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Getreideanbau in Südtirol

Vom zarten Pflänzchen zur stabilen Aussaat: der Getreideanbau in Südtirol ist in den vergangenen drei Jahren seit des Projektstarts von Regiokorn stetig gewachsen.

Von 71 ha Anbaufläche im letzten Jahr auf 90 Hektar im Jahr 2013, und von 268 Tonnen Korn auf 300 Tonnen Ernteertrag heuer: so lautet die Bilanz des Projekts Regiokorn, einer Initiative des Südtiroler Bauernbundes in Zusammenarbeit mit der Laimburg, und getragen vom TIS sowie Europäischen Sozialfond. „Wir wollen den Getreideanbau in Südtirol wieder attraktiv machen,“ erklärt Projektleiterin Bettina Schmid.

Waren es um 1900 noch 30.000 Hektar Getreide, die in Südtirol angebaut wurden, haben mittlerweile Obstbau und Milchwirtschaft den Dinkel und den Roggen fast verdrängt. Doch der Trend hin zu regionalen Produkten, ist im wahrsten Sinne des Wortes Wasser auf die Mühlen der Getreidebauern und ihrer Abnehmer.

„Da wir das Getreide als echte Anbaualternative propagieren wollen, ist es wichtig, gewisse Preise zu garantieren,“ sagt Schmid und erklärt wie das geht. Die Regiokorn hat von Anbeginn an, das heißt von 2011 an, nach Getreideabnehmern gesucht und hat sie in den Bäckern gefunden. 47 engagierte Bäcker machen derzeit mit beim Brotprojekt Regiokorn, sie garantieren den Getreidebauern die Abnahme des Korns. Und das zu einem Preis, der das Doppelte des aktuell gehandelten Marktpreises ist, nämlich 75 Cent pro Kilo Getreide, 20 Prozent mehr bei Biogetreide.“Es ist wichtig, dass die Bäcker hinter dem Projekt Regiokorn stehen, dass sie also ganz bewusst Brot aus Südtiroler Dinkel und Roggen anbieten“.

Diese Wertschöpfungskette muss also garantiert sein, die Veredelung des Korns hin zu Brot und anderen Produkten hält den Preis und damit den Ertrag auf einem höheren Niveau. Der Bauer ist in diese Kette eingebunden und weiß, wieviel er Korn verkaufen wird bzw. dass die Abnahme einigermaßen garantiert ist.

„Jetzt haben wir auch die Nudelhersteller angesprochen und die Bierbrauer, auch sie könnten ihr Bier mit Südtiroler Gerste brauen,“ sagt Bettina Schmid. Der Getreideanbeu eigne sich besonders für jene Bauern in den wasserarmen Gegenden des Pustertals, Eisacktals und des Vinschgau. Getreide lässt sich gut im Wechsel mit Kartoffeln anbauen; mit der Pustertaler Saatbaugenossenschaft gibt es ein Abkommen, um Maschinen und Netzwerk zu nutzen. So sind viele Kräfte in Regiokorn eingebunden, das ist die Stärke des Projekts und gleichzeitig seine Schwäche, wenn etwa das Interesse der Bäcker und der Brotkäufer am Regiokorn-Brot nicht ständig wachgehalten wird.

Wie es anders geht, zeigt die Initiative Kornkammer Vinschgau, in der nur Biogetreide angebaut wird und wo die Bauern keinerlei Garantie für die Abnahme haben. Etliche der Vinschger Dinkel- und Roggenbauern sind bei beiden Projekten dabei, als Konkurrenz verstehe man sich auf keinen Fall. „Wir von Regiokorn haben sicherlich den pragmatischeren Ansatz, wir wollen die Wertschöpfung von Getreide im Land erhöhen,“ meint Bettina Schmid. Und wenn sich erst diese Wertschöpfungskette Mühle-Bauer-Abnehmer etabliert hat, lasse man das Kind „Regiokorn“ alleine laufen, ohne TIS- und ESF-Unterstützung.

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Michael Bockhorni So., 15.09.2013 - 11:13

schade nur, dass der preis für einen 25kg roggen bei der meraner mühle sack fast doppelt so hoch ist wie für einen sack bio roggen aus deutschland.

So., 15.09.2013 - 11:13 Permalink