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Das volle Album ist die Königsdisziplin

Es gibt sie nach wie vor, die physischen Tonträger, trotz immer weiter fortschreitender Digitalisierung. Wir stellen euch CD's und LP's hiesiger Artists kurz vor, wobei nicht die Musik, sondern der physische Tonträger im Fokus steht. Heute: Feline Melinda.
Feline Melinda „Seven“ (CD, 2024)
Foto: rhd / salto.music
  • Die Melodic Heavy Metal Band Feline Melinda hat ihr mittlerweile 7. Album „Seven“ nicht nur digital, sondern auch als CD veröffentlicht. Das ergibt durchaus Sinn, denn die Metaller gehören zu jener musikhörenden Bevölkerungsgruppe, die noch physische Tonträger kauft, auch CD's.

    Die CD „Seven“ mit den insgesamt elf Tracks gibt es im einfachen Digi-Pack-Format, ohne Booklet, aber mit Bandfoto und den Informationen zum Lineup und zu den Aufnahmen, d.h. produziert wurde das Album vom Vertrauensmann Marco Ober in Trient, gemischt und gemastert wurde es hingegen von Sascha Paeth, einem deutschen Musiker, Produzenten und Tontechniker, der u. a. mit Metal-Bands wie Angra, Edguy und Avantasia zusammengearbeitet hat.

    Doris Albenberger hat, unüberhörbarerweise, nicht nur auf der aktuellen Video-Single „Seventh Heaven“ ein Feature, sondern auch auf „Before The Dawn“. Interessant ist, dass es noch ein weiteres Feature gibt: der aus Rovereto stammende Gitarrist Francesco Pinter ist auf den Tracks „Before The Dawn“ und „Black Sun“ zu hören.

    Übrigens: Der QR-Code auf der Rückseite der Verpackung, führt zur Homepage der Band.

  • Ein schöner Anblick für jeden Fan und ein stolzer Anblick für die Musiker hinter den Releases: Sämtliche Alben von Feline Melinda sind entweder als Vinyl oder als Silberscheibe erschienen. Foto: Feline Melinda
  • Wir haben Rob Irbiz, Gitarrist, Sänger und Gründungsmitglied von Feline Melinda, gefragt, warum die Band 2024 immer noch an der CD festhält und er gewährt uns dabei einen tiefen Blick in die lange (und kostspielige) Produktionskette eines Songs, eines Album und letztlich eines eventuellen Tonträgers. Hier seine Schilderung:

    „Nach der Singleauskopplung und dem Musikvideo zu ‚Seventh Heaven‘ Ende 2023, der Veröffentlichung in digitaler Version auf Streaming- und Downloadportalen, ist unser neues Album ‚Seven‘ auch in der traditionellen Version – also als physischer Tonträger – erhältlich. Unser Anliegen war es von Beginn an, auch diesmal wieder unser neues Album als CD zu drucken und veröffentlichen.

    Der digitale Fortschritt, die diesbezügliche weltweite Vernetzung und der Hype um Streaming- und Downloadportale wie Spotify, iTunes u.a.m. hat dazu geführt, dass sich der Musikkonsum rapide auf diese neuen Möglichkeiten verlagert hat. Doch erfreut sich Musik auf Tonträgern – Compact Discs, Vinylplatten - neuerdings gibt es sogar wieder einige neue Veröffentlichungen auf Compact Cassette (!!!) - obwohl schon vor Jahren als aussterbende Spezies angekündigt, nach wie vor einer gewissen Beliebtheit. Besonders geschätzt sind traditionelle Tonträger als Sammlerobjekt und werden nach wie vor gekauft, vor allem sind sie bei Liveauftritten beliebt. Das Highlight für so manchen Fan ist es, wenn es gelingt, die Platte oder CD vielleicht gar mit Autogrammen signieren zu lassen.

    Feline Melinda sehen die Produktion eines Albums in voller Länge nach wie vor als ‚Königsdisziplin‘ und die dessen Veröffentlichung als physischer Tonträger bildet sozusagen den krönenden Abschluss des ganzen Produktionsprozesses und ist somit das ‚Sahnehäubchen‘ obendrauf!

    Verschiedene Märkte sind zudem ‚vernarrt‘ in die gute, ‚alte‘ CD. Zum Beispiel sind unsere Alben in CD-Version speziell in Japan sehr beliebt, was zum Teil sicherlich auf unser Musikgenre, das mit viel Melodie aufwartet, zurückzuführen ist; umso mehr freut es uns und es beweist, dass in gewissen Ländern der traditionelle Tonträger noch immer hohes Ansehen und Stellenwert genießt.“

  • Feline Melinda haben 2024 ihr siebtes Album veröffentlicht, auch auf CD (v.l.n.r.): Rob Irbiz (Gitarre und Stimme), Gschnell (Bass), HeadMatt (Lead-Gitarre) und Chris Platzer (Schlagzeug). Foto: Feline Melinda
  • „Heute veröffentlichen viele Künstlerinnen, Künstler und Bands, gerne einzelne Songs als Single in regelmäßigen/unregelmäßigen Abständen. Ein Lied nach dem anderen, wie am Laufband. Irgendwann später werden diese einzelnen Songs manchmal auch zu einer EP gebündelt und als Streaming veröffentlicht. Diesem Trend folgend, kann man diese Vorgangsweise auch bei Südtiroler Musikschaffenden vermehrt beobachten.

    Doch nennen wir das Kind ohne Umschweife einfach beim Namen: die Entscheidung, nur über Streaming zu veröffentlichen, lässt es sich vor allem darauf zurückführen, dass es vorwiegend eine Kostenfrage ist. Ein ganzes Studioalbum zu produzieren ist an sich schon zeit- und vor allem sehr kostenintensiv: von der Anmietung eines Tonstudios (falls die einzelnen Spuren nicht im eigenen Home-Studio direkt eingespielt werden, was aber ohne High-End Technik oftmals ein gutes, ausgeglichenes und den heutigen Erfordernissen gutes Soundergebnis verhindert), dem Tontechniker, evtl. Honorar für den Produzenten, das Editieren der einzelnen Spuren, bis hin zum professionellen Abmischen und Mastering häufen sich die Kosten. Das neue Songmaterial anschließend dann nur über Streaming zu vertreiben, ist ein relativ kostengünstiger, letzter Schritt. Es gibt verschiedene Anbieter, die es ermöglichen, gegen Bezahlung von Abos oder Gebühren die eigene Musik via Streaming zu verbreiten und somit einem weltweiten Publikum zugängig zu machen.

    Die Produktion einer CD erfordert jedoch weiteren Aufwand und einen weiteren, tiefen Griff in die eigene Brieftasche; so bedarf es der Herstellung eines DDP-Files (digital description protocol), das für den Druck des Tonträgers benötigt wird. Während Sascha Paeth bei unserem Album für Mix und Mastering zuständig war, wurde das DDP-File von ‚Seven‘ von Michael ‚Miro‘ Rodenberg erstellt. Dieses wurde dem CD-Presswerk zusammen mit der grafischen Gestaltung (Digipack Konzept und Grafik wurde in Zusammenarbeit mit OkiS Media Design umgesetzt) übermittelt. Nebst dem beträchtlichen zeitlichen Aufwand fällt auch der bürokratische Aufwand an (S.I.A.E. Genehmigung und die daraus entstehenden Bearbeitungsgebühren, bzw. dem Ankauf der in Italien notwendigen, sogenannten ‚bollini‚‘ (‚destinazione omaggio‘ oder ‚destinazione vendita‘), mit denen in Italien jedes Exemplar eines legal vertriebenen Tonträgers ausgestattet sein muss), ist die Veröffentlichung der Musik auf Tonträger ein ‚Luxus‘, sofern man Musik als Hobby betreibt und nicht davon leben muss.

    Zu guter Letzt ist es aber auch das Gewisse etwas, das physische Tonträger gegenüber Streaming bieten und das man nicht vermissen möchte: die Haptik, das gute, schöne Gefühl, das eigene Schaffen, in welches man Zeit, Geld und Herzblut investiert hat, in den Händen zu halten!“

  • Der QR-Code auf dem Backcover führt zur Homepage der Band: Feline Melinda haben sich auch im digitalen Zeitalter dafür entschieden, ihr jüngstes Album als CD zu veröffentllichen. Foto: rhd / salto.music