Politik | Wahlen/Elezioni 23

Post aus der Heimat

Ein SVP-Quartett bemüht sich um die Stimmen der Auslandssüdtiroler. Die Wählerinnen und Wähler bekommen ein Werbeschreiben von Deeg, Renzler, Morandell und Stauder.
Wahlscheine in Karton
Foto: LPA
  • Herzliche Grüße aus der Heimat“, steht auf dem Flugblatt ganz am Ende.

    Es ist ein buntes Quartett, das anlässlich der Landtagswahlen 2023 Grüße in die Welt verschickt.

    Da sind Landeshauptmannstellvertreterin Waltraud Deeg, der amtierende Landtagsabgeordnete Helmuth Renzler und die frühere Volksanwältin Gabriele Morandell. Alle drei Kandidaten der Arbeitnehmern auf der SVP-Landtagsliste. Dazu gesellt hat sich aber auch der Lananer Bürgermeister Harald Stauder, den man eher dem rechten, wirtschaftsliberalen und auch volkstumspolitischen Flügel in der Volkspartei zuordnen kann.

    Gemeinsam ist den vier SVP-Vertretern, dass sie aktiv um die Stimmen der Auslandssüdtirolerinnen und der Briefwähler buhlen. So flatterte in den vergangenen Wochen allen Südtiroler Wahlberechtigten, die in das Melderegister der im Ausland lebenden italienischen Staatsbürger (AIRE) eingetragen sind, ein Brief in Haus mit dem Absender: Südtiroler Volkspartei.

    Unter dem Wahlslogan „Wir arbeiten für Südtirol“ beten die vier SVP-Kandidatinnen auf einem Werbeblatt eine Reihe von Slogans herunter. Dabei geht es von „die Weichen für die Zukunft unseres Landes stellen“ und der „Beteiligung der Menschen an der Politik“, über eine „stärkere Autonomie“ und „einer soliden sozialen Absicherung für alle“ bis zum Satz: „Wir möchten Veränderungen bewirken und unser Land voranbringen“.

  • Die Stimmenjagd

    In dem Werbeschrieben heißt es weiter:

    „Wir sind dankbar dafür, dass es eine so starke Verbindung zu allen Südtirolerinnen und Südtiroler gibt, die aktuell im Ausland leben. Die Erfahrungen und das Wissen, wie auch die Rolle als Botschafterinnen und Botschafter unseres Landes sind von großer Bedeutung für Südtirol. Verstehen Sie uns daher gerne auch zukünftig als direkte Anlaufstelle für alle Anliegen.“

  • SVP-Werbebrief: Ungleiches Quartett wirbt um die Briefwahlstimmen. Foto: SALTO
  • Ist vor allem der Verein „Südtiroler in der Welt“, der im Katholischen Verband der Werktätigen (KVW) angesiedelt ist, der sich seit über 65 Jahren um die sogenannten „Heimatfernen“ kümmert. Waltraud Deeg gehört dem Vorstand dieses Vereins an. Demnach dürfte die Landeshauptmannstellvertreterin durchaus in ihrem politischen Element sein.

    Die Adressen für die SVP-Werbung stammen aus den Südtiroler Wählerlisten, wo auch die im Ausland lebenden Südtiroler mit Anschrift erfasst werden. Diese Adressen kann jede Partei beim Südtiroler Gemeindenverband käuflich erwerben.

    Die SVP-Werbung endet mit einer klaren Bitte: „Aus diesem Grund bitten wir Sie herzlich um ihre Unterstützung durch eine Vorzugsstimme.“

  • Ein Auslandsitz

    Dass sich die vier SVP-Kandidaten diese Postsendung einiges kosten lassen, liegt an dem Stimmenpotenzial, das es im Ausland gibt. Insgesamt 35.004 Südtirolerinnen und Südtiroler sind in das Melderegister AIRE eingetragen und können daher ihre Stimmen mittels Briefwahl abgeben. Die Briefwahl wurde bei den Landtagswahlen 2013 erstmals eingeführt. Damals haben 7.993 Wählerinnen und Wähler (28,6%) von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.

    Bei den Landtagswahlen 2018 flossen bereits 10.442 Stimmen aus dem Ausland in das Wahlergebnis ein. Das sind 29,8 Prozent.

    Man geht davon aus, dass sich am 22. Oktober 2023 rund ein Drittel der Auslandswähler an der Landtagswahl beteiligen werden. Das heißt es sind insgesamt zwischen 11.000 und 12.000 Stimmen zu vergeben.

    Bei den letzten Landtagswahlen gab es nur drei Südtiroler Gemeinden in denen annähernd so viele Stimmen abgegeben wurden. In Bozen gingen 48.108 Wählerinnen und Wähler zur Wahl, in Meran 17.051 und in Brixen waren es 11.379 Personen.

    Die SVP-Grüße aus der Heimat sind damit auf jeden Fall einen Sitz im Landtag wert.