Politik | Wir und unsere Nachbarn

Luis Gorbatschow

Ob wir es jetzt Nachhilfeunterricht in Sachen Autonomie oder Autonomie-Entwicklungshilfe nennen, sei einerlei. Aber es ist dann doch auch eine bemerkenswerte Retroperspektive auf die Entwicklung der Südtiroler Autonomie und Durnwalders Autonomieverständnis, die ihren Platz in zeitgeschichtlichen Videotheken finden sollte.

Luis Durnwalder als auch Michail Sergejewitsch Gorbatschow mögen mir den unsäglichen Vergleich verzeihen, aber so gelöst und unbelastet wie damals Gorbatschow nach seiner Amtszeit durch die Welt tourte und der Welt Sowjetunion und Russland erklärte, so hilfreich war zum gegenseitigen Verstehen im Kleinen wohl auch diese Rede unseres Ex. Gehalten hat sie Durnwalder beim zweiten Kongress der Belluneser Autonomisten (BARD) in Pedavena am letzten Samstag.

Wem 25 Minuten Video zu lange sind, dem sei wenigstens Durnwalders Zusage „Noi siamo i vostri primi alleati“ und auch sein Witz „Abbiamo buoni rapporti con l’Austria, con la Germania e in parte anche con l’Italia.“ mit auf den Weg gegeben. Oder das „lo potremmo fare subito, se solo volete, e se ci fosse un ente…”, dem der BLOZ unlustig dazufügt:

(certo, ci vorrebbe un ente con una guida politica legittimata dal voto popolare e non un consorzio di sindaci com’è diventato oggi l’ente provinciale dopo la sciagurata approvazione del ddl Delrio; consorzio di sindaci che, al massimo, può interessarsi di fare la raccolta differenziata – per dire – ma non certamente mettere in piedi e gestire politiche e collaborazioni interprovinciali di ampio respiro) 

Nein, es war nicht das erste Mal, dass Durnwalder sich mit Vertretern des BARD traf, bereits damals und dort. Von Arno Kompatscher ist während seiner ersten 100 Tage selbiges noch nicht überliefert. Ob die zwei sich da abgesprochen hatten, ob Durnwalder rein als Privatmann vorsprach oder doch in quasi offizieller Mission, muss erst noch ergründet werden.

 

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Martin B. Fr., 18.04.2014 - 00:06

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Z.B. demonstrativ Vertreter der drei Belluneser "Tiroler" Gemeinden in den Dreier-Landtag kooptieren?
Kontaktaufnahme mit Unabhängigkeits-Aktivisten (Un-Parteiische) im Veneto, um die "banalen" Interessen der (Ex)Tirolesi zu erklären und Synergien auszuloten. Meist amüsant, manchmal ernst, auf jeden Fall interessant die Sichtweise von Paolo Primon zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=RZm0mmDalrk

Fr., 18.04.2014 - 00:06 Permalink
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Benno Kusstatscher Sa., 19.04.2014 - 00:36

Antwort auf von Martin B.

Interessantes Interview. Ich bin bei solcher Rethorik immer etwas vorsichtig, auch wenn er Recht hat, dass sich unsere ethnischen Konflikte erst mit nationalem Gedankengut dramatisiert hatten und kein Urproblem der Bevölkerung darstellten. Die Solidarität mit dem nach mehr Eigenständigkeit (zwischen Independenza und Autonomia wird dort begrifflich nicht so unterschieden) strebenden Venetien ist angebracht, allerdings muss man Venedigs Tendenz zu regionaler Vormachtsstellung bzw. regionalem Zentralismus (capitale del Nordest) nicht unbedingt mögen.
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Ja, Beobachterstatus des Suramunts im Dreierlandtag, gerne, warum nicht auch im Landtag? Und warum sollte nicht ganz Belluno so wie Vorarlberg den Beobachterstatus bekommen? Warum solidarisieren wir uns lieber mit den Independisti der Pianura, als mit den Autonomisten der Nachbartäler? So wie Venetien die Belluneser behandelt, so wie sie den Trentinern die Valdastico aufzwingen wollen, ... tun wir gut daran, zwischen Suramunt und Venetien auch Belluno als Graustufe in Wahrnehmung zu sehen.

Sa., 19.04.2014 - 00:36 Permalink
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Martin B. Sa., 19.04.2014 - 02:27

Antwort auf von Martin B.

Vollkommen einverstanden: Kooptierung/Beobachterstatus des Suramunt (Landtag Südtirol) und Belluno (Dreierlandtag). Sicherlich gibt es im Veneto Größenwahnsinnige (bzw. den eigenen Status Überschätzende, siehe auch bei uns...), aber ich denke es finden sich auch jene die Independenza und Autonomia etwa rationaler angehen. Auf jeden Fall würde es uns gut tun, wenn es mehr uns wohlgesinnte Veneter und Lombarden gäbe. Zuallererst muss das Neidschüren (von Rom SEHR wohlwollend gesehen) aufhören!

Sa., 19.04.2014 - 02:27 Permalink
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Benno Kusstatscher Sa., 19.04.2014 - 09:22

Antwort auf von Martin B.

Wenn das mit dem Neidschüren von Rom gewollt ist, dann haben die einen verdammt guten Job gemacht. Ich werde das Bild vom Schulbuben nicht los, der am Rockzipfel der Mama Rom hängt und heult:"die anderen mögen mich nicht", anstatt die Nachbarschaftsbeziehungen eben selbst in die Hand zu nehmen und *autonom* zu gestalten.

Sa., 19.04.2014 - 09:22 Permalink