Politik | Politikerrenten

Das war schöner als im Stadion

Auflösung statt Revival am 4. März für das Forum Politikerrenten: Das Thema ist für Südtirol abgeschlossen, sagt Hansjörg Kofler.

Herr Kofler, erst vor einem Monat haben Sie gesagt: Es hat die Wutbürger in Südtirol gebraucht, und wird sie noch lange brauchen. Warum nun die Auflösung des Forums Politikerrenten?
Hansjörg Kofler: Ja, ich weiß, ich habe heute schon einige Vorwürfe bekommen, dass wir unsere Meinung zu schnell ändern. Doch mir ist vor allem bei der Vorbereitung zu unserer geplanten Demonstration am 4. März klar geworden, dass wir beim Thema Politikerrenten fast passen müssen. Wir hätten einfach nie mehr denselben Erfolg gehabt wie am 12. März 2014. Vor allem waren wir auch zu wenige. Hinter solch einer Veranstaltung steckt viel Organisation, und dafür hatten wir teils nicht mehr die Kraft und auch nicht die nötigen finanziellen Mittel. Wir sind schließlich keine Partei, wir waren ein Forum, ohne Statuten, ohne nichts.

Hat das Gespräch mit SVP-Obmann Philipp Achammer am heutigen Donnerstag Sie in dem Entschluss gefestigt?
Ja, uns ist erst heute richtig bewusst geworden, dass auch das Gesetz der Regionalregierung auf der Kippe steht. Achammer sagte uns, wir haben das zwar durchgeboxt, doch jetzt müssen wir selbst abwarten. Was uns dabei im besonderen weh tut, sind die Angriffe von Seiten der Altmandatare auf ihn und den Landeshauptmann. Hier erklären wir uns solidarisch mit der Regionalregierung, die weiter kämpft und bereits 29 Millionen Euro an Vorschüssen zurückbekommen hat. Das ist ein sehr gutes Ergebnis.

Das heißt, die Politikerrenten locken die Leute heute nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Warum sind Sie nicht auf andere Themen wie die Sanitätsreform aufgesprungen?
Diese Überlegungen haben wir natürlich auch gemacht, doch dann hätten wir unseren Namen ändern müssen. Und ich war der einzige, der dafür war, alle anderen wollten den Namen beibehalten. Damit war der Weg, auch andere Themen aufzugreifen, versperrt.

Die Bilanz dieses Jahres?
Wir haben in Südtirol, glaube ich, einen sehr großen Erfolg gehabt und die Südtiroler Bevölkerung aufgeweckt. Sie traut sich nun zu demonstrieren, wie man im Nachhinein öfters gesehen hat.

"Wir haben unseren Teil gemacht und ich hoffe, andere Leute und andere Gruppierungen macht jetzt dort weiter, wo wir aufhören."

Das heißt, ohne Forum wären beispielsweise auch die Sterzinger nicht so massiv vor ihrem Krankenhaus aufmarschiert?
Ich glaube schon, dass wir dazu einen wichtigen Impuls gegeben haben. Das höre ich auch immer wieder aus Gesprächen heraus, dass die Leute sich jetzt auch dank uns zu demonstrieren trauen. Man hat realisiert, dass man auch ohne den Deckmantel der Gewerkschaften und der ewiggleichen Schreier auf die Straße gehen kann. Denn dafür sind die Südtiroler nicht links genug, wenn ich das so sagen darf.

Die zehn Forderungen, die das Forum gestellt hat, wurden aber bei weitem nicht alle erfüllt. Enttäuschend?
Man muss sehen, dass sich immerhin einiges geändert hat. Das Gesetz wurde geändert, Gottfried Tappeiner ist zurückgetreten. Wir haben dem SVP-Parteiobmann heute noch einmal unsere Forderungen übergeben und sie mit ihm diskutiert. Zum Beispiel eine Reduzierung auf nur mehr 20 Landtagsabgeordnete. Er hat solche Forderungen schon nachvollziehen können, aber gemeint, zuerst muss man das halt einmal auf Gemeindeebene durchziehen, vor allem in Bozen. Man muss eben im Kleinen anfangen, es geht nicht immer alles auf einmal, aber ich denke, wir waren auf dem richtigen Weg. Wir haben unseren Teil gemacht und ich hoffe, andere Leute und andere Gruppierungen macht jetzt dort weiter, wo wir aufhören.

Keine Reue also über das Ende des Forums?
Ich persönlich habe die Kraft einfach nicht mehr. Und wir sind keine politische Bewegung und wollten nie eine werden. Der eine war Volksparteiler, der andere von den Freiheitlichen, ich selbst war bei der Lega politisch tätig. Dieses Thema hat uns zusammengeschweißt, wir haben Erfolg gehabt, doch jetzt haben wir gesehen, dass wir aufhören müssen. Denn ich glaube, das Thema Politikerrenten ist für Südtirol abgeschlossen. Und wenn wir im März nur mehr zu zehnt auf der Bühne gestanden wären, wäre alles wieder futsch gewesen.

Was macht Hansjörg Kofler nach dem Forum Politikerrenten?
Ich werde die Politik sicher weiterverfolgen, doch selber möchte ich nicht mehr politisch aktiv werden, auch bei den Gemeinderatswahlen mache ich sicher nichts.

Was nehmen Sie für sich persönlich mit von der Erfahrung?
Die tollste Erfahrung war einfach, dass das Südtiroler Volk aufgewacht ist. Dass es sich traut, gegen die eigenen Politiker aufzustehen,  ob Regierung oder Opposition, ob links, rechts oder Mitte.  Noch heute halten mich oft noch Menschen auf der Straße an, und sagen:  Sie waren das damals am Landhausplatz, Kompliment! Das war schöner als im Stadion.