Chronik | Wieder da

Ende eines Versteckspiels

Konrad Mitterrutzner ist seit Montag wieder zu Hause. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Der falsche Anlageberater soll zahlreiche Kunden um ihr Geld gebracht haben.

Der “Schrambacher Geldhandler” ist wieder da. Unter diesem Namen soll Konrad Mitterrutzner im Eisacktal bekannt gewesen sein. Mitterrutzner war wie berichtet seit 4. Mai abgängig. Seine slowakische Lebensgefährtin hatte ihn damals als vermisst gemeldet und war dann selbst spurlos verschwunden. Seit Montag sind nun beide wieder aufgetaucht. Nachdem das Pärchen in einem Hotel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava abgestiegen war, reisten die beiden am Samstag, 16. Mai, in die Stadt Piestany weiter. Diese liegt ungefähr 75 Kilometer nordöstlich von Bratislava, im Westen der Slowakei. Dort wollte Mitterrutzner angeblich bis zum 25. Mai bleiben. Aus Angst, erkannt zu werden, verließ er nie ohne seine Partnerin das abgelegene Hotel, in dem sie untergekommen waren.

Inzwischen hatten aber die Carabinieri die Spur des als vermisst gemeldeten dreifachen Familienvaters aus Feldthurns aufgenommen. Persönlich wurden sie bei Mitterrutzner in der Slowakei vorstellig und drängten den 51-Jährigen, nach Hause zurück zu kehren. Haftbefehl liege zwar keiner vor, doch seien Familie und Freunde höchst besorgt um ihn, so der Appell der Carabinieri. Mitterrutzners Angehörige hatten bereits Kontakt mit der Sendung “Chi l’ha visto?” aufgenommen, um den Vermissten zu finden.

Ob es sein Verantwortungsgefühl oder die Angst vor weiteren Schwierigkeiten war, ist nicht bekannt. Doch am Montag Nachmittag wurde Mitterrutzner schließlich in der Carabinieri-Kaserne von Brixen vorstellig. Nach kurzer Zeit verließ er diese jedoch wieder und hält sich seitdem zu Hause in Feldthurns auf. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen wurden keine getroffen. Solche sind bei Verdacht auf Betrug und widerrechtlicher Ausübung des Finanzberater-Berufs, wie er im Falle von Mitterrutzner vorliegt, nicht vorgesehen. Indes laufen die Ermittlungen der Zollpolizei (SVAD – Servizio di Vigilanza Antifrode Doganale) auf Hochtouren. Den Carabinieri sagte Mitterrutzner er sei aus Sorge wegen seiner finanziellen Situation untergetaucht. Während seiner zweiwöchigen Abwesenheit hatten sich insgesamt fünf Personen bei der Staatsanwaltschaft gemeldet. Allesamt Klienten, die dem Feldthurner Geld anvertraut hatten und behaupten, von ihm betrogen worden zu sein. Bis zu dreißig Prozent an Zinserträgen soll Mitterrutzner seinen Kunden versprochen haben. Von denen einige sogar einen Bankkredit aufgenommen haben sollen, um dem falschen Broker Geld zum Anlegen anzuvertrauen. Mitterrutzner ist nämlich nicht in das Album der Anlageberater der Handelskammer eingetragen.

Vom Geld, das Mitterrutzner am Tag seines Verschwindens bei sich trug, fehlt jede Spur. Es soll sich laut konkreten Hinweisen, die den Ermittlern vorliegen, um einen Betrag zwischen einer und zehn Millionen Euro handeln. Bei seinem Auffinden in der Slowakei hatte Mitterrutzner 20.000 Euro bei sich. Das Geld wurde von den Carabinieri beschlagnahmt. In den nächsten Tagen soll der Feldthurner verhört werden. Er kündigte an, “alles erklären” zu wollen.

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Harald Knoflach Mi., 20.05.2015 - 09:20

"Album der Anlageberater" ist lustig. Kleben die da alle ihre Fotos und Briefmarken ein? Oder haben die Anlageberater ein paar Lieder aufgenommen und sie auf CD herausgebracht?
Ich denke, das Wort, nach dem ihr sucht, ist "Verzeichnis".

Mi., 20.05.2015 - 09:20 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 20.05.2015 - 14:10

Antwort auf von gorgias

Nun, die Identitätskarte gibt es offiziell auch in der Schweiz, in Belgien und in Namibia. Inzwischen habe ich den Begriff auch im deutschen/österreichischen Fernsehen gehört. Übrigens die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs wäre auch Identitätskarte.

Mi., 20.05.2015 - 14:10 Permalink
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Roland Kofler Mi., 20.05.2015 - 23:44

Antwort auf von Sepp.Bacher

ich denk ja auch, wir haben unser recht unsere eigene verwaltungssprache o.ä. zu kreiren. sogar die pflicht. es geht um italienischem gesetz im deutschem gebrauch. mehr noch um gelebter sprache im oeffentlichem raum. we say album. warum auch nicht. Es geht um unsere Realität in unserum Territôrium. Niemand andrs mag das zu begreifen.

Mi., 20.05.2015 - 23:44 Permalink
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Harald Knoflach Do., 21.05.2015 - 08:56

Antwort auf von klemens hacht

vorsicht klemens. ich liebe sprachliche veränderungen. ich hab hierzu beispielsweise auf salto zwei artikel verfasst, in denen ich die notwendigkeit einer sich entwickelnden sprache gegen die hiesigen sprachpolizisten verteidige. beide sehr interessant, wie ich meine:

http://www.salto.bz/article/16052013/sprache-bewegung-2
http://www.salto.bz/article/16052013/sprache-bewegung

dennoch erlaube ich mir auf gewisse aspekte des südtiroler sprachgebrauchs hinzuweisen, die ich einfach nur schiach finde. squillo, magari usw. find ich super. album (statt verzeichnis oder register) oder auch modell (für formular) hingegen sind echt grausam.

Do., 21.05.2015 - 08:56 Permalink
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gorgias Mi., 20.05.2015 - 11:54

30% Zinsen? Und dafür noch einen Kredit aufnehmen?
Darauf möchte ich nur mit einem Euphemismus antworten: Wie wenig muss man von der Welt verstehen.

Mi., 20.05.2015 - 11:54 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 20.05.2015 - 22:01

Ok, einverstanden! Das kann passieren. Ich denke, Journalisten und Medienleute sollten aber auch nicht so schlampig mit der deutschen Sprache umgehen - ganz im Allgemeinen! Die Sprache der Leser oder Hörer wird dadurch geprägt.

Mi., 20.05.2015 - 22:01 Permalink
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Harald Knoflach Do., 21.05.2015 - 09:07

nur nochmal zur klärung: freilich hab ich aus dem kontext heraus verstanden, worum es geht. aber das sollte doch nicht der anspruch eines qualitätsmediums sein. sonst kann man gleich irgendwelchen kauderwelsch schreiben, denn verstehen wird man den schrieb dann schon irgendwie.
ich bin ebenfalls der festen überzeugung, dass standardwerke wie der duden mehr präskritiver denn deskriptiver natur sind. aber "album" ist in diesem kontext meinem subjektiven sprachempfinden nach schauderhaft.

Do., 21.05.2015 - 09:07 Permalink
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Harald Knoflach Do., 21.05.2015 - 14:09

Antwort auf von Harald Knoflach

UM HIMMELS WILLEN. sorry. ich hab mich verschrieben. genau das gegenteil wollte ich sagen. ich meinte natürlich: "ich bin ebenfalls der festen überzeugung, dass standardwerke wie der duden mehr deskriptiver denn präskritiver natur sind."

ich bin völlig deiner meinung:
siehe: http://www.salto.bz/article/16052013/sprache-bewegung-2

Do., 21.05.2015 - 14:09 Permalink
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Josef Ruffa Fr., 22.05.2015 - 14:40

Wenn das stimmt " Allesamt Klienten, die dem Feldthurner Geld anvertraut hatten und behaupten, von ihm betrogen worden zu sein. Bis zu dreißig Prozent an Zinserträgen soll Mitterrutzner seinen Kunden versprochen haben. ", dann kann man nur die Investoren belächeln. Selber Schuld....weil die Habgier über den Verstand gesiegt hat. Wenn jemand 5-6 Prozentpunkte über den free risk Satz verspricht.....sollte man eigentlich immer den Notruf 112 oder 113 oder 117 wählen...es ist was mehr als faul.

Fr., 22.05.2015 - 14:40 Permalink