Politik | Meran

Der Ton macht die Musik

Weil Paul Rösch der Umgangston einiger seiner politischen Widersacher nicht gefällt, hat er auf der jüngsten Gemeinderatssitzung mehr Respekt angemahnt.

Paul Rösch war stets stolz gewesen, auf den frischen Wind, der mit ihm ins Meraner Rathaus Einzug gehalten hat. “Es herrscht ein ganz anderes Klima, der Umgangston auf den Gängen und in den Gemeindestuben ist viel freundlicher geworden”, hatte der Meraner Bürgermeister Anfang des Jahres noch erfreut berichtet. Auch die Zusammenarbeit mit der Opposition im Gemeinderat gestaltet sich anders als man es vor Röschs Wahl gewohnt war. Zuerst übernehmen mit Francesca Schir und David Augscheller zwei Oppositionsvertreter die Ämter der Gemeinderatspräsidentin und deren Vize. Dann nimmt die Mehrheit nach und nach immer wieder Anträge aus den Oppositionsreihen an. Und zuletzt erreichen den Bürgermeister gar einige Glückwünsche vonseiten politischer Gegner zu seinem ersten Regierungsjahr.

Doch ganz so harmonisch wie das Bild wirkt, ist es beileibe nicht. “Leider kann ich derzeit zumindest Teilen der Opposition keine Glückwünsche für ihre Arbeit im ersten Jahr zurückgeben”, verkündet Rösch am Mittwoch. Namen nennt er keine. Doch es ist offensichtlich, wen Rösch meint. Seit sie bei der Regierungsbildung nach den Wahlen im Mai 2015 leer ausgegangen war, versucht die Lista Civica alles Mögliche, um dem Bürgermeister das Leben schwer zu machen. Und geht dabei nicht immer zimperlich vor. Nach ihrer jüngsten Aktion ist Paul Rösch der Kragen geplatzt.


Das Blatt des Anstoßes

Anlässlich Röschs erstem Regierungsjahr hat sich die Lista Civica etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie hat eine kleine Zeitschrift drucken lassen – “Il Protagonista”. Ironisch gratuliert die Civica darin dem Bürgermeister und listet in teilweise gehässigem Ton Versäumnisse und Fehler auf, die sich Rösch ihrer Meinung nach seit seinem Amtsantritt geleistet hat. Vorgestellt wurde das Blatt am 27. Mai, und anschließend an die Meraner Haushalte verteilt. Als Paul Rösch das Papier in die Hände bekommt, wirft er einen kurzen Blick drauf. Und schmeißt es in den Müll. Kurz darauf verfasst er eine Stellungnahme, die er an die Medien verschickt. Darin macht er seinem Ärger Luft. Unter anderem schreibt er: “Natürlich ist es Aufgabe der Opposition, Kritik zu üben. Aber wie kann man Kritik ernst nehmen, wenn sie vermischt ist mit Lügen, Halbwahrheiten und Beleidigungen? Wenn sie nicht konstruktiv ist, sondern nur Sand ins Getriebe streuen will?”

Die Zeitschrift, die in italienischer und deutscher Sprache an die Meraner Haushalte verteilt wurde.


Opposition ja, aber bitte anders

Die Schmähschrift der Civica hat das Fass für Rösch zum Überlaufen gebracht. Daher nutzt er eine weitere Gelegenheit, um einen respektvollen Umgang in der Politik anzumahnen. Schließlich war er im Mai vorigen Jahres auch mit dem Ziel angetreten, die politische Kultur in der Passerstadt zu verändern. Während der Gemeinderatssitzung am gestrigen Mittwoch (29. Juni) ergreift der Bürgermeister das Wort und wendet sich direkt an die Gemeinderäte, anwesende Vertreter der Civica inklusive. Eindringlich und mahnend spricht Rösch: “Wir müssen uns im Klaren darüber sein, welche Konsequenzen das mit sich bringt wenn Politik auf diese Weise betrieben wird. Erstens geht niemand mehr in die Politik und vor allem nicht die besten Köpfe, die zurecht sagen, warum soll ich mich für die Arbeit, die ich mache, auch noch persönlich angreifen und beleidigen lassen? Und zweitens gehen, und das ist noch tragischer, die Leute nicht mehr zur Wahl, weil sie durch diese Schmutzkampagne jeglichen Respekt vor den Politikern verlieren. Ich muss nicht mit allen, die politisch aktiv sind, einer Meinung sein. Aber eine bestimmte Grundlage an Respekt im Umgang miteinander sollte vorhanden sein. Es handelt sich immer noch um eine Arbeit für uns alle und für die Gemeinschaft.”

Niemandem würde einfallen, jemanden für seine Arbeit bei der Feuerwehr oder der Bergrettung zu beschimpfen.
(Paul Rösch)

Nichtsdestotrotz, Bürgermeister Rösch will die Zusammenarbeit mit der Opposition im Gemeinderat fortführen: “Wir sind offen und gesprächsbereit, wenn jemand konstruktiv mitarbeiten will und Ideen und Vorschläge an uns heranträgt. So stelle ich mir die politische Arbeit für die Stadt Meran und ihre Bürgerinnen und Bürger vor.”