Gesellschaft | Deutsche Schule

Im Sinne des Artikels 19

Es ist beschlossene Sache: ab Herbst gibt es freiwilligen Sachfachunterricht in den 4. und 5. Oberschulklassen. „Ein Weg zu mehr Sprachkompetenz der Jugendlichen - aber ein Piloprojekt“, betont die Landesrätin.
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Foto: STF

Ein Paukenschlag für die Deutsche Schule oder einfach ein Baustein im Spracherwerb? Sabina Kasslatter Mur will realistisch bleiben. „Der Beschluss, ist Teil eines Gesamtpaketes. Ein Baustein, nicht mehr und nicht weniger.“ Am Montag, 8. Juli, einstimmig von der Südtiroler Landesregierung beschlossen, wird ab Herbst in den 4. und 5. Oberschulklassen versuchsweise und für ein Semster Sachunterricht in der Zweit- und in einer Fremdsprache erteilt. Zum einen. Zum anderen stellt die Landesregierung den deutschen Schulen in Südtirol frei, innerhalb klar festgelegter Richtlinien ab der 1. Klasse Grundschule Sprachprojekte anzubieten. „In den Oberstufen ist es ein Pilotprojekt, das wissenschaftlich begleitet und vor jeder Fortsetzung evaluiert wird, das unterstreiche ich ganz klar“, sagt die Landesrätin. Ein verbindlicher Rahmen ist es hingegen für alle Schulstufen, „es gibt schon jetzt Dutzende von Schulen, die Sprachprojekte anbieten, wir wollten hier einfach Kriterien festlegen. Damit tun sich die Schulen bei der Planung und Durchführung dieser Projekte leichter.“

Kriterien müssen stimmen

Stimmen muss nicht nur der Rahmen für die Schulen, auch das Rechtliche gilt es genauestens abzustecken. Kasslatter Mur: „Wir haben den Artikel 19, wir sind eine besondere Schule und das ist zu respektieren.“ Darauf besteht die Südtiroler Polikerin und erläutert die Kriterien, „an denen monatelang gebastelt wurde und die wir uns gut überlegt haben – schließlich geht es um einen verbesserten Spracherwerb der Jugendlichen. Didaktik und Methodik müssen stimmen.“ Sprachlernprojekte müsen vor dem Schulrat mehrheitlich vom Elternrat genehmigt sein und ins Schulprogramm aufgenommen werden. „Jede Schule kann das freiwillig und ganz autonom für sich entscheiden. Wesentlich ist, dass das Muttersprachprinzip, also die Kenntnis der Fachinhalte in der Unterrichtssprache gesichert ist. Lehrpersonen, die zeitweise Sachfachunterricht in der Zweit- oder Fremdsprache erteilen, müssen das Sprachniveau, ein entsprechendes Fachstudium sowie die Kenntnis der CLIL- Didaktik nachweisen," so die Landesrätin. 

Ein Weg zueinander

Paukenschlag oder Baustein, allemal ist es ein Weg um mehr Verständnis zwischen den Sprachgruppen zu schaffen. „Natürlich wollen wir damit erreichen, dass Sprache Spaß macht, dass es ein Weg zueinander ist.“ Damit teilt die Landesregierung klar den Ansatz der italienischen Bildungsreform, der dem Spracherwerb einen großen Stellenwert einräumt. „Genau darum geht es mir“, betont die Schulrätin, „unsere Kinder und Jugendlichen müssen eine hohe Sprachkompetenz aufweisen um für die Zukunft gerüstet zu sein.“ Christian Tommasini bewertet die Entscheidung der Landesregierung positiv: „Über die Projekte kann der Austausch mit den italienischen Schulen verstärkt und das Verständnis der Sprachgruppen ausgebaut werden", so der italienische Schullandesrat.

Dass es kein Politikum ist, das unterstreicht Sabina Kasslatter Mur mehrmals: „Das Ganze passiert ausschließlich im Interesse der Jugendlichen. Wir wollen neue Bildungsmethoden mit klarem Rahmen in der Schule mit deutscher Unterrichtssprache.“ Naturgemäß anders sehen das die Freiheitlichen. Im Pilotprojekt der Landesregierung vermutet die Partei einen langfristigen Immersionsunterricht. Man wolle mit „ständig neuen Ausreden und Versuchen den Immersionsunterricht durchs Hintertürchen durchsetzen“, so der freiheitliche Vorwurf Richtung SVP. Keine Immersion, winkt Kasslatter Mur ab. Der Beschluss sieht den methodischen Zugang über den CLIL-Ansatz. Danach dürfen maximal zwei Fächer und die Hälfte des jeweiligen Jahresstundenkontingent für Zweit- oder Fremdsprachenerwerb benutzt werden. Außerdem überprüft der deutsche Fachlehrer die Kompetenzen in der Muttersprache und nimmt die gesamte Bewertung vor. „Wir sind hier wirklich sehr genau vorgegangen. Auf Vorwürfe von den deutschen Oppositionsparteien sind wir vorbereitet.“

 

 


 

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Gianluca Tucciarone Mi., 10.07.2013 - 09:47

Endlich bewegt sich etwas auch in den deutschsprachigen Schulen. Super Kasslatter-Mur, so was hätte ich mich von dir nie vorstellen können :-) Ich hoffe, dass sich viele deutssprachige Schulen am Projekt beteiligen!!

Mi., 10.07.2013 - 09:47 Permalink
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Cristina Belloni Di., 08.10.2013 - 20:47

Alleluja, perché finalmente qualcosa si muove nella scuola tedesca, dopo che per anni si è cercato in tutti i modi di ostacolare qualsiasi apertura. Forse no, perché se ci fosse stato il vero intento di sostenere il progetto forse non se ne sarebbe data comunicazione alle scuole a inizio ottobre, rendendo di fatto quasi impossibile l'attuazione della sperimentazione almeno per questo anno scolastico.

Di., 08.10.2013 - 20:47 Permalink