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Mit WhatsApp und Vertrauen

Im Eggental vertreiben Landwirtinnen und Landwirte schon seit Anfang 2022 ihre Produkte über WhatsApp. Gastwirte und Hoteliers können die Produkte über den Kurznachrichten-Dienst erstehen. Warum man sich für diesen Weg entschieden hat?
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  • Seit Anfang 2022 gibt es das Projekt „Eggental Taste Local“: Landwirtinnen und Landwirte vertreiben ihre Produkte über WhatsApp, Gastwirtinnen und Hoteliers können die Produkte über den Kurznachrichten-Dienst erstehen. Warum man sich für diesen Weg entschieden hat, erklärt Stephanie Völser, seit Anfang 2024 Direktorin von Eggental Tourismus, im Interview.

  • (c) Südtirol / Alto Adige

  • Interview mit Stephanie Völser, Direktorin von Eggental Tourismus

    Das Projekt „Eggental Taste Local“ nahm Anfang 2022 Gestalt an. Aber wie kam es zu der Idee, landwirtschaftliche Produkte über WhatsApp zu vertreiben?

    Im Rahmen unserer „Eggental 2030 Strategie“, einem Plan, wie wir das Eggental nachhaltig in die Zukunft führen, haben wir besprochen, wie wir die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus fördern können. Zwei findige Frauen aus Welschnofen – eine Bäuerin und eine Gastronomin – hatten sich im Vorfeld schon zusammengetan. Sie hatten im Ort einen kleinen Kreislauf in Gang gebracht, indem sie bäuerliche Betriebe mit Hotels und Restaurants vernetzt hatten. Dann ist Eggental Tourismus in Spiel gekommen und 2022 wurde dieses Projekt auf das ganze Eggental, sprich auf das Gemeindegebiet von Welschnofen, Deutschnofen und Karneid ausgeweitet.

    Was waren die ersten Schritte?

    Wir haben zuerst je eine Koordinationsperson aus der Gastronomie und eine für die bäuerlichen Betriebe gesucht. Heute sind es drei für jede Seite plus eine Mitarbeiterin von Eggental Tourismus, die auch Teil des Koordinationsteams ist. 

    Welche Produkte werden über die WhatsApp-Gruppe vertrieben?

    Hauptsächlich Gemüse und Obst, aber auch Beeren und Eier. 

    Seid ihr untereinander auch in Kontakt – über die WhatsApp-Gruppe hinaus – und trefft euch regelmäßig?

    Kommunikation ist extrem wichtig. Wir haben mit unserem Projekt beim Wettbewerb „Gemeinsam für unsere Zukunft“, der von den Südtiroler Raiffeisenkassen mit der Plattform Land ausgeschrieben wurde, den dritten Platz belegt. Mit dem Preisgeld haben wir einen Aperitif für alle Partnerinnen und Partner veranstaltet, weil uns der Austausch untereinander sehr wichtig ist. Auf dieser Veranstaltung haben wir auch das Feedback zu unserer neuen Idee eingeholt: Uns Koordinatorinnen und Koordinatoren wurde bald klar, dass wir noch eine Plattform brauchen – eine, auf der nicht Gemüse, sondern andere Produkte vertrieben werden, die auch nicht zwingend in der Gemeinde produziert werden. Ende Februar 2024 wurde der Chat aktiviert. Alle Gastro-Partner sind dabei und angeboten werden Marmeladen, Getreide und Nudel, aber auch Ziegenkäse. Der Verkauf läuft direkt über die Bäuerinnen und Bauern.

    … während beim „Gemüsechat“ alles über eine Koordinationsperson läuft. 

    Ja genau. Im Gemüsechat sind auf der Seite der Landwirtschaft nicht die bäuerlichen Betriebe selbst vertreten, sondern nur drei Personen – eine für jede Gemeinde –, die für die Koordination verantwortlich sind. Die drei nehmen auf, was an Obst und Gemüse zur Verfügung steht, stellen die Angebote in den Chat und die Hotels oder Restaurants können bestellen.

    Was gehört noch zu den Koordinations-Aufgaben?

    Neben den drei Personen, die Produkt-Seite koordinieren, gibt es auch drei Zuständige für die Gastro-Koordination. Sie hatten am Anfang die Aufgabe, Personen für das Projekt zu gewinnen. Sie holen Feedback ein und besprechen es mit den Partnern. Alle drei stammen selbst aus der Gastro-Szene und haben daher das notwendige Know-how, kennen die Bedürfnisse der Hoteliers sowie Gastwirtinnen und Gastwirte. Die Bauern-Koordinatoren wiederum wissen, was die Landwirtinnen und Landwirte brauchen: So entsteht ein Austausch zwischen den Sparten.

    Die Koordination klingt sehr aufwändig …

    Ja, absolut. Und man muss bedenken, dass alle Beteiligten das ehrenamtlich machen. Aber sie glauben an dieses Projekt und sehen den Sinn darin. 

    Wieviel Landwirtschafts- und Gastrobetriebe sind dabei?

    Gastrobetriebe 30, Höfe um die 14 bis 15. Wir sind zufrieden so, es sind aber eher zu wenig Produkte für die Abnehmer. Bäuerliche Betriebe können gerne noch ein paar dazukommen. Ich würde noch gern Gastrobetriebe aufnehmen, aber es fehlt einfach die Menge an Produkten.

    Gibt es Aufnahmekriterien?

    Ja, seit letztem Sommer. Anfangs haben wir darauf geachtet, dass das Projekt läuft, bald wurde uns aber klar, dass wir Rahmenbedingungen schaffen müssen, an die sich alle halten müssen: Die Bäuerinnen und Bauern dürfen keine chemischen Düngemittel benutzen. Ihre Höfe müssen aber keine zertifizierten Biohöfe sein, dafür sind sie oft zu klein. Und die Restaurants und Hotels dürfen sich erst offiziell „Partner“ nennen und unser Logo verwenden, wenn sie mindestens 10-mal bei uns bestellt haben. Vertragliche Bindung gibt es zwischen den Partnern aber keine, alles basiert auf Vertrauen.

    Wie legt ihr die Preise fest?

    Zuallererst ist uns ein fairer Preis wichtig. Die bäuerlichen Betriebe und die Koordinatoren setzen ihn fest. Zu Beginn der Saison wird er an alle Gastro-Partner geschickt. Daran wird nicht gerüttelt und er wird nicht jedes Mal neu ausgehandelt.

    Habt ihr schon über eine Alternative zu WhatsApp nachgedacht?

    Wir haben uns Gedanken gemacht, wir möchten aber momentan kein Geld in die Hand nehmen. WhatsApp ist auch praktisch: Es ist sehr direkt, fast alle haben es, du brauchst kein Password, keinen Usernamen. Durch den Chat entwickelt sich auch eine Art Gemeinschaftsgefühl, das würde sich auf einer anonymen Plattform wohl nicht so einfach entwickeln. Ich glaube, dass das einer der Gründe ist, warum es funktioniert. 

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