Politik | Flüchtlinge

Alfanos Appell

Appell an Brüssel von Innenminister Angelino Alfano im österreichischen Standard: Legen wir den Schlepperbanden endlich das Handwerk.

Während sich Südtirols Freiheitliche über die mögliche Nutzung des Militärareals in Vahrn für ein neues Flüchtlingszentrum oder die „teilweise erheblichen Krankheitserreger“ sorgen, die der aktuelle Flüchtlingszustrom mit sich bringen würde, blickt Innenminister Angelino Alfano in einem aktuellen Interview mit dem österreichischen Standard ein Stück weiter. In einem Appell an Brüssel, endlich die Augen vor dem „veritablen Exodus aus Afrika“ zu öffnen, macht der Mitte-Rechts-Politiker klar, gegen wen sich die politischen Aktionen zur Lösung des aktuellen Notstands richten müssen: gegen die „Händler des Todes“, also die Schlepperbanden. Deren Aktivitäten setzte der Innenminister einer „fürchterlichen und extrem makabren Form eines Reisebüros“ gleich, gegen die Brüssel endlich eine umfassende Strategie entwickeln müsse.

Denn: Europa könne die Tatsache nicht länger leugnen, dass auf hoher See sehr viele Menschen sterben und die Überfahrt nach keinerlei Sicherheitsprinzipien erfolgt. Und: Bei den Menschen, die diesen riskanten Überfahrten ausgesetzt werden, ginge es „nicht um Wirtschaftsmigranten, sondern um Frauen, Männer und Kinder, die vor Krieg und Verfolgung flüchten.“

Was also ist zu tun? Kooperationen in den Herkunftsländern selbst, ein wirksamerer Schutz der Außengrenzen und vor allem eine internationale Aktion gegen die Schlepperbanden, sagt der Innenminister. Diesbezüglich will Italien während seiner EU-Präsidentschaft eine internationale Kooperation in Anlehnung an länderübergreifende Ani-Mafia-Operationen vorschlagen.

Stocker: Kein neues Flüchtlingslager in Vahrn

In Südtirol dagegen haben die Freiheitlichen in Sachen Flüchtlingsströme zumindest eine Sorge weniger: Noch vor der offiziellen Beantwortung ihrer Anfrage dementiert Landesrätin Martha Stocker via Südtiroler Tageszeitung die angeblich geplante Errichtung eines Flüchtlingslagers in Vahrn mit einem klaren Nein. „Natürlich haben wir schon überall das Maximum an Menschen hineingesteckt“, wird die Landesrätin dort zitiert. Doch grundsätzlich sei man mit dem zufrieden, was man habe. Sollten die Flüchtlingszahlen weiter steigen, stünden „wenn dann nur Container zur Überlegung“.

Bild
Profil für Benutzer Sylvia Rier
Sylvia Rier Mi., 23.07.2014 - 12:58

Was Frau Stocker sagt(e), habe ich nicht ganz verstanden, würde aber gerne: Wie ist das gemeint, "Menschen hineingesteckt" und "zufrieden"? NB: "Angelina" im Vorspann, wo Angelino gemeint ist, und "streben" in Zeile 2, Abs. 2, soll sterben heißen, oder?

Mi., 23.07.2014 - 12:58 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Mi., 23.07.2014 - 13:09

Antwort auf von Sylvia Rier

ja. bitte, bitte lest euch die dinge durch, bevor ihr auf veröffentlichen klickt. am besten gemäß dem vier-augen-prinzip. die vielen fehler sind wirklich mühsam und unwürdig. sie untergraben auch die autorität der nachricht. denn wenn bei der recherche auch so sorglos agiert wird, wie bei der sprache ...

Mi., 23.07.2014 - 13:09 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Jutta Kußtatscher
Jutta Kußtatscher Mi., 23.07.2014 - 13:49

Antwort auf von Harald Knoflach

Frau Rier und Herr Knoflach, danke vielmals auch von meiner Seite für Eure Korrekturbeiträge. Das Vier-Augen-Prinzip ist in einer zweisprachigen Redaktion, in der jeweils maximal ein/e deutsche/r und ein italienischer Redakteur/in zugleich im Turnus sind – während der aktuellen Urlaubszeit ist selbst das nicht immer garantiert –, eine interessante, aber nicht machbare Lösung. Wir wissen um das Problem, suchen nach einer Lösung, bitten Euch sowie die Community jedoch mitzumachen, als Sprach- und RechtschreibwächterInnen. Und um Nachsicht bitte für unsere tüchtige Redaktion. Danke und Grüße, Jutta Kußtatscher

Mi., 23.07.2014 - 13:49 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Sylvia Rier
Sylvia Rier Mi., 23.07.2014 - 14:15

Antwort auf von Jutta Kußtatscher

... ein direkter Link zu den jeweiligen AutorInnen wäre fürs Erste hilfreich, vielleicht?, das öffentliche "korrigieren" finde ich nicht so spannend. Im allgemeinen finde ich die Tipp- und Flüchtigkeitsfehler persönlich auch eher vernachlässigbar, solange das Verständnis nicht darunter leidet. In diesem Falle aber wollte ich tatsächlich nachfragen, wie die Frau Stocker zur Sache steht, denn ich hab's wirklich nicht verstanden, ich tu's übrigens immer noch nicht :-)

Mi., 23.07.2014 - 14:15 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Stephan Kerschbaumer
Stephan Kerschbaumer Mi., 23.07.2014 - 14:12

Das Interview von Alfano habe ich bereits gestern gelesen und, ich muss sagen, ich finde es fürchterlich.
Nicht nur, dass der Begriff "veritabler Exodus" bei bisher gerade mal 85.000 Geretteten mehr als fehl am Platz ist (in der Subsahara, sowie dem Nahen und Mittleren Osten, aus dem die Flüchtlinge meistens stammen, dürften mehrere Hundert Millionen Menschen Leben). Nein, Alfano mein auch, dass die EU mit dem Ländern, die auf den Fluchtrouten liegen, zusammenarbeiten soll. Diese 85.000, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, sollen somit in Ländern wie Lybien "abgefangen" werden, also jenem Land, in dem wiederum kriegsähnliche Zustände herrschen sowie Menschen mit dunkler Hautfarbe verfolgt werden und ständigem Rassismus ausgesetzt sind.
Einzig dieser Aussage konnte ich etwas abgewinnen konnte: "Italien ist dabei, ein System für die Aufnahme von Flüchtlingen umzusetzen, das auf staatlicher, regionaler und lokaler Eben greift." Es wäre dies das erste Mal, dass eine italienische Regierung davon abkommt der Migration mit dem Prinzip der "Notfalllogik" zu begegnen (komischerweise kritisiert Alfano die EU, weil angeblich (nur) diese anhand dieses Prinzips agierte).
Und zum Punkt "makabre Form eines Reisebüros": Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen haben ein Recht auf Schutz. Sie haben auch das Recht diesen Schutz in Europa einzufordern. Aber, dieses Recht einzufordern bedeutet auch europäischen Boden betreten zu müssen. Genau hier liegt das Problem, das Alfano nicht sehen will: Diese Menschen haben keine andere Wahl, als sich den Seelenverkäufern auszusetzen, denn einen "legalen" Weg nach Europa gibt es für sie nicht. Sie können nicht einfach ein Flugzeug betreten und nach Europa fliegen. Bereits am Flughafen würde ihnen der Zutritt verwehrt werden. Diese Situation der Ausweglosigkeit nützen Schlepper aus und verlangen horrende Preise. Zum Vergleich: Ausgestattet mit europäischem Pass kann ich am Flughafen von Tripolis einen Flug Tripolis-Rom für 200-400€ buchen (http://www.swoodoo.com/flights/TIP-ROM/2014-08-04). Flüchtlinge (ohne europäischen Pass) zahlen für denselben Weg, aber mit Boot, mindestens das Fünffache. Gilt es nicht besser hier anzusetzen? Gilt es nicht den Tausenden Flüchtlingen einen Weg nach Europa offen zu halten, der nicht jährlich tausende Menschenleben kostet?

Mi., 23.07.2014 - 14:12 Permalink