Bühne | Tanz

40 und nicht müde

Tanz Bozen wird heuer einen Achammer, oder einen Gennacaro alt, wie die beiden Vertreter der (Kultur-)Politik 40. Das Programm und dessen Vorstellung werden zum Fest.
Bolzano Danza Tanz Bozen 40 Programmvorstellung
Foto: Andrea Macchia
  • Über großen Anklang und Aufmerksamkeit seitens von Medienvertretern und Politik durften sich heute die Organisatoren von Tanz Bozen freuen, als heute im Glashaus des Parkhotel Laurin das Programm der Jubiläumsausgabe vom vorgestellt wurde. Das dürfte mit der runden Zahl, aber auch mit dem Abschied nach mehr als zehn Jahren vom Künstlerischen Leiter, Emanuele Masi zu tun haben. Mit Superlativen und Festworten stimmte man sich schon einmal auf eine Saison ein, die für Masi eine weitläufige ist und sowohl ein dreijähriges Projekt abschließt, als auch weiter zurückblicken und Neues bieten soll.

    Masi unterstützen auf der Bühne, neben bereits genannten Politikern auch Stadträtin Chiara Rabini, die wie ihre Kollegen knapp blieb, auch Paul Gasser (Präsident der Stiftung Haydn von Bozen und Trient), Karin Larcher (Stellvertretende Vorsitzende des Südtiroler Kulturinstituts), Monica Loss (Generaldirektorin der Stiftung Haydn von Bozen und Trient) und Sharon Booth (Künstlerische Leitung Workshops Tanz Bozen, Südtiroler Kulturinstitut). Nachdem die Politiker festgestellt hatten, dass es sich beim Jahr 1985 um einen guten Jahrgang gehandelt haben müsse, übernahm Booth als erste die Vorstellung ihres Arbeitsbereichs und stellte das bislang wohl weitläufigste Kursprogramm für Tänzerinnen und Tänzer jeden Alters und jedes Erfahrungsniveaus vor.

  • Visuelle Identität: Auch heuer wieder ein Hingucker ist die visuelle Identität des augenscheinlich junggebliebenen Festivals. In Anlehnung an die Motive der beiden Vorjahres-Ausgaben zu „Tieren“ und „Pflanzen“ sieht man heuer eine Synthese in „Mineralien“. Foto: Bolzano Danza

    25 Dozent:innen werden in 75 Kursen, begleitet meist von sechs Live-Musikern, in ihre Bewegungswelten einführen. Im üppigen Zwei-Wochen-Plan finden unter anderem Contemporary, Latin Jazz, Afro Caribbean, Repertoire-Kurse, Bollywood, Pilates, Yoga und Gyrokinesis Platz und, bei den Repertoire-Kursen für Fortgeschrittene neu, erstmals auch ein Kurs zum Material von Michael Jackson. Auch aus dem Workshop-Programm hervorgehen soll ein Jubiläumsabend zum 40er des Festivals, der für den 20. Juli, 19 Uhr im Waltherhaus geplant ist. Bei der Jumboausgabe von Danceworks sollen zahlreiche Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Kurse gemeinsam mit Gastauftritten der Lehrer und Sharon Booth selbst auf der Bühne stehen und das Fest bereiten.

    Aber auch um die Kraft der Ruhe weiß man, so dass es zur post-pandemischen Wiederaufnahme von Rachid Ouramdanes „Eden“ kommen soll. Das Stück für einen Tänzer oder eine Tänzerin und einen Zuseher oder eine Zuseherin, das nach seiner Premiere 2020 in Bozen große Aufmerksamkeit erhielt soll in diesem Jahr „mit einem vollem Parket aufgeführt werden“, wenngleich es - für Annie Hanauer - ein Solostück bleibt. Termin am 13. Juli.

    Für ein weiteres, anders gewichtetes Solotanzstück stellt Choreograph Olivier Dubois in „For God only - Sacre 3“ die Solistin und ehemalige Étoile des Ballet de l’Opéra de Paris Marie-Agnès Gillot dem Haydn-Orchester gegenüber. Die Besonderheit: Zum ersten Mal kommt der, seitens des Festivals bei Dubois in Auftrag gegebene dritte Teil seiner Untersuchung zu Strawinskys „sacre du printemps“ mit einer vollen Orchesterbesetzung, also mit 95 Musikerinnen und Musikern (Dirigent: Timothy Redmond) zur Aufführung. Da wundert es wenig, dass am 23. Juli nur eine Tänzerin auf der Bühne des Stadttheaters Platz finden wird.

  • Elements (Earth): Die Stammpartner der Gauthier Dance Kompanie dürfen auch heuer wieder nicht fehlen. Mit ihrem viergeteilten Stück „Elements“ haben sie die Ehre das Festival am 12. Juli mit einer Italienpremiere zu eröffnen. Foto: Jeanette Bak

    Für sein letztes Jahr will der Künstlerische Leiter Masi auch an der vorsichtigen Expansion von Bolzano Danza festhalten, das sich zusehends auch außerhalb der Mauern des Stadttheaters bewegt, wie bald etwa zwischen den Mauern des Herzogsparks, wo neben den Talferwiesen und der Seiser Alm Didier Thérons „Sacre Studies“ zur Aufführung kommen sollen. Das 20 Minuten-Stück wurde für die Städtische Schauspielschule Paolo Grassi in Mailand entwickelt und sieht sieben Künstlerinnen und Künstler in mit Luft gefüllte Latexkostüme schlüpfen, die mit Sicherheit die Blicke von Passanten und Passantinnen einfangen werden. Durch die Wahl des Aufführungsortes Herzogspark für das von Tanz Bozen unterstützte Projekt, willman aber auch zurück in die Vergangenheit reisen, da hier, auf einer eigens aufgebauten Bühne, vor 40 Jahren Tanz Bozen seinen Auftakt feierte.

    Einen Blick in die Vergangenheit wagt auch der junge Leiferer Kulturverein lasecondaluna, dem die ehrenvolle Aufgabe zu Teil wird, eine Rückschau in Ausstellungsform vorzunehmen, die Margherita Cestari kuratieren und die bereits am 3. Juli in der Bozner Stadtgalerie eröffnen wird. Wem das auch noch zu langedauert und wer schnell ist, der kann sich vielleicht noch einen Restplatz für die Zusammenarbeit von Tanz Bozen und Museion diese Woche sichern: Am Donnerstag kann, wer sich online voranmeldet, den ersten Teil von „Duel“, einem 2014 aus der Begegnung von Abbondanza und Bertoni mit dem Südtiroler Bildhauer Adolf Vallazza hervorgegangenen Stück von Gauthier Dance sehen. „Adam und Eva“, so der Titel des Werks, wird sich rund um drei der anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers (am kommenden 22. September) in der Passage des Museion ausgestellten Totems abspielen.

    Zur brennenden Frage des Moments, wer das Festival ab dem nächsten Jahr künstlerisch leiten solle, gab Haydn-Stiftungs-Präsident Paul Gasser gegen Ende der Präsentation nicht Auskunft, gewährte aber zumindest Aussicht. Emanuele Masi freute sich derweil auf ein weitläufiges Festivalprogramm, das es auch wieder ans interessierte Publikum - von außerhalb und innerhalb der Grenzen der Region angereist - zu vermitteln gelte. Während sich bei den Vormerkungen für das Kursangebot bereits gute Nachfrage abzeichne, so beginnt der Kartenvorverkauf für die Vorführungen in exakt einer Woche, ab dem 14. Mai. Genug Zeit, um noch einmal im (Online-)Programm zu schmökern. Gasser betonte dabei, man sei gerade dabei, die verschiedenen Bewerbungen zu sichten und wolle seine Entscheidung, wenn möglich, noch vor Ende der diesjährigen Ausgabe (12. bis 27. Juli) bekanntgeben. Leicht werden die „Tanzschuhe“ Masis nicht zu füllen sein.