- ist es nicht lupenreiner Rassismus, Menschen wegen deren Volkszugehörigkeit zu den Juden, und NUR deswegen, zu entführen, zu vergewaltigen, brutalst vor Angehörigen zu schänden, zu zerstückeln, zu morden, zu hunderten an einem Tag?
- Ist es nicht lupenreiner Rassismus, wenn die palästinensische Gaza-Regierung (Hamas) deren „Vernichtung“ als Volk in ihrer Charta festgeschrieben hat und dies in den Schulen dort lehrt?

Mo., 08.01.2024 - 09:57 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Ivo Passler
Ivo Passler Mo., 08.01.2024 - 10:18

Antwort auf von Peter Gasser

@PeterGasser. Keine Sorge, in den von mir verlinkten Quellen wird durchgehend auch auf den 7. Oktober eingegangen. Die am 7. Oktober ausgeübte Gewalt wird dabei auch in Kontext einer Historie gestellt, die sich über Jahrzehnte fortsetzt. Für mich war eine wichtige Quelle, um diese Kontinuität zu verstehen, auch dieses Buch von Livia Rokach, geschrieben auf Grundlage der Tagebucheinträge von Moshe Sharett, dem zweiten Israelischen Premierminister. Mit dem Vorwort von Noam Chomsky:
https://msuweb.montclair.edu/~furrg/essays/rokach.html
"Wie der Autor des Kommentars selber weiß, findet die massive Militäroperation, die man durchaus kritisieren kann, nicht statt, um Palästinenser zu „morden“ weil diese Palästinenser sind (wie es fälschlicherweise im Kommentar heisst, so meine Meinung), sondern um Geiseln zu befreien und Mörder und Terroristen zu jagen." >> Die Klagschrift Südafrikas am ICJ belegt etwas anderes. Sie belegt detailliert einen anhaltenden Genozid.

Mo., 08.01.2024 - 10:18 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Ludwig Thoma
Ludwig Thoma Mo., 08.01.2024 - 19:08

Antwort auf von Peter Gasser

Hier ein paar Ausschnitte aus der Bar jeder Wirklichkeit:
Der Armeereservist der mit einem Video vom 11.10. in Israel viral ging:
„Triumphiert, macht sie fertig, lasst niemanden zurück. Löscht die Erinnerung an sie aus. Löscht sie aus, ihre Familien, Mütter und Kinder. Diese Tiere dürfen nicht weiterleben.“
und
„Jeder Jude mit einer Waffe soll hinausgehen und sie töten. Wenn du einen arabischen Nachbarn hast, warte nicht, geh zu ihm und erschieße ihn (…) Wir wollen hineingehen und zerstören.“

Weiter:
Zitate – von Präsident Isaac Herzog („Wir werden ihnen das Rückgrat brechen“) über Energieminister Israel Katz („Kein Tropfen Wasser, keine Strombatterie, bis sie aus dieser Welt scheiden“) und den stellvertretenden Parlamentssprecher Nissim Vatzuri („Wir haben ein gemeinsames Ziel: den Gaza­streifen vom Erdboden tilgen“) bis zu einem ehemaligen Parlamentsabgeordneten, der am 25. Dezember 2023 sagte: „In Gaza sind sie alle Terroristen, Hundesöhne, ohne Ausnahme. Sie müssen ausgelöscht werden, alle getötet werden. Wir werden Gaza plattmachen, zu Staub verwandeln.“
Quelle:
https://taz.de/Anklage-wegen-Voelkermord/!5981347/

Dort auch, wie ich meine, sehr interessante Hintergründe, warum gerade Südafrika die Klage eingereicht hat.

Mo., 08.01.2024 - 19:08 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 08.01.2024 - 10:32

@ Ivo Passler: Zitat: „Die Klagschrift Südafrikas ...“
... ja, Südafrika als geopolitischer Akteur im Umkreis der Diktatur Russland: wie hält es Südafrika mit seiner Freundschaft zum Tyrannen Putin und dessen Angriffskrieg gegen das zivile ukrainische Volk, täglich Raketen von strategischen Bombern auf zivile Städte? Menschenraub, Folter, Mord?

Wo bleibt da die „Klageschrift“ Südafrikas? Wer ernstgenommen werden will, sollte auch kohärent sein, meinen Sie nicht?

Mo., 08.01.2024 - 10:32 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Ivo Passler
Ivo Passler Mo., 08.01.2024 - 11:26

Antwort auf von Peter Gasser

Die Dokumentationen sind klar. Viele Menschenrechtsorganisationen weißen seit lange darauf hin. International, aber auch in Israel selbst. Dass Verfechter:innen des israelischen Apartheid-Systems alle die Dokumentationen zu diskreditieren versuchen, ist auch klar. Das Südafrikanische Dokument kann jede:r selbst lesen. Ebenso die Aussagen von Historiker:innen wie Norman Finkelstein und/oder politischen Beobachter:innen wie Gideon Levy, Amira Hass und vielen anderen. Oben habe ich ja einige Interviews verlinkt, für alle, die auch Englisch verstehen. Leider sind in deutscher Sprache sehr wenige Quellen verfügbar. Weltweit stellen sich auch immer mehr Jüd:innen aktiv zivilcouragiert gegen dieses Apartheid-System auf die Straße. In Deutschland werden sie besonders starken Repressionen ausgesetzt. Mitglieder der Gruppe "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" können davon berichten. Hier ihre Webseite: https://www.juedische-stimme.de/

Südafrika wird in der Causa durch das Rechtsteam der irischen Anwältin Blinne Ní Ghrálaigh KC beraten. Sicher wird auch sie durch proIsraelische Propaganda angegriffen und diskreditiert.
https://www.irishlegal.com/articles/blinne-ni-ghralaigh-kc-advising-sou…

Hier noch die Weihnachtspredigt des lutherisch-evangelischen Dr. Pater Munther Isaacs, aus Bethlehem, mit italienischen Untertiteln bzw. Synchronisierung. In dts Sprache wurde soweit ich weiß auch diese noch nicht übersetzt bzw. synchronisiert:

https://www.youtube.com/watch?v=Jbdqif4cO-s&t=141s

https://www.youtube.com/watch?v=YcZprBK7xTg&t=32s

Mo., 08.01.2024 - 11:26 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mo., 08.01.2024 - 19:17

Antwort auf von Ivo Passler

Eine Klageschrift ist keine Verurteilung, bitte trennen Sie diese beiden Wirklichkeiten.
Zum bestehenden Genozid der palästinensischen Regierung am 7. Oktober in Israel sagen Sie weiterhin nichts?
.
Wie wollen Sie die Geiseln befreien, der Vergewaltiger, Folterer und Mörder vom 7. Oktober habhaft werden, die Terrorbande der Hamas, diese Plage der und für die Palästinenser, aus Gaza entfernen - oder wollen Sie das alles nicht?
.
Wie stehen Sie zum Existenz- und Verteidigungsrecht Israels und zum Vernichtungsgebot Israels des Iran und der Palästinenser?
.
Wie stehen Sie dazu, dass der Regierungschef Gazas ein Privatvermögen von 2-4 Milliarden (!) Euro hat, und mit seiner weitläufigen Familie in Luxusvillen und 5-Sterne-Hotels (außerhalb Gazas) lebt, Privatjets und Ferraris inklusive?

Mo., 08.01.2024 - 19:17 Permalink