Gesellschaft | Verwaltungsgericht

Deutsch wird Stolperstein für Karriere

Erfolg für die Uni Bozen: Eine Lehrbeauftragte hat die nötigen Sprachkenntnisse für die interne Vergabe einer ordentlichen Professur vor Gericht angefochten – vergeblich.
Freie Universität Bozen
Foto: unibz
  • Nicht nur für Studierende der Freien Universität Bozen ist die Dreisprachigkeit der Lehrveranstaltungen mitunter eine Herausfoderung, sondern auch für Lehrende. Das zeigt ein Rekurs einer Lehrbeauftragten der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften am Verwaltungsgericht Bozen, den die Uni kürzlich gewonnen hat. 

    Das Urteil ist am 24. April gefallen und hat die Ausschreibungskriterien für die interne Stellenbesetzung einer ordentlichen Professur betroffen. Die Rekursstellerin hat beanstandet, dass die Ausschreibungskriterien unter anderem ein sehr hohes Sprachniveau in allen drei Unterrichtssprachen Italienisch, Deutsch und Englisch verlangen. Der zuständige Fakultätsrat habe in seiner Sitzung für das Tätigkeitsprogramm des Zweijahreszeitraums 2024/25 außerdem das Kriterium der „deutschen Muttersprache“ eingeführt. Das Tätigkeitsprogramm mit Stellenplan der jeweiligen Fakultäten wird jährlich von Direktor, Rektor und Präsidentin der Universität freigegeben. 

    Die Uni Bozen stellt Professorinnen und Professoren über die Direktberufung aus dem Ausland, über nationale oder universitätsinterne Ausschreibungen ein. Dabei ist die Dreisprachigkeit im internationalen Vergleich nicht nur ein Aushängeschild einer kleinen Universität in den Alpen, sondern sie kann offenbar auch zum Stolperstein in einer akademischen Karriere werden: Um eine Professur an der Uni Bozen bekleiden zu können, braucht es nicht nur eine Habilitation oder eine vergleichbare Position im Ausland. Je nach Ausschreibung und Studienprogramm sind auch bestimmte Sprachkompetenzen notwendig.

  • Ulrike Tappeiner: „Denn von einer guten mehrsprachigen Lehre profitieren vor allem unsere Studierenden.“ Foto: unibz

    „Unsere Universität achtet bei der Besetzung von wissenschaftlichen Stellen auf ein höchstes Qualitätsniveau in Forschung und Lehre sowie auf ein hohes Sprachniveau der drei Unterrichtssprachen. Außerdem haben wir mit dem Gender Equality Plan festgelegt, dass wir Karrieren von Frauen in den Fächern fördern, in denen Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind, wie zum Beispiel Technik- und Naturwissenschaften“, erklärt Ulrike Tappeiner, Präsidentin und Rechtsvertreterin der Universität

    Das Gerichtsverfahren überrascht Tappeiner nicht. Als Präsidentin ist sie für die Einstellung neuer Professuren zuständig und sitzt bei Berufungsgesprächen und Gehaltsverhandlungen mit am Tisch. „Ich habe selbst im wissenschaftlichen Bereich Karriere gemacht und weiß, dass hochkarätige Professorinnen und Professoren aus Deutschland nicht oft nach Österreich oder Südtirol wechseln“, so Tappeiner. Denn in Deutschland genießen sie durch die Vollbeamtung gewisse Vorteile, unter anderem ist ihnen eine hohe Pension garantiert – das ist in Österreich und Italien nicht der Fall. 

    Dennoch zählt die Uni Bozen in nationalen Rankings zu den besten Universitäten. Bei CENSIS liegt sie unter den kleinen, nicht-staatlichen Universitäten mit bis zu 5.000 Studierenden an erster Stelle (88,6 Punkte), gefolgt von der Università di Roma Europea (87,8). Für Tappeiner ist das ein Beweis, dass die eigene Strategie aufgeht. Sprachkompetenzen werden also weiterhin eine hohe Priorität an der Uni Bozen innehaben. „Hier geht es nicht um die Muttersprache, sondern um die Beherrschung der Sprachen auf hohem Niveau. Gerade in Südtirol wachsen Kinder auch zweisprachig auf, die Mutter- und Vatersprache unterscheidet sich in diesen Fällen“, stellt die Universitätspräsidentin klar. 

    Damit geht die einzige Universität Südtirols keinen klassischen Weg. Schließlich schneidet eine Professorin im nationalen und internationalen wissenschaftlichen Ranking nicht besser ab, weil sie drei Sprachen fließend spricht. „Heute zählt die Forschung im wissenschaftlichen Wettbewerb für den eigenen Namen mehr als die Lehre und die dritte Mission, also der Mehrwert für das Territorium. Trotzdem sind auch diese Bereiche für uns wichtig. Denn von einer guten mehrsprachigen Lehre profitieren vor allem unsere Studierenden. Deshalb legen wir bei den Evaluierungen auch einen Schwerpunkt darauf“, so Tappeiner. 

    Mit dieser Argumentationslinie konnte die Freie Universität Bozen auch am Verwaltungsgericht überzeugen. Der Rekurs der Lehrbeauftragten zur Besetzung einer ordentlichen Professur wurde abgelehnt.  

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Simonetta Lucchi Do., 02.05.2024 - 19:52

Non si capisce perché si venga bocciati solo per motivi linguistici - cosa che succede- senza che magari neanche si discuta delle competenze professionali. Tanto più se si possiedono certificazioni linguistiche C1 quindi hai già dimostrato le competenze linguistiche. Prima o poi il tema verrà affrontato però temo che solo persone "provenienti da fuori" e meno anestetizzate a queste logiche locali possano farlo. D'altra parte il trilinguismo qui è obbligatorio anche per i docenti delle scuole pubbliche (almeno per le scuole ladine, per tutte le discipline; o per le scuole tedesche e italiane, il bilinguismo, se insegni L2), quindi in teoria non si vede perché per l'università non debba valere.

Do., 02.05.2024 - 19:52 Permalink