Umwelt | Direktverbindung Lienz-Innsbruck

Lästiger Korridorzug

Ab September sollen keine Korridorzüge mehr durchs Pustertal fahren. Proteste quer durchs Land – auf österreichischer und italienischer Seite.
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Foto: Salto.bz

Wenn die Last nur mehr lästig ist, alt und schon fast eingerostet, wird sie irgendwann über Bord geworfen. So geht es derzeit dem Projekt „Korridorzug Lienz-Innsbruck“, eine wesentliche Verbindung für die Bevölkerung von Osttirol, dem Pustertal und Nordtirol. Ab Dezember 2013 soll der Zug eingestellt werden. Hanspeter Niederkofler von den Brunecker Grünen bemängelt: „Zu lange waren die Landesverwaltungen von Bozen, Ost- Und Nordtirol untätig. Mehr Interesse an der Sache hätte im Laufe der Jahre wohl etwas bessere Lösungen ermöglicht.“

Wer will zahlen?

Tirols Ex-Verkehrslandesrat Anton Steixner beabsichtigte schon im April 2012 die Zugverbindung Innsbruck-Lienz zu streichen. Der Grund: der „Korridorzug“ sei zu teuer, eine Busverbindung weit günstiger. Südtirol wolle sich außerdem an den Kosten nicht beteiligen, kommentierte damals Steixner und meinte „Es entsteht die kuriose Situation, dass wir etwas zur Gänze bezahlen, von dem Südtirol maßgeblich profitiert.“

Die Liste Fritz vom Bürgerforum Tirol besteht auf den Erhalt der Linie, Sprecher Markus Sint ist überzeugt: „Was sich vor der Landtagswahl abgezeichnet hat, soll jetzt durchgezogen werden, nämlich die Verbindung zu streichen. Vor der Wahl hab ich von allen kandidierenden Parteien ein Bekenntnis für die Zug-Direktverbindung eingefordert. Niemand wollte sich festlegen“, so Sint. Die ewig ins Feld gebrachten Kosteneinsparungen lässt die Lienzer SP-Bürgermeisterin, Elisabeth Blanik, nicht gelten und zieht Bilanz: „Zurzeit zahlt das Land Tirol für den Direktzug 2,5 Millionen Euro. Wenn der Südtiroler Stundentakt zwischen Lienz und Franzensfeste verkehrt, kostet dies das Land ab dem zweiten Jahr 3,4 Millionen Euro. Und der Bus kommt da noch dazu“, rechnet die Landtagsabgeordnete vor.

Keine Reisequalität – keine Gespräche

Dass die Würfel jetzt anscheinend gefallen sind, bemängelt Niederkofler sehr. Der Busverkehr, der als Ersatz angeboten wird, mag schneller sein als die derzeitigen Zugverbindungen, „aber eine über zweistündige Busfahrt wird auch bei modernstem Standard von den meisten Fahrgästen nicht als gleichwertige Alternative empfunden. Außerdem kann man dieses Angebot in Südtirol kaum nutzen.“ Solidarität auch von der Jungen Generation in der SVP, die von „Katastrophe“ fürs Tal sprechen. Bezirksjugendreferent Hans Christian Oberarzbacher ist überzeugt: „Die Verbindung ist von enormer Wichtigkeit, nicht nur für Osttiroler und Pusterer, ob Jung oder Alt, ob Student oder Berufstätige, für alle.“

Die Liste Fritz hatte am 20. Juni im Tiroler Landtag schriftlich angefragt, wie es nun weitergehe, mit der Linie. Der Antrag wurde abgelehnt. Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe begründete dies unter anderem damit, dass im Papier das Wort „Korridorzug“ steht, und das sei nicht richtig, schreibt die Tiroler Tageszeitung. Es müsse „Direktzug“ heißen.

Pius Leitner von den Südtiroler Freiheitlichen hatte am selben Tage eine Anfrage im hiesigen Landtag gestellt. Betreff: Korridorzug Lienz - Innsbruck: Aus für immer? „Die Antwort hab ich vor zwei Tagen erhalten“, sagt Leitner. Der Korridorzug sei dem Studentakt im Weg, die Zeiten passen nicht, das Aus sei besieglt, so die Antwort. Leitner meint: „Ich kann nur sagen, dass wenn der Wille da wäre, dann hätte man sicher besser koordinieren können. Das Land zahlt 160.000 Euro für diese Verbindung, da sieht man schon, dass es ihnen nicht wichtig ist, aktiv zu werden.“ Einen besseren Schulterschluss hätte sich Leitner zudem erwartet: „Die Lienzer Bürgermeisterin wurde von den Südtirolern im Regen stehen gelassen, das hat alles andere als optimal funktioniert.“ Elisabeth Blanik ist verärgt, "Südtirol kauft neue Flirt-Züge und baut in Vierschach einen Bahnhof um 3,5 Millionen Euro." Dafür reicht das Geld.