Wirtschaft | Klinch zwischen HGV und Bauernbund

Stich den Bauern?

Während HGV-Präsident Pinzger und Leo Tiefenthaler vom Südtiroler Bauernbund sich in Vorwürfe machen üben, denken Bäuerinnen und PrivatzimmervermieterInnen praktisch „es kommt allen zu gute.“
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Foto: LPA/Fabio Brucculeri

Der Hofer Hof in Feldthurns liegt auf 650 Höhenmetern, vier Ferienwohnungen vermietet die Familie Pliger seit knapp zehn Jahren. Daneben die Landwirtschaft und fünf Kinder. Gabi Pliger, Bäuerin mit Leib und Seele, hat einen klaren Standpunkt zur derzeitigen Debatte zwischen HGV und Bauernbund: „Die Bettenaufstockung ist ja freiwillig, sie betrifft nicht nur uns vom Urlaub auf dem Bauernhof, sondern auch die Hotels und Privatzimmervermieter. Aufstocken dürfen alle, ich finde das überhaupt nicht ungerecht.“

Höhenmeter reichen nicht aus

Manfred Pinzger, Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverband, sieht das anders. In einem Gespräch mit der Tageszeitung Dolomiten sagt er, die Politik habe einen gravierenden Fehler gemacht, wirft der SVP Wahlkampfstrategie vor und stellt gleichzeitig klar, dass er "der Landwirtschaft gegenüber absolut positiv eingestellt" sei. Was nicht angehe, sei einmal die steuerliche Benachteiligung der Zimmervermieter, und außerdem sollten nur Bergbauern gefördert werden. Darauf hat Gabi Pliger eine Antwort: „Wenn der HGV sagt, es sollen nur Bergbauern die Möglichkeit haben, mehr Betten anzubieten, dann muss ich dem widersprechen. Bergbauern zu unterstützen ist wichtig, aber man kann nicht nur nach Höhenmetern vorgehen. Wir zum Beispiel haben nur Steillagen in den Weinbergen und liegen auf 650 Metern. Da kann kein Traktor fahren.“

Genuss für alle

Von einer Benachteiligung für die Privatzimmervermieter möchte Esther Mutschlechner nicht sprechen. Als Obfrau des Verbands der Privatvermieter Südtirols (VPS) sagt sie über die Möglichkeit, die Anzahl der Wohnungen von vier auf fünf und die der Zimmer von sechs auf acht zu erhöhen: „In den Genuss kommen wir ja auch. Ich kann da nichts Gegenteiliges sagen.“ Wünschenswert wäre jedoch, dass auch nicht-gewerbliche Betriebe von denselben Rahmenbedingungen profitieren, wie die Bauern, so Mutschlechner. Streitpunkt in der Debatte sind in erster Linie die staatlich festgelegten Steuererleichterungen für bäuerliche Betriebe. Pinzger spricht von einem „enormen Steuerdruck“ auf kleine Beherberungsbetriebe, Esther Mutschlechner aus Reischach meint dazu: „Die Vehemenz von Herrn Pinzger erkläre ich mir so: Er hat einfach Sorge vor einer Wettbewerbsverzerrung.“

Wer ist wem am nächsten?

Gabi Plieger möchte auch hier Rede und Antwort stehen: „Ich verstehe nicht, warum wir immer als Konkurrenten gesehen werden, unsere Zielgruppe ist ja eine ganz andere. Wir kommen den Hotels gar nicht in die Quere. Unsere Gäste haben oft kleine Kinder, kochen zu Hause. Wenn sie auswärts essen gehen, geben wir die Kartln vom Hotel aus, da profitieren ja auch wieder andere.“ Außerdem sei die Vermietung der Wohnungen „ein Nebeneinkommen – bei uns ist es ja an die Landwirtschaft gekoppelt. Nur Bauern können Urlaub auf dem Bauernhof anbieten. Wir haben da ja auch eine doppelte Belastung.“ Dies kann die Obfrau der Privatzimmervermieter so nicht stehen lassen: „Eine doppelte Belastung hat heute wahrscheinlich jeder. Die Frauen, die privat Zimmer vermieten, haben auch Familie, Kinder zu versorgen und üben daneben oft noch eine Arbeit aus.“ Esther Mutschlecher ist sich ihrer Sache sicher und kommt Bauernbund Obmann Leo Tiefenthaler zu Hilfe: „Landauf, landab werden es nicht so viele sein, die die Bettenaufstockung ausschöpfen.“ Tiefenthaler denkt an 30 von 600 Urlaub-auf-dem-Bauernhof Betrieben, die die neue gesetzliche Regelung anwenden werden. Vviel Lärm um Nichts also?

Für die Familie Plieger steht die mögliche Aufstockung noch nicht zur Debatte. „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Es ist ja auch eine Kostenfrage und eine Zeitfrage, die man da abklären muss.“ Fest steht für die Eisacktaler Bäuerin eins: „Unsere Ferienwohnungen würden wir nie mehr hergeben.“