Umwelt | Online-Petition

Avaaz: Egon F. und der Flughafen

Warum entschließt sich ein einzelner Bürger im Internet gegen ein Projekt wie den Bozner Flughafen mobil zu machen? Egon Federspieler gibt Antworten.

In der Petition zur Schließung des Bozner Flughafens auf der Online-Plattform Avaaz scheint er als Egon F., Italia auf. Im wirklichen Leben heißt er Egon Federspieler, ist 43 Jahre alt und arbeitet im Sportmanagement. „Wir sind international aufgestellt und betreuen Fußballspieler und andere Sportler“, sagt er.  Sonstige Eigenschaften: Parteilos, wenn auch früher mal bei den Freiheitlichen aktiv, in keinen Verein tätig, und nicht in Leifers oder St. Jakob, sondern in Brixen wohnhaft.

Was also treibt einen Brixner Sportmanager dazu im Internet gegen Bozner Flughafen mobil zu machen? „Ich war einfach immer schon ein Flughafengegner“, sagt Federspieler. „Das heißt, von mir aus kann es auch einen Flughafen geben, aber dann sollen ihn die Leute, die dieses Spielzeug haben wollen, aus ihrer Tasche zahlen“. Steuergelder dürften dagegen in der heutigen Zeit für ein solches Projekt nicht mehr hinaus geworfen werden. „Denn ich kenne genügend Familien, die mittlerweile am Knochen nagen.“ 

Die Idee, im Internet gegen den Flughafen aktiv zu werden, sei ihm gekommen, als er auf Avaaz die Petition gegen Pestizide gesehen habe. Als der Flughafen dann Mitte Oktober erneut Thema in den Medien wurde, schritt Federspieler zur Tat. „Denn ängstlicher Mensch bin ich keiner“. Als wesentlich ängstlicher hätte der dagegen seine Mitbürger eingeschätzt. „Ich hätte, nicht gedacht, dass innerhalb so kurzer Zeit so viele Südtiroler  unterschreiben“, meint er. Knapp 2200 Unterschriften waren es seit dem Posting der Petition am 21. Oktober. Die meisten kommen aus Italien oder Südtirol, viele sind auch Auslandssüdtiroler, sagt der Brixner.

Inflationäre Entwicklung

Im Vergleich zu den 36.000 bzw. 28.000 Unterschriften, die in der Vergangenheit für die Volksabstimmung gegen den Bozner Flughafen gesammelt wurden, wirken diese Zahlen zwar bescheiden. Vor allem wenn man bedenkt, mit wie viel mehr Mühe das Sammeln beglaubigter Unterschriften verbunden sein, meint der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur und Umweltschutz Andreas Riedl. Prinzipiell hegt auch er jedoch Sympathien für die neuen Initiativen, die es nun auch einzelnen Bürgern möglich macht über das Internet zu mobilisieren und zu informieren. Dass im speziellen Fall die Forderung mit einer (nicht möglichen) Schließung der staatlichen Struktur Flughafen „vielleicht nicht ganz überlegt formuliert wurde“, ist laut Riedl eine Feinheit.  Seine größte Befürchtung ist vielmehr, dass angesichts der inflationären Entwicklung solcher Petitionen deren Wirkung ähnlich gering ausfallen könnte wie der Aufwand des Unterzeichnens.

Um dies zu vermeiden, hat sich Egon Federspieler schon vorab einen  Schlachtplan zurecht gelegt. Noch bis Jahresende will er die Petition im Netz lassen. Seine Hoffnung? Bis dahin zumindest in die Nähe der 10.000er-Grenze zu kommen. Damit die Initiative auch politisch wahrgenommen wird, hat er über Facebook – bewusst erst nach den Landtagswahlen – alle politischen Parteien angeschrieben und sie aufgefordert, ebenfalls zu unterzeichnen. Teils erhielt er darauf höfliche, teils auch dankbare Reaktionen. „Zumindest geantwortet haben bisher alle – bis auf PD und SVP“, sagt er.

Schlachtplan bis 2014

Falls die voraussichtlichen Regierungsparteien auch nach Ende der Petition nicht reagieren, überlegt sich der frischgeborene Internet-Aktivist bereits die nächsten Schritte. Denn im neuen Jahr will Federspieler zuerst einmal allen Parteien die gesammelten Unterschriften zukommen lassen. „Wenn das allein nichts hilft, werde ich eine kleine Masse von Leuten in Richtung Landtag bewegen, damit wir die Unterschriften den Parteien oder dem künftigen Landeshauptmann persönlich übergeben“, kündigt er an. Immerhin würden hinter den meisten dieser Unterschriften Familien, also im Durchschnitt rund drei Menschen stehen. „Das heißt, eine respektable Anti-Flughafen-Gruppe sind wir schon jetzt.“ An der Spitze dieser möglichen Delegation müsse dann keineswegs mehr er selbst stehen. „Doch einer muss einfach den Anfang setzen.“