Gesellschaft | Ernährung

Glutenfreie Zone

Keine weiteren Maßnahmen für Südtirols Zöliakiepatienten. Der Landtag lehnte einen entsprechenden Gesetzesentwurf ab.
Passirio, Merano
Foto: Landesfeuerwehrverband

Bei immer mehr Menschen wird eine Gluten-Unverträglichkeit nachgewiesen, auch in Südtirol. Rund 1.500 Erwachsene und Kinder leiden an Zöliakie, sagt Brigitte Laner Viehweider von der Südtiroler Zöliakie Gesellschaft. Bauchkrämpfe, Durchfall und starke Blähungen sind die typischen Anzeichen dafür, dass bestimmte Getreidesorten wie Weizen, Roggen oder Gerste nicht vertragen werden; die Krankheit kann nur durch eine strenge Diät in Schach gehalten werden.

Diese Woche wurde von Landtagspräsident Maurizio Vezzali ein Gesetzesentwurf vorgelegt, der weitreichende Maßnahmen für Patienten mit Zöliakie vorsah, etwa die geförderte Ausgabe von glutenfreien Produkten auch außerhalb der Apotheken, Ausbildung und Sensibilisierung, Beiträge zum Umbau der Restaurantküchen sowie ein Verzeichnis der Gaststätten mit glutenfreier Küche. Für Zöliakiekranke sei die Ernährung umständlich und teuer, erklärte Maurizio Vezzali, sie seien ständig dem Risiko ausgesetzt, unbeabsichtigt glutenhaltige Nahrung einzunehmen, da die Kontaminierungsgefahr hoch sei. Für den Gesetzentwurf seien Ausgaben von 100.000 Euro vorgesehen.

 “Es wäre bereits ein Fortschritt, wenn das Angebot an glutenfreien Lebensmitteln erweitert würde,” meint Brigitte Laner Viehweider, deren Tochter an Zöliakie leidet. “Bis heute kann man in Südtirol nur über Apotheken und zwei Spezialgeschäfte Produkte beziehen, das heißt jene Produkte, die über das konventionierte Guthabenkonto verbucht werden können.” Jeder Südtiroler Zöliakie-Patient verfügt über ein monatliches Guthabenkonto des Landes (134 Euro für einen Erwachsenen), mit dem er sich alles für den täglichen Gebrauch besorgen kann – von Nudeln und Brot bis hin zu Süßigkeiten. Die Südtiroler Zöliakie Gesellschaft hat deshalb einen Versuch gestartet, weitere konventionierte Einkaufsmöglichkeiten zu schaffen. “Wir haben bereits mit den Despar-Supermärkten und Bioläden verhandelt, aber eines der spezialisierten Geschäfte für glutenfreie Produkte hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und einen Rekurs dagegen eingereicht.” So bliebe vorläufig nur wieder der Gang in die Apotheke, meint Brigitte Laner Viehweider.

Für ihre Tochter und die vielen anderen Zöliakie-Betroffenen gehöre das dauernde Aufpassen und Sich-Einschränken beim Essen zum Alltag. “Es wäre sehr zu begrüßen, wenn beispielsweise zu den jetzigen drei oder vier Pizzerien und wenigen Restaurants die glutenfrei kochen, noch einige mehr hinzukommen,” meint Laner Viehweider. Dem wird so schnell nicht sein.

Der von Vezzali vorgeschlagene Entwurf wurde zwar von den Landtagsabgeordneten gewürdigt, da es gut sei, das Interesse am Thema wachzuhalten, schlussendlich aber abgelehnt.