Wirtschaft | Arbeitsmarkt Südtirol

Jugendarbeitslosigkeit ist nicht das Hauptproblem

12 % beträgt die Quote der arbeitslosen bzw. arbeitssuchenden Jugendlichen in Südtirol. Die Lage ist nicht besorgniserregend, sagt Werner Pramstrahler vom AFI.
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Das Thema Jugendarbeitslosigkeit ist eines der wichtigen Themen derzeit, zu alarmierend sind die Zahlen in Europa und zu schwer wiegt die Tatsache, dass eine Jugend ohne Perspektive heranwächst. Südtirol liegt mit seinen 11,6% noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 22,8%, allerdings liegt sie über dem Wert des Bundeslandes Tirol (5,9%) und unter jenem des Trentino (20,5%).

Es kommt aber darauf an, wie die Zahlen zu verstehen sind, und hier entdramatisiert der Sozialwissenschaftler Werner Pramstrahler vom AFI, dem Arbeitsförderungsinstitut: „Wenn wir von 12% reden, dann heißt das nicht, dass 12 von 100 Jugendlichen arbeitslos sind, sondern dass zwei oder drei davon betroffen sind.“ Zu zählen sind nämlich jene Jugendliche, die effektiv auf Arbeitssuche sind, und das sind etwa 30 Prozent der gesamten jugendlichen Bevölkerung Südtirols zwischen 15 und 24 Jahren. Es gelte, den Maßstab der Erwerbstätigkeit anzuwenden, und der ist bei den Erwachsenen naturgemäß höher, bei den jungen Menschen niedriger. So waren, um eine absolute Zahl zu nennen, im Jahr 2012 genau 942 Jugendliche nach der offiziellen Arbeitsmarktstatistik ohne Job.

Interpretation der Zahlen

Dass diese Zahl in den letzten Jahren stetig anwuchs, bestätigt Werner Pramstrahler, noch im Jahr 2007 waren 610 Südtiroler Jugendliche ohne Arbeit; die allgemeine Wirtschaftskrise zeige hier deutlich ihre Wirkung. Unternehmen geben weniger Praktikumsplätze aus, die Ausbildungswege werden länger und schwieriger, der öffentliche Dienst ist Sperrzone wegen seines Aufnahmestopps. All dies sind Faktoren, die es jungen Leuten nicht einfacher machen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten.

Altenarbeitslosigkeit

Doch zugute kommt den Jungen ihre Flexibilität und ihre Mobilität, meint Werrner Pramstrahler und wirft eine Zahl auf den Tisch, die den besorgten Blick auf eine ganz anderer Kategorie Arbeitsloser lenkt. Die Über-55-Jährigen. „Hier gibt es meiner persönlichen Einschätzung nach einen dramatischen Anstieg, der auch weiterhin anhalten wird,“ meint der Sozialwissenschaftler. Noch 2007 gab es an die 1.000 ältere Arbeitssuchende in Südtirol, derzeit (Daten von 2012) sind bereits 2.345 arbeitslos.

„Hier muss man endlich hinschauen,“ sagt Werner Pramstrahler, „denn hier entsteht ein ernsthaftes Problem.“ Weniger Mobilität, mehr Vorbehalte vonseiten der Unternehmen in der Aufnahme von älteren Arbeitssuchenden, gewisse Gehaltsvorstellungen von denen man als erfahrener Arbeitnehmer nicht abweichen kann oder will, all das sind Barrieren auf dem Weg zu neuen Arbeitsplätzen. Hat man als 55-Jährige/r erstmal seine Arbeit verloren, wird ein Neufanfang schwierig.

„Allerdings werden wir mehr über die Altersarbeitslosigkeit wissen, sobald die genauen Daten der Volkszählung ausgewertet sind,“ sagt Pramstrahler. Welchen Einfluss etwa der Bildungsgrad hat bei der Suche nach Arbeit.