Kultur | Gastbeitrag von Andreas Pichler

Karl Baumgartner der Film-Partisan

Am 18. März ist Karl Baumgartner, einer der größten deutschen Filmproduzenten nach langer Krankheit gestorben. Der Bozner Regisseur Andreas Pichler hat mit ihm zusammengearbeitet und beschreibt ihn als einen außergewöhnlichen Menschen.

Ich sah Karl Baumgartner, für alle kurz “Baumi”, zum letzten Mal im “Sale e Tabacchi” in Berlin vor wenigen Wochen nach der berührenden Preisverleihung für seine Verdienste während der Berlinale. Baumi saß an jenem Abend inmitten seiner Freunde aus aller Welt und war glücklich, das spürten wir, auch wenn wir alle ahnten, es wird so etwas wie das letzte Abendmal sein.

Was mich zuletzt berührte war, als er am Beginn seiner – leise und von der Krankheit gebrochen Dankesrede - sagte, worauf er in seinem Leben besonders stolz sei, dass er und die legendäre Pandora Film aus Köln auch in schwierigen Zeiten nie Mitarbeiter entlassen musste. Baumi war eine besondere Persönlichkeit, der eine Draht zu den verrücktesten Menschen hatten, wie dem finnische Regisseur Aki Kaurismaki, oder Emir Kusturica, dessen Film „Underground“ ihm die Goldene Palme in Cannes einbrachte.

Baumi produzierte die Stars des Europäischen Autoren Kinos bevor sie wirklich bekannt wurden und suchte immer wieder nach neuen Talenten. Vor wenigen Jahren den Dokumentarfilmer Sergey Dvortzevoy dessen Film „Tulpan“ zu einem großen Festival Erfolg wurde. Obwohl die Filmarbeiten in der kasachischen Steppe unvorhergesehen über zwei Jahre dauerten, fand Baumi immer neue Geldmittel um den Film weiter zu finanzieren. Er konnte die härtesten Kommissionen aber auch skurrilsten private Geldgeber für seine Projekte gewinnen. Dabei ging es Baumi immer um die Sache. Die Visionen der Autoren und ihre Realisierung war das, was ihn um die halbe Welt reisen ließ. Daher gibt es wohl kaum einen Europäischen Produzenten der so viel Hochachtung erfahren hat wie er, quer durch alle Länder und Kontinente.

Baumi, dem die Filme immer wichtiger waren als sein Ego hatte einen besonderen Draht zu jüngeren Menschen. So haben auch wir ihn für die Sache Film in Südtirol gewinnen können. Er legte sich für die Schaffung des Filmfonds bei der BLS ins Zeug. Wurde Ehrenmitglied der FAS. Gemeinsam gründeten wir die Echo Film in Bozen, mit dem Ziel, Südtiroler Geschichten für ein internationales Publikum zu erzählen. Baumi, der mit 16 Jahren aus Bruneck per Autostop nach München fuhr, um sich die neuesten Filme im Kino anzusehen, hat seinen Bezug zu Südtirol immer beibehalten. Letztens wurde dieser Bezug durch die Filmprojekte wieder konkret. Wir werden sie in seinem Geiste weiterführen.