„Mich stört, dass manche Leute glauben wir sind Entertainer, nur weil wir verschiedene Veranstaltungen anbieten und jeweils ein Rahmenprogramm zu unseren Themenausstellungen machen“, sagte Angelika Burtscher wenige Monate nach der Gründung des Projekts Lungomare im fernen Jahr 2003. Die Idee zu Lungomare war im Freundeskreis entstanden, rund um die Kommunikationsdesignerin und den Produktionsdesigner Daniele Lupo. Zunächst war das Ziel der beiden gewesen, sich eine Wohnung in Bozen zu mieten, die  Räume mit Designmöbel einzurichten und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Besucher hätten sich in dieser Wohnung wohl fühlen sollen, wären zum Kaffeetrinken und zum gegenseitigen Gedankenaustausch vorbeigekommen. Anstelle der Wohnung, wurden Räumlichkeiten an der Talstation der Seilbahn nach Jenesien für eine Neunutzung gefunden: Lungomare.

Am 30. September und 1. Oktober zelebriert Lungomare seine 20 Jahre mit einem Jubiläum im altehrwürdigen Ambiente. Während der zweitägigen Veranstaltung wird es künstlerische, akustische und visuelle Interventionen, Debatten und Improvisationen von lokalen und internationale Künstler*innen, Autor*innen und Schriftsteller*innen geben. Als Gäste werden Stefano Bernardi, Nicholas Bussmann & Cottbusser Chor, Cecilia Canziani, Anna Colin, Luigi Coppola, Rosalyn D’Mello, Martino Gamper, Aldo Giannotti & Karin Pauer, Barbara Holub, Wissal Houbabi, Wang Inc., Lisa Mazza und Marzia Migliora erwartet, die ihren festlichen Beitrag leisten werden. 

Von Anfang an stand die Idee Lungomare auf zwei festen Säulen. Zum einen gab es die Galerie, die aus einem von Designer*innen, Kunstwissenschaftler*innen, Landschaftsarchitekt*innen und Architekt*innen geleiteten Kulturverein hervorging und mit dem Start 2003 erste Ausstellungen konzipierte. Die zweite Säule nannte sich „Lungomare Projekt“ und gliederte sich – lange bevor die Arbeitswelt von Coworking-Spaces redete – in einzelne Büros für Film, Design und Architektur. Man sah sich als Gruppe von Gestaltern und Gestalterinnen, die neue innovative Projekte durchführen wollten und als aktive Plattform unterschiedlicher gestalterische Disziplinen auftrat. Und das auch noch mehrsprachig.

Vorzugsweise zeigte Lungomare von Anfang an junge zeitgenössische Positionen, insbesondere aus den Bereichen Design, Kunst oder Architektur. In einer ihrer ersten Ausstellungen unternahm Lungomare beispielsweise eine imaginäre Reise durch fünf Länder – vom Norden Europas ausgehend bis ins Bozner Lungomare und suchte nach zeitnahen Statements im zeitgenössischen Design. Ein besonderer Ausstellungsgegenstand war damals zum Beispiel eine Lampe von Tord Boontje, dem Designer of the Year 2003. 
Zum Jubiläumsfest wird am Wochenende auch das von Angelika Burtscher und Daniele Lupo herausgegebene und von Lungomare konzipierte Lesebuch AS IF - 16 Dialogues about Sheep, Black Holes, and Movement präsentiert. Es wird bei Spector Books veröffentlicht und erweitert die künstlerische Produktion von Lungomare gemeinsam mit 53 Stimmen von Autor*innen, um ein größeres geografisches und thematisches Netzwerk zu spannen. Außerdem ist die Archivinstallation Constellation 2003-2023 zu sehen, die Projekte, Ideen, Visionen und Eindrücke von 2003 bis heute zeigt.

Angelika Burtscher und Daniele Lupo sind mit Lungomare längst zu einem wichtigen Bestandteil des lokalen und internationalen Kulturbetriebs geworden und brennen – im Unterschied zu vielen anderen lokalen Player*innen des Kulturveranstaltungsbetriebs – für eine aufgeschlossene und hemmungslose Kulturdebatte in Südtirol, entgegen des verkrusteten und nach Sprachen und Disziplinen getrennten Fördersystems, sowie entgegen traditionell vorgegebener und altbacken daherkommender Denkansätze.
Lungomare arbeitet seit nunmehr 20 Jahren hartnäckig für eine ideale, gerechtere Welt, für Austausch, kulturellen Reichtum und Meinungsvielfalt. Die Plattform zog seit Beginn buntes Publikum an, sorgte für ein frisches Durcheinander an Vielfalt und ist seit jeher (Kultur-)Treffpunkt für alle.