Kultur | Interview

Der Südtiroler Künstlerbund wird 70

Interview mit Lisa Trockner, die dieses Jahr ihr 10jähriges Jubiläum als Geschäftsführerin beim SKB feiert.

Wie wird der SKB das Jubiläumsjahr zelebrieren?

Lisa Trockner: Zum 70-jährigen wird es im Herbst eine Gemeinschaftsausstellung in der Hofburg und im ehemaligen Gefängnis in Brixen geben. Wir arbeiten gemeinsam mit jungen Künstlern an diesem Projekt. Das Thema der Ausstellung ist „Garten“. Die Ausschreibung werden wir in Kürze aussenden! Neu ist in diesem Jahr der SKB Preis, der erstmalig anstelle des Kunst am Bau Preises ausgeschrieben wird.

1946 hat eine kleine Gruppe Südtiroler Künstler den SKB als „unpolitische Vereinigung von Künstlern der deutschen und ladinischen Sprachgruppe der Provinz Bozen“ gegründet. Spielt die Sprachgruppenzugehörigkeit der Künstler_innen auch heute noch eine Rolle?

L. T.: Statuarisch festgelegt ist der Künstlerbund ein Verein für deutsche und ladinische Künstler. Das Kultur(förder)system in Südtirol funktioniert nach wie vor nach diesen Kriterien, dabei ist die Realität eine andere. Im Jahr 2006/07 haben wir an einem neuen Leitbild gearbeitet wo wir unter anderem festgehalten haben, dass wir über die Sprachgrenzen hinaus arbeiten wollen. Die Amtssprache des Vereins ist Deutsch, die Kommunikation nach außen ist natürlich zwei-, manchmal auch dreisprachig. Wir haben als Verein eine sehr offene Struktur. Wenn wir Ausstellungen organisieren, oder Wettbewerbe, Preise etc. ausschreiben sind diese für alle offen, also nicht nur für die Mitglieder des SKB. Teil eines Vereins zu sein ist nicht jedermanns Sache. Zurzeit haben wir über 360 Mitglieder aus den verschiedenen Bereichen Architektur, bildende Kunst, Musik und Komposition und Literatur.

Du arbeitest jetzt bereits seit 10 Jahren als Geschäftsführerin für den SKB. Was war bzw. ist Dir persönlich wichtig und welche Agenda verfolgt ihr als Verein?

L. T.: Mein Anliegen war und ist es mit dem Künstlerbund junge Künstler_innen, also den Nachwuchs zu fördern. Ich finde in den letzten zehn Jahren konnten wir in diese Richtung einiges bewegen. Als ich mit 27 Jahren beim SKB angefangen habe, war dort kaum jemand jünger als ich. Mit dem Projekt „START“ werden junge Positionen ausgestellt, die noch nicht die Möglichkeiten, oder wenig Möglichkeiten hatten im institutionellen Rahmen ihre Arbeit zu präsentieren. An die 40 Künstler_innen haben wir so im Laufe der Jahre gefördert. Für viele war der SKB wie gesagt die erste Anlaufstelle, die erste Möglichkeit an einer professionell organisierten Ausstellung teilzunehmen. Mich freut es sehr, dass sich gerade in letzter Zeit viele junge Künstler_innen bei uns bewerben. Als Verein verfolgen wir in dem Sinn keine künstlerische Linie oder bestimmte Agenda. Wir können sehr experimentell arbeiten und Dinge einfach auszuprobieren, das ist ein großer Vorteil. Wir sehen unsere Aufgabe darin zu zeigen was auf dem Gebiet der Gegenwartskunst in allen Disziplinen aktuell passiert. Der Künstlerbund wird heute nicht mehr so wie vielleicht früher als altbackener Verein wahrgenommen. Ich denke vielleicht eher als Leuchtturm, der auf dem Territorium einen fixen Standpunkt hat. Unsere Mitglieder sind in der ganzen Welt verstreut und wir senden ihnen Impulse und Signale und sind für Projektvorschläge offen, geben Hilfestellungen und fordern und organisieren die Umsetzungen. Es geht vor allem um den Austausch von Informationen, das Netzwerk, das wir versuchen ständig zu erweitern. Wir möchten eine Anlaufstelle sein für die Künstler_innen und sie dabei unterstützen ihre Ideen zu verwirklichen. Flexibilität und Dynamik sind uns sehr wichtig, auch wenn wir ein beständiger Verein mit 70jähriger Geschichte sind. 2018 werden wir voraussichtlich ins Waaghaus umziehen. Dieser Ortswechsel bietet sicher nochmal mehr die Gelegenheit unsere Struktur zu überdenken, um somit verstärkt auf die Bedürfnisse der Künstler_innen eingehen zu können.

Wie sehen diese Bedürfnisse aus?

L. T.: Gerade erleben wir, dass viele Projekte unterschiedlicher Bereich wie bildende Kunst, Literatur, Komposition etc. verknüpfen möchten. Ein interdisziplinärer Ansatz ist immer mehr gewünscht. 2016 wird es mehrere Veranstaltungen geben die diesen Ansatz verfolgen. Auch unsere nächste Veranstaltung Transitory bringt Literat_innen, Komponist_innen und bildende Künstler_innen zusammen. Im Frühjahr werden wir in Zusammenarbeit mit den Filmtagen eine von Martin Hanni kuratierte Ausstellung zum Thema Film in der bildenden Kunst in der Galerie Prisma zeigen.

Für die derzeitige Ausstellung Doppelpass 6x2 Positionen – Rückspiel haben sechs in München lebende Südtiroler Künstler_innen jeweils das Werk eines Kollegen oder einer Kollegin, die ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt lebt, ausgewählt. Das „Hinspiel“ wurde bereits in München gezeigt...

L. T.: Das ist ein weiteres Anliegen des Künstlerbunds. Wir versuchen ganz klar Kooperationen zu forcieren - sei es mit anderen öffentlichen Institutionen im In- und Ausland, oder mit privaten oder auch kunstfernen Organisationen. In den letzten Jahren haben wir vor allem Projekte im deutschsprachigen Ausland realisieren können. Dieses Jahr, also wenn es uns gelingt, wird es ein großes Ausstellungsprojekt in Moskau geben. Wir möchten dort 14 Positionen aus den Bereichen bildende Kunst und Architektur zeigen. Der Ausstellungsraum ist großartig, er gehört zum staatlichen Architekturmuseum und befindet sich mitten in Moskau in der Nähe des Roten Platz.