Politik | SVP im Wahlkampf

SVP wählen: „S'Bliaml unkraizn“

Im Namen des "Bliamls" machten Call Center Damen für die SVP mobil. "Hätten wir uns sparen können", sagt Hans Christian Oberarzbacher." Doch es wird an anderen Stellen fleißig weitergesammelt, Menschen, die leise Stimmen haben, zum stramm Stehen verpflichtet. SVP macht müde Wähler munter.

Die Wahlen stehen vor der Tür. Da zählt jede Stimme. Und sei sie erschlichen und erstohlen, Hauptsache Edelweiss ankreuzen. An den Zusammenhalt wird appelliert, das Latzfonser Callcenter SinfoTel unter der Leitung von Brigitte Brunner hat den Auftrag erhalten. Im Namen der SVP werden Stimmen eingetrieben. Hans Peter Munter, Wahlkampfleiter der Regierungspartei nennt es „eine Erinnerungsaktion“. Die ja auch schon wieder vorbei ist.

Im Namen der Heimat, im Namen der SVP telefonierte eine Genossenschaft von Frauen mit SVP-Mitgliedern. Munter erklärte am 18. Oktober gegenüber der Tagesezeitung Dolomiten. „Das Call-Center hat nur eingeschriebene Mitglieder aus der seit langem bestehenden Datenbank unserer Partei angerufen.“ Nicht goutiert von allen, BürgerInnen beschwerten sich, die Freiheitlichen polterten. Und auch Eingeständnisse der SVP-KandidatInnen. Arnold Schuler sagt: "Die Telefonaktion der SVP war wohl gut gemeint und so weit ich weiß, sollten SVP-Mitglieder angerufen werden. Am Ende aber wohl keine gute Aktion." Magdalena Schwellensattel gibt sich parteiischer: "Grundsätzlich muss ich sagen, ärgern mich telefonische Werbeaktionen auch. Würde die Aktion, aber nicht überbewerten. Wir reden hier über eine Formsache und nicht über Inhalte. Hans Christian Oberarzbacher nimmt sich kein Blatt vor den Mund: "Rechtlich zwar in Ordnung, hätten wir uns aber sparen können! Bin erschrocken und habe mich dagegen ausgesprochen! Sowas sollten wir nicht machen! Es wird jetzt eingestellt..."Auch Stefan Hofer sagt: "Wusste nichts davon. Denke nicht, dass das viel bringt."

"Rechtlich zwar in Ordnung, hätten wir uns aber sparen können! Bin erschrocken und habe mich dagegen ausgesprochen! Sowas sollten wir nicht machen! Es wird jetzt eingestellt..." (Hans Christian Oberarzbacher)

SVP? Nein danke!

Wählermobilisierung sei ja wohl die Pflicht einer Partei, meinen andere. Nur ist mancher SVP-Wähler mittlerweile von der Heimat, der Erneuerung und dem Zusammenhalt nicht mehr gar so überzeugt. Manche Anrufer hätten klar gestellt, dass sie informiert sind und kein Telefonat wünschen. Hörer aufgelegt, heißt das mit anderen Worten. Wähler wurden scheu gemacht, zusätzlich verärgert? Doch geworben, wir schon seit Wochen. Landauf, landab Fotos geschossen. Mit Priestern, Klosterfrauen, mit Lederhosenträgern und Krawattenknüpfern, mit StudentInnen, mit Senioren, mit Frauen sowieso. Beim Feiern wird abgedrückt, beim Ernten, beim ernsten Reden und beim lustigen Schäckern. Immer mit dabei, immer mitten drinnen: VertreterInnen der SVP. Man zeigt Präsenz, Bürgernähe, suggeriert unkompliziertes Zusammensein, ein Volk eben, das zusammen gehört.

Stramm stehen und zuhören

Zuhören müssen andere. Am Freitag,18. Oktober,  war im Pustertal feiern angesagt. Zumindest die politische Riege, ließ sich hochleben. Anlass für eine perfekte Wahlinszenierung: die Geschützte Werkstatt im Sozialzentrum Trayah feiert in diesem Jahr ihr 40jähriges Bestehen. Eigentlich hätte am 8. Dezember, der alljährliche Weihnachtsmarkt findet an dem Tag im Trayah statt, die Party über die Bühne gehen sollen. Im Mittelpunkt sollten die Heimbewohner stehen, sie, die Werkstattmenschen. Doch man entschied sich um. So kurz vor den Wahlen macht sich ein Besuch von Landeshauptmann Durnwalder, der tags zuvor mit den Obdachlosen gefrühstückt hatte und Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler doch hervorragend. In Position bringen sich gleichzeitig auch schon die Bürgermeisteranwärter, sollte Tschurtschenthaler der Sprung in den Landtag gelingen. Präsident der Berzirksgemeinschaft Roland Griessmair überreichte Durnwalder die Goldene Ehrennadel, Gemeinderat Andreas Mariner bekundete lauthals  Interesse am eventuell frei werdenden Bürgermeisterstuhl.

Stramm stehen und zuhören. Hörer auflegen ist in diesem Fall keine Option, auch umdrehen und weitergehen, funktioniert nicht. Manche Menschen können nicht selbst entscheiden, sind auf Hilfe angewiesen.„Is Bliaml unkraizn“, wird dann vorgesagt. Das ist einprägsam, und einfach. Der Durnwalder ist auch da, Vertreter des „Bliamals“. Dass er gar nicht mehr kandidiert, wer weiß es schon? So schauen solide Wahlempflehlungen aus. Oder Erinnerungsaktionen.