Politik | Aus dem Blog von: Benno Kusstatscher

Ausgeträumt

Cortina hatte sich bei der FIS für die Schiweltmeisterschaften 2019 beworben. Doch Åre, der Schwedische Skiort irgendwo zwischen Östersund und Trondheim wurde vorgezogen.

Wie es sich gehört, hat sich Cortina professionell mit Komitee, schicker Webseite und viel Raubauz in Barcelona bei der FIS beworben. Cortina? «Se vince Cortina, vince il Veneto» gab sich Ventiens Präsident Luca Zaia landesväterlich. Sprach’s und begleitete die Cortineser Delegation höchstpersönlich nach Barcelona, wo die FIS zur Entscheidung tagte.

«Non mancherà di produrre celermente i provvedimenti necessari ed utili alla realizzazione di tutte le iniziative ed opere che, direttamente od indirettamente, interesseranno i Mondiali di sci del 2019.  Forza Cortina!» ergänzte sein Vice Matteo Toskani, meinte damit bestimmt nicht die Alemagna und fuhr gleich mit.

Zwei Leghisti als Marketenderinnen ausgerechnet in Barcelona, wo noch vor wenigen Monaten mit «Roberto Maroni is not welcome in Catalonia» laut durch die Presse ging, was man in Katalonien von den Italienischen Leghisti hält.

Natürlich war auch Cortinas verbannter Ex-Bürgermeister Andrea Franceschi mit von der Partie. In Zivil sozusagen, nachdem er neben dem Bürgermeisteramt auch die Präsidentschaft des Komitees niederlegen hatte müssen.

Last but not least, war der große Mann im Staat, Graziano Delrio, der Star der Delegation. Das «Se vince Cortina, vince Renzi» solle er angeblich nicht laut ausgesprochen haben, wissend, dass in Cortina und Umbegebung seine früheren Sprüche wie «Non sarete mai come Trento e Bolzano» weder vergessen, noch ansatzweise verziehen sind.

Und so hat trotz des letzten Aufgebots Cortina das Rennen wieder einmal nicht gemacht und tröstet sich staatsmännisch:  «Cortina ha saputo raccogliere attorno a sè l'appoggio entusiasta ed incondizionato di ogni livello istituzionale: una dimostrazione di sistema-Paese che raramente l'Italia ha visto e del quale è giusto andare, comunque, orgogliosi».

Na, mit solchem Staatsstolz schleimt sich Ampëz in die Herzen wohl nur eines Bruchteils von uns Südtirolern, denen es sich seit dem Referendum 2007 offiziell zugehörig fühlen möchte.

«La vittoria di Are, che già aveva ottenuto i Mondiali nel 2007 e che non farà altro che riutilizzare strutture e know how preesistenti, sconfessa platealmente questo principio - accusano i cortinesi -. Non hanno voluto dare a Cortina una prospettiva di crescita ma hanno voluto regalare ad Are la possibilità di fare business.»

Bei so viel Ungerechtigkeit auf Erden möchte ich auch meinen Trost spenden und an den von der Cipra ausformulierten Gedanken erinnern, dass unsere Alpen Großveranstaltungen wie Olympia oder Weltmeisterschaften eigentlich gar nicht mehr nötig haben. 

Cortina, wir haben dich auch ohne WM ganz toll lieb, vielleicht sogar ein bissel lieber.