Politik | Busbahnhof

"Mehr als 300 Millionen Euro stehen bereit"

Überraschte Kaufleute, ein siegessicherer Heinz Peter Hager und ein zielgerichteter Virgl-Beauftragter: Reaktionen zur Entscheidung in Sachen Busbahnhofsareal.

Die Entscheidung der Dienstellenkonferenz ist gefallen – und vor allem angesichts des Ausschlusses der lokalen Unternehmergruppe Erlebniskaufhaus von der Neugestaltung des Bozner Busbahnhofsareals bleiben die Reaktionen nicht aus.

Naturgemäß wenig enthusiastisch der hds – Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol, der sich stets kritisch gegenüber dem Benko-Projekt geäußert hatte. „Es überrascht, dass laut vorliegenden Unterlagen nur ein Projekt in allen fünf vorgesehenen Kriterien die Mindestpunktzahl erreicht hat und dass somit das Projekt der lokalen Unternehmergruppe gar nicht zum Wettbewerb zugelassen wurde“, sagen hds-Präsident Walter Amort und Vizepräsident Dado Duzzi. Nun gelte es genau den Weg und die Kriterien zu überprüfen, die zu dieser Entscheidung geführt haben und ob ein fairer Wettbewerb garantiert wurde. Zudem müsse man abwarten, ob Rekurse eingelegt werden und welche Wirkung diese erzielen.

Im Freudentaumel dagegen Benkos Statthalter Heinz Peter Hager, der Gemeinde und Land ein sehr transparentes und professionelles Bewertungsverfahren bescheinigt. Nun werde man bei KHB und SIGNA zügig weiterarbeiten, damit Bozen so rasch wie möglich aufblüht. „Dieses zentrale Stadtviertel rund um den Busbahnhof wird damit ein völlig neues Gesicht erhalten: Mit wichtigen Infrastrukturen zur Verkehrsberuhigung, qualitativen Grünflächen, einem modernen City-Hotel und Gastronomiebetrieben, schönen Wohnungen und Büroräumen sowie einem attraktiven Kaufhaus, das dem Innenstadthandel neue positive Impulse bringen wird“, so Hager.

"Schlechter Verlierer"

Mit mehr als 300 Mio. Euro stelle das Projekt "die vielleicht größte rein privat finanzierte Investition dar, die in Südtirol je getätigt worden ist" – auch was die Errichtung neuer  öffentlicher Infrastrukturen und die Schaffung von ca. 1.000 neuen Arbeitsplätzen betrifft, meint der Bozner Wirtschaftsberater. Um möglichst viel Wertschöpfung in Südtirol zu generieren,  soll es laut Hager bereits in Kürze ein Treffen mit der gesamten Südtiroler Bauwirtschaft geben, um mit ihnen die Modalitäten zur Auftragsvergabe und -abwicklung zu besprechen. Auch die Südtiroler Kaufleute und Handelstreibenden sollen detailliert über ihre Möglichkeiten und Chancen im Kaufhaus Bozen informiert werden. „Wir haben schon jetzt Dutzende Vormerkungen von Kaufleuten, die gern ihre Geschäfte im neuen Kaufhaus eröffnen möchten.“

Ähnlich freudig der Pro-Benko-Verein „Zukunft Bozen – Bolzano Domani“, der mittlerweile  laut eigenen Angaben gut 1500 Mitglieder hat: Diese Entscheidung der Dienststellenkonferenz hat gezeigt, dass Bozen die Kraft zur Erneuerung hat und sie auch zu nützen weiß“, schreibt Präsidentin Anna Pitarelli im Namen des Vorstands.  Sie spart auch nicht mit einem Seitenhieb auf die Erlebnishaus Gruppe, die sich bereits vor dieser Entscheidung als „schlechte Verlierer“ erwiesen hat: „Der Rekurs hat bestätigt, worauf uns viele Menschen immer wieder angesprochen haben: Dass es ihnen nur ums Verhindern geht, um ihre eigenen Privatinteressen statt um eine positive Entwicklung für die Landeshauptstadt“, so Pitarelli.

"Nun haben die BürgerInnen das Wort"

Positiv auch der Bozner Gemeinderat und Virgl-Beuaftragte Rudi Benedikter: „Ich begrüße die Entscheidung der Techniker“, schreibt er. Das letzte Wort hätte nun aber die Politik. Denn im Jänner wird der Bozner Gemeinderat entscheiden, ob die Stadt Benkos Siegerprojekt tatsächlich will. Rudi Benedikter wird in jedem Fall dafür kämpfen, dass im Rahmen der ,Programmatischen Vereinbarung’ auch die Virgl-Seilbahn in die Ausführungsprojekte eingebaut wird. Benko hat sich bekanntlich Vorkaufsrechte für Grundstücke am Virgl gesichert. Die mögliche Verbindung auf den Bozner Hausberg wurde in dieser Phase jedoch aus dem Projekt ausgenommen.

Benedikter unterstreicht aber auch, dass nach den Technikern nun die BürgerInnen das Wort haben. Laut dem Procedere, das vom Raumordnungsgesetz vorgegeben wird, steht nun binnnen Jahresende eine öffentliche Vorstellung der Projekte an. Diese  Bürgerversammlung soll auch der Orientierung für die definitive Beschlussfassung durch den Gemeinderat dienen, dessen Debatte im Jänner 2015 beginnen wird.  Noch davor wird auch die Landesregierung einen defintiven Beschluss zum Projekt fällen. Dieser präjudiziert die Entscheidung des Gemeinderats rechtlich aber nicht, betont der Bozner Gemeinderat.