Politics | SMG

Gelaimerter Gast

Die Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) wirbt in Österreich mit einem Politiker, der rechtskräftig und zum Schaden des Landes verurteilt wurde: Michl Laimer. Eine Posse, die es wohl nur in Südtirol geben kann.

Eines soll vorausgeschickt werden. Es muss ein Leben auch nach einer Verurteilung geben.
Das gilt für jeden Straftäter und ist eine Säule unseres Rechtsystems. Manchen Dingen sind dabei aber auch Grenzen gesetzt. Umso klarer sind diese Grenzen, wenn es sich um einen verurteilten Politiker handelt.
Dem langjährigen SVP-Landesrat Michl Laimer ist kaum ein Vorwurf zu machen. Jene, die das ganze aber eingefädelt haben, müssen sich fragen lassen, ob sie an Realitätsverlust leiden. Nur so ist erklärbar, dass eine Landesgesellschaft mit öffentlichem Geld einen Politiker zu ihrem Werbesujet macht, der rechtskräftig und zum Schaden des Landes verurteilt wurde.
Doch der Reihe nach.

Das Südtirol Magazin

Im vergangenen Jahr erschien erstmals eine Südtirol-Beilage in der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“. Das „Südtirol-Magazin“ wurde 2013 redaktionell unter finanzieller und materieller Mithilfe der SMG, der Business Location Südtirol (BLS) und der Ferienregion Eisacktal gestaltet.
Heuer wurde die Aktion gleich mit zwei Printprodukten aus der „Styria Media Group AG“ wiederholt. Ende April 2014 wurde das Südtirol Magazin sowohl der „Presse“ wie auch dem „Wirtschaftsblatt“ in einer Auflage von 150.000 Stück beigelegt. Die SMG hat auch heuer wieder einen ordentlichen finanziellen Beitrag für das Magazin gezahlt. Die Landesgesellschaft führt das Produkt nicht nur als offizielle „Printkooperation“ auf ihrer Homepage, sondern sie preist es auch bei den Südtiroler Werbekunden an.
Vergangene Woche verschickte die Abteilung Unternehmenskommunikation der SMG die Beilage samt Begleitschreiben an lokale Werbekunden. Im Schreiben heißt es:

Im Mittelpunkt stehen Themen wie Genuss und Lifestyle. Interessantes zu Lesen gibt es auch zu unseren Bergen, zu Architektur und Sport in Südirol. Und für alle Leser der Zeitung „Die Presse“, die Lust auf Südtirol bekommen haben, wurde eine eigene Lesereise geschnürt.

Konspirative Stube

Spätestens auf Seite 14 der Beilage dürfte den meisten Lesern und Leserinnen aus Südtirol aber zumindest kurz der Atem stocken. Der Grund dafür ist ein Bild. Abgebildet Monika Huber, verheiratete Laimer und ihr Ehemann Michl Laimer. Davor der hauseigene Bernhardiner.
Der ehemalige Energie-Landesart, bereits verurteilt und noch in Prozesse verwickelt, in denen sich das Land als Zivilpartei eingelassen hat, wird hier mit finanzieller Hilfe der SMG einem österreichischen Millionenpublikum als fotogenes Beispiel Südtiroler Gastfreundschaft vorgestellt.
Noch peinlicher wird der Auftritt aber, wenn man sich den Text anschaut, mit dem im Magazin der Pacherhof, der Betrieb der Eheleute Laimer beschrieben wird.

Der Pacherhof der Familie Huber ist älter als Stift Neustift, über 800 Jahre. Und man sieht, wie das Haus Stück für Stück gewachsen ist, zuletzt kam moderne Architektur hinzu. In dem schönen alten Stüberl sind schon viele Kapazunder bei einem Veltliner gesessen. Es muss eine Menge Konspiratives gewesen sein, was der von der Holzdecke baumelnde heilige Geist wohl mitgehört hat, wenn sich Eduard Waffnöfer, Silvius Magnago und Franz Josef Strauß in der Stube trafen.

Man kann nur hoffen, dass Oberstaatsanwalt Guido Rispoli nicht zu den Lesern des mit Steuergeldern finanzierten Magazins gehört. Sonst könnte es ihm noch einfallen, im laufenden Stein an Stein 2-Prozess einen neuen Zeugen auf die Zeugenliste zu setzen:
Den heiligen Geist aus der Stube im Pacherhof.

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Andreas Tschur… Mon, 05/12/2014 - 12:14

Sehr geehrte Redaktion, Südtirol Marketing setzt seit Jahren auf Kooperationen mit renommierten Verlagen. Dies bedeutet: Nicht wir selbst wählen Inhalte aus, sondern die durch den Verlag beauftragten Redakteure. Auch in diesem Fall war das so. Diese Art zu arbeiten macht den Reiz eines redaktionellen Produktes aus, ist glaubwürdig und wird durch den Leser geschätzt.

Arg irreführend ist hingegen der Einstieg in den Artikel: Ein Bildausschnitt, der zum "Titelbild" stilisiert wird (ja, sie bringen weiter unten dann noch das gesamte Bild, den Blick des Lesers haben sie da aber schon ordentlich in die falsche Richtung gelenkt) und die Unterstellung in den Einstiegszeilen, Südtirol Marketing würde mit einem Politiker, der rechtskräftig verurteilt wurde, werben.

Mon, 05/12/2014 - 12:14 Permalink
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Matthias Mühlberger Mon, 05/12/2014 - 17:48

In reply to by Andreas Tschur…

redaktionell hin, irreführung her - jedenfalls ist es doch ziemlich unglücklich, dass genau der laimer ausgewählt wurde, ob vom redakteur oder vom auftraggeber, es ist ja beileibe nicht so dass es nicht genug andere hoteliers im lande gäbe. eine schiefe optik ergibt das allemal. warum dann zurückrudern und verteidigen, statt zu sagen: dumm gelaufen, haben wir übersehen, tut uns leid.

Mon, 05/12/2014 - 17:48 Permalink